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Tropische Pflanzen Tropische Pflanzen: Krumme Sachen in Haus und Garten

Von Helga Panten 06.07.2006, 16:54
Kein Baum, sondern eine Staude - der scheinbare «Stamm» der Banana besteht in Wirklichkeit aus gerollten Blättern. (Foto: dpa)
Kein Baum, sondern eine Staude - der scheinbare «Stamm» der Banana besteht in Wirklichkeit aus gerollten Blättern. (Foto: dpa) Marion Nickig

Hamburg/dpa. - Die schlankenStämme mit den großen frischgrünen Blättern zaubern exotisches Flair.Der Erfolg gibt den Pflanzenfreunden Recht. Denn Bananen sind garnicht so heikel.

Aber Banane ist nicht gleich Banane, auch wenn im Supermarkt diesüße Obstbanane (Musa x paradisiaca) das Bild beherrscht. Auf 50 bis60 Arten schätzen Botaniker die Gattung. Für Haus und Garten sind vorallem die Zwergbanane (Musa acuminata), Musa basjoo und Musasikkimensis interessant. Zu ihnen muss man die Zierbanane (Enseteventricosum) hinzurechnen. Bis vor kurzem hieß sie Musa ventricosa,mittlerweile haben Botaniker sie einer eigenen Gattung zugeordnet.

Auch wenn die meisten Bananen von ihrer Gestalt her eher an Bäumeerinnern, gehören sie doch alle zu den Stauden. Was bei ihnen wie einStamm aussieht, besteht in Wahrheit aus eng umeinander gelegtenBlättern. Trotzdem erreichen einige Arten mit diesem Pseudostammmühelos 15 Meter Höhe. Stammstruktur besitzt lediglich der«Blütenstängel», der sich bei der erwachsenen Pflanze zwischen deneng gerollten Blättern nach oben schiebt.

Durch das eigene Gewicht kippt er schließlich nach unten und zeigtdas charakteristische Bild roter oder rosa Tragblätter, die wieSchuppen übereinander greifen. Unter ihnen sitzen die Einzelblüten imHalbkreis um den Stamm, aus denen die typischen Bananenbüschelentstehen - der Traum eines jeden Bananenbesitzers. GuteWachstumsbedingungen vorausgesetzt, kann Musa acuminata nach zwei bisdrei Jahren anfangen zu blühen.

Mit der Blüte und Fruchtreife endet allerdings auch derLebensrhythmus der stattlichen Pflanze. Den Besitzern einer Ensetebleibt dann nichts anderes übrig, als auszusäen und neu heran zuziehen oder gleich ein neues Exemplar zu kaufen. Die Musa-Artenmachen es ihren Eigentümern leichter. Sie treiben aus dem Wurzelstockneu aus.

Bei einigen geschieht das reichlich, so wie bei der neuen,kleinwüchsigen Sorte 'Little Prince', die es schon in jungen Jahrenam Grunde munter sprießen lässt. Sie gehört wie viele der inGärtnereien und Gartencentern angebotenen Exemplare zur ZwergbananeMusa acuminata, manchmal auch Musa nana genannt. Am häufigsten stößtman auf die robuste Sorte 'Dwarf Cavendish'. Zu ihr gehören sehrunterschiedliche Typen, die unter Namen wie 'Bananarama' oder'Tropicana' angeboten werden.

Mit ihrem relativ kompakten Wuchs von einem bis maximal zwei MeterHöhe eignen sich die Acuminata-Sorten gut für Zimmer undWintergarten. Dagegen wird Ensete mit ausgewachsen sechs Meter Höheund fünf Meter Breite für das Zimmer rasch zu groß. Umsoeindrucksvoller wirkt sie in großen Hallen und Glasanbauten, vorallem, wenn sie sich mit so schönen rötlichen Blattunterseitenschmückt wie die Sorte 'Maurellii'.

Wärme ist das Lebenselixier von Musa acuminata wie Ensete, 15 bis25 Grad sind ihnen gerade recht. Auch wärmer darf es ruhig sein, nurviel kühlere Temperaturen mögen sie nicht. Unter 10 Grad fangen siean zu kränkeln. Bananen, die den Sommer an einen geschützten undsonnigen Platz im Freien verbringen dürfen, müssen lange vor denanderen Kübelpflanzen wieder ins Warme.

Bei der Japanischen Faserbanane (Musa basjoo) und derDarjeelingbanane (Musa sikkimensis) ist das nicht erforderlich. Siegelten beide als winterharte Bananen, obwohl der Begriff nicht ganzzutreffend ist. Denn wirklich winterhart so wie Efeu und Eiche sinddie Bananenarten nicht. Trotzdem stecken sie Kälte erstaunlich gutweg und überstehen ausgepflanzt, gut eingewurzelt und geschütztselbst härtere Winter.

In Köln und München, Hamburg und Tauberbischofsheim hält Musabasjoo es bereits seit einigen Jahren in Gärten und Parks aus. Alsbesonders widerstandsfähig werden die beiden Sorten 'Sapporo' und'Sakalinensis' beschrieben. Junge Pflanzen sind allerdings wenigerrobust. Dauerhaft auspflanzen sollte man daher nur ältere Exemplare.

Bei allen Pflanzen, die draußen überwintern, entscheidet der vorFrost gut geschützte Wurzelstock über das Weiterleben. Dieoberirdischen Teile sterben ab. Sie werden nach dem ersten Frost auf70 bis 100 Zentimeter Höhe zurück geschnitten. Über den Bereich desWurzelstocks kommt eine dicke Packung aus Laub oder Holzwolle. Einedarüber gestülpte Holzkiste verhindert das Wegwehen. Bewährt habensich auch Drahtzylinder, die sich aus Maschendraht ohne viel Aufwandzusammenstecken lassen. Oben über die Laubpackung und das Stammendewird eine Kunststofffolie gegen eindringendes Wasser gelegt.

So geschützt überdauert die Banane und treibt im Frühjahr frischwieder aus. Dann braucht sie reichlich Nährstoffe. Auch die Bananen,die im Zimmer oder Wintergarten überwintert haben, starten hungrigins Frühjahr und brauchen Dünger. Am besten ist es, sie gleich ineinen relativ großen Topf oder Kübel umzutopfen. Fast noch wichtigerist die gleichmäßige Wasserversorgung. Die Erde im Bananentopf solltenie ganz austrocknen, aber auch nicht stauend nass sein. Kommt dannnoch ein sehr heller, möglichst sonniger und geschützter Platz hinzu,steht dem Wohlbefinden der Exoten nichts mehr im Weg.