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Tipps fürs erste Treffen mit den «Schwiegereltern»

Von Thorsten Wiese 16.05.2007, 07:13

Berlin/Ludwigshafen/dpa. - Ganz schön peinlich: Auf dem Rückweg vom Klo steht er plötzlich in der Schlafanzughose vor ihrer Mutter - dabei ist «der Neue» den Eltern noch gar nicht vorgestellt worden.

Bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken oder einem kurzen Gespräch vor dem Kinobesuch lässt sich der neue Freund oder die neue Freundin besser präsentieren. Auch in aller Ruhe ist aber ein Spagat zu bewältigen - der zwischen «freundlich sein» und «locker bleiben».

Denn das erste Treffen ist ein wichtiger Prüfstein: «Da können alle Herzen gewonnen, aber auch alle verloren werden», sagt Stiltrainer Jan Schaumann aus Berlin. Vor allem die Jungs sollten sich von ihrer Schokoladenseite zeigen: «Bei Mädchen hat die Mutter großen Einfluss - die wollen schon wissen, mit welchen Typen sich ihre Tochter trifft.» Und auch der Freundin sei das Urteil der Mutter wichtig: «Der Weg ins Herz der Tochter führt über die Mutter.»

Zwar geht es nicht darum, der beste Freund der Eltern zu werden - es will ja niemand einen Heiratsantrag machen. Beide Seiten wollen sich schlicht einmal kennen lernen. Dennoch sollten sich Jugendliche Mühe geben: «Ich will ja auch was von den Eltern - zum Beispiel bei der Tochter übernachten dürfen oder mit ihr in den Urlaub fahren», sagt Christiane Papastefanou, Psychologin und Psychotherapeutin aus Ludwigshafen und Dozentin an der Universität Mannheim.

Eine gute Kinderstube zu zeigen, sei daher angebracht: «Danke und Bitte zu sagen, gehört einfach dazu», sagt Schaumann. Denn wer sich von Anfang an Mühe gibt, profitiert ganz sicher davon: «Ich habe es dann in Zukunft einfach wesentlich leichter.» Das heißt nicht, dass man sich verstellen muss. «Nicht verkleiden», rät Papastefanou. «Meinen Klamottenstil sollte ich beibehalten, auch Piercings nehme ich nicht raus, sonst fühlen sich die Eltern hinterher veräppelt.»

«Wenn ich auf Gothic Look stehe oder Tattoos und Piercings habe, sollte ich mich nur für den Besuch nicht verbiegen», sagt auch Paar- und Familientherapeut Andreas Kopp von der Erziehungsberatungsstelle der Caritas in Garmisch-Partenkirchen. «Es gibt mir selbst auch mehr Sicherheit, wenn ich mich einfach so zeige, wie ich bin.» Bei der Partybegleitung ihrer Tochter stehen für die Eltern ohnehin andere Eigenschaften im Vordergrund: «Die wollen wissen, ob er vertrauenswürdig, ehrlich und zuverlässig ist, bevor sie ihr Mädchen bei dem Jungen ins Auto einsteigen lassen», sagt Papastefanou.

«Jungs können da ihren Charme ausspielen», rät Kopp. «Die Mütter sind in den emotionalen Dingen in der Regel besser zugänglich als die Väter. Die sind da meist eher unbeholfen.» Das sollten Jugendliche im Hinterkopf haben, wenn sie vorher einen Schlachtplan für das erste Aufeinandertreffen entwerfen.

Denn ein bisschen gemeinsame Vorbereitung tut dem Gesprächsverlauf gut. «Meist ist es ganz hilfreich, sich zu fragen: 'Was muss ich tun, um auf jeden Fall einen schlechten Eindruck zu hinterlassen?' Das lasse ich dann besser», sagt Kopp. Paare müssen es mit der Vorbereitung aber auch nicht übertreiben. «Es geht ja eher darum, dass die Eltern den Freund oder die Freundin kennen lernen wollen - die werden also schon ihre Fragen stellen», sagt Schaumann. Umgekehrt sei das Interesse - verständlicherweise - «meist nicht ganz so ausgeprägt», sagt Papastefanou.

Gesprächsthemen sind in der Regel schnell zur Hand. «Am leichtesten fällt es mir natürlich, über das zu reden, was mich selber interessiert», sagt Schaumann. Hobbys, Sport, die Interessen in der Schule - all das eignet sich, um den Eltern ein Bild zu vermitteln. «Fußball, Autos, Technik, Sport, Sammlerinteressen - das sind so Themen, mit denen man den Vater meist am besten gewinnen kann», sagt Kopp. Mehr als Fragen nach ganz alltäglichen Dingen können Eltern von einem Jugendlichen aber auch nicht erwarten, findet Jan Schaumann. «Die Gesprächsführung ist eher der Job der Eltern.»

Schluss sollte bei Fragen nach Geld oder anderen Intimitäten sein - was der eigene Vater verdient geht zum Beispiel niemanden etwas an, sagt Schaumann. «Da kann ich guten Gewissens sagen: Das ist mir unangenehm, da möchte ich nicht drüber reden.» Und auch wenn das Gespräch auf Themen wie Religion oder Politik kommt, sollten die Alarmglocken schrillen: «Das würde ich sofort abbiegen. Das kann nur nach hinten losgehen.»

Und wann ist der richtige Zeitpunkt für ein erstes Treffen? «Wenn ich in der Schlafanzughose an den Frühstückstisch komme, ist das sicher nicht optimal», sagt Papastefanou. Wichtig sei, dass beide sich sicher sind, dass sie erst einmal zusammen bleiben wollen. «Das kann aber auch schon nach sehr kurzer Zeit sein. Für Jugendliche sind sechs Monate schließlich schon eine lange Beziehung.»