Studie zu Kita-Qualität Studie zu Kita-Qualität: Positiver Trend trotz Personalmangel
Nach dem gesetzlichen Anrecht auf einen Krippenplatz haben die Kommunen die Kinderbetreuung massiv ausgebaut. Aber stimmt auch die Qualität? Laut einer Studie gibt es bundesweit Fortschritte - mit Einschränkungen.
Betreuungsschlüssel verbessert sich auf niedrigem Niveau
Mit mehr Personal steigt bundesweit die Qualität der Betreuung in Krippen und Kindergärten. Nach einer am Montag vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung kamen 2014 auf eine Vollzeitkraft im Schnitt 4,4 Krippenkinder in der Ganztagsbetreuung, oder 9,5 Kindergartenkinder. Zwei Jahre zuvor waren die Durchschnittswerte mit 4,8 und 9,8 noch schlechter. Der Betreuungsschlüssel ist laut Studie ein wichtiges Qualitätsmerkmal.
Positiver Trend trotz Personalmangel
Die Experten der Stiftung sprechen von einem positivem Trend, trotzdem sei immer noch zu wenig Personal in den Kitas. Sie gehen von einem Idealwert von 1 zu 3 in der Betreuung der Kleinsten und von 1 zu 7,5 ab drei Jahren aus.
Schlusslicht im Westen ist Hamburg
Die Fortschritte sind laut dem „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ in den 16 Bundesländern unterschiedlich. Die besten Werte hat Baden-Württemberg mit 3,1 und 7,7 (2012: 3,5 und 8,6). Zwar hat Hamburg vor allem im Kindergartenbereich aufgeholt, die Hansestadt bleibt aber bei der Krippenbetreuung mit einem Betreuungsschlüsssel von 5,1 (2012: 5,7) Schlusslicht im Westen.
„Die Personalschlüssel sind längst noch nicht überall kindgerecht und pädagogisch sinnvoll, aber der Trend ist positiv“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung zu den Zahlen.
Im Osten mehr Kita-Kinder
Weiterhin registrieren die Forscher ein starkes Gefälle zwischen Ost und West. In den neuen Bundesländern müssen sich die Erzieherinnen um deutlich mehr Kleinkinder kümmern (1 zu 6,1) als im Westen (1 zu 3,6). Auch in den Kindergartengruppen ist der Personalschlüssel im Westen mit 1 zu 8,9 deutlich besser als im Osten mit 1 zu 12,4. Allerdings gehen im Osten mit 46,6 Prozent erheblich mehr Kinder unter drei Jahren in Kitas als im Westen (22,7 Prozent).
Erzieher fordern einheitliche Standards
Fällt der Personalschlüssel schlecht aus, hat das auch Folgen für die Gesundheit der Fachkräfte. Laut Studie müssen Vollzeitkräfte rund ein Viertel ihrer Zeit für Elterngespräche, Dokumentation oder Fortbildung einplanen. Das funktioniert auch. Bei Teilzeitkräften aber wird das schwierig und sorgt für Druck. Ihre Arbeitszeit wird komplett für die Kinderbetreuung verplant, andere Aufgaben müssen aber auch erledigt werden. „Angesichts der konstant hohen Unterschiede zwischen den Bundesländern werden bundeseinheitliche Qualitätsstandards für Kindertagesbetreuung immer drängender“, sagte Dräger.
Viele Erzieher haben nur befristete Verträge
Erstaunt zeigen sich die Bertelsmann-Experten über den bundesweit hohen Anteil an befristeten Verträgen. 41 Prozent der Fachkräfte unter 25 Jahren arbeiten befristet. Bei Spezialisten für Inklusion, also der gemeinsamen Erziehung von behinderten und nichtbehinderten Kindern, sind es ein Drittel. (dpa)