Unauffällige Mitbewohner Unauffällige Mitbewohner: Kommoden verbergen wahre Werte im Inneren

Köln/dpa. - Sie sind die Lückenbüßer der Inneneinrichtung: Kommoden füllen überall da die Nischen, wo Schränke oder Regale eine Nummer zu groß sind. Die wahren Werte einer Kommode - neue Entwicklungen und technische Raffinessen - kommen oft erst zum Vorschein, wenn Schubladen herausgezogen und Türen geöffnet werden, wie die aktuellen Entwürfe der Designer zeigen.
«Eine Kommode ist etwas anderes als ein Handy, das nur drei Monate auf dem Markt ist», sagt der Designer Werner Aisslinger aus Berlin. «Man muss davon ausgehen, dass so ein Möbelstück 10 bis 15 Jahre in der Wohnung steht», so Aisslinger, der zusammen mit dem Hersteller Interlübke aus Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) in diesem Frühjahr das Kommodensystem «Cube» auf den Markt gebracht hat. «Eine Kommode sollte kein affektiertes Einzelstück sein, sondern ein Teil der Architektur werden.»
«Gefragt sind heute Möbel, die sich überall wieder aufs Neue einfügen in die Wohnwelt», sagt auch Irene Fromberger von der Pressevertretung des Unternehmens Rolf Benz aus Nagold (Baden-Württemberg). Komplette Schrankwände und Einbausysteme seien für häufige Umzüge nicht geeignet. «Moderne Möbel sollten leicht und nicht zu groß sein und sich gut auf- und abbauen lassen.»
An diesen Bedürfnissen ist auch die neue Serie «Travel» des französischen Unternehmens Ligne Roset mit Deutschlandsitz in Gundelfingen (Baden-Württemberg) ausgerichtet. Die vom Designerteam Pagnon und Pelhaitre entworfene Linie mit geriffelten Oberflächen in Aluminium oder Weiß besteht aus Kommoden, Containermöbel und einem Nachttisch. Laut Ligne Roset sind sie für moderne Stadtwohnungen gedacht und können durch angebrachte Rollen leicht verrückt werden.
Ebenfalls auf Flexibilität setzt der Schweizer Designer Alfredo Häberli, der für die Firma Classicon aus München ein in zwei Richtungen ausziehbares Sideboard entworfen hat. «Nemea» lässt sich stufenweise von 1,80 Meter bis auf 2,64 Meter Breite verlängern. «Das Möbel soll sich verschiedenen Raumsituationen anpassen», so Häberli.
Eine Wohnlandschaft steht bei der italienischen Firma Molteni aus Mailand im Mittelpunkt. Die schlicht «2020» getauften Schubladenmöbel können freischwebend an der Wand befestigt werden, sind aber auch mit Stahlgestell erhältlich. Wahlweise werden die Möbel in Eichenholz, Kirschbaum- oder dunklem Wengéholz geliefert.
Ein kleines Verwirrspiel liefert der Designer Rodolfo Dordoni dem Betrachter mit seinem Aufbewahrungsmöbel aus der für die italienische Firma Casamilano entworfenen Kollektion «Black & White». Die wie ein Felsblock anmutende Kommode lässt sich von zwei Seiten öffnen.
Ähnlich verhält es sich bei dem Kommodensystem «Cube» von Werner Aisslinger, das sogar von allen vier Seiten geöffnet werden kann. Es besteht aus Quadern verschiedener Formate, die miteinander kombiniert werden können. Äußerlich wurde auf jegliche Spielerei verzichtet: «Cube» steht auf einem unauffälligen Sockel, und so genannte Schattenfugen verbergen die Griffleiste zum Öffnen.
Ist das Äußere auch schlicht, finden sich bei hochwertigen Kommoden innen umso mehr Details. Die Schubladen der Rolf-Benz-Serie «Evolution» können nicht nur durch einen Vollauszug komplett geöffnet werden, sie sind auch mit einer Art Stoßdämpfer versehen, der unter anderem geschirrschonend die Bewegung beim Schließen verlangsamt.
«Das ist wie bei einem Sportwagen», beschreibt Aisslinger das Innere der High-Tech-Möbel. Nur dass sich etwa im «Cube» statt eines PS-starken Motors passende Schaumstoffeinsätze für Geschirr und beleuchtete Flaschenhalterungen befinden. Die Beleuchtungsblenden an Türen oder Abdeckplatten werden zudem mit einem Tiptronic-Schalter aktiviert - und der findet sich ja auch in manchem Auto.