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Schwachstelle des Hauses Schwachstelle des Hauses: Haar-Risse auf dem Balkon ernst nehmen

Von Stephanie Hoenig 19.05.2006, 10:19

Berlin/Augsburg/dpa. - Kleinere Schäden an Balkonen werden nicht immer sofort entdeckt, da der Prozess schleichend vorangeht. Ist erst Wasser in die Betonplatte gelangt, könne es sich bei Minusgraden in Eis verwandeln, warnt Zink. Der Druck verursache größere Risse, durch die erneut Wasser eindringe. Die Folge sei, dass bei Balkonen mit Betonplatte die Bewehrung aus Stahl roste und die Platte zu bröckeln beginnt. Bei Loggien dringe durch Risse auf Dauer Feuchtigkeit in die Geschossdecke der direkt darunter liegenden Wohnung.

"Bei Altbauten mit herausgezogener Beton-Geschossdecke als Balkon kann durch Bauschäden sogar die statische Tragfähigkeit auf Dauer beeinträchtigt werden", erklärt Architekt Thomas Drexel aus Augsburg. Im schlimmsten Fall könne ein Balkon abstürzen, was auch schon häufiger geschehen sei.

"Gegen eindringende Feuchtigkeit und sogar bei kleinen Haar-Rissen schützt eine Balkon-Imprägnierung, die Niederschlagswasser abperlen lässt", sagt Albert Kaulen vom Hersteller Henkel. Imprägnierungen, die jedes Jahr wieder aufgetragen werden müssen, seien bei Rissbildung aber keine Dauerlösung. Denn bei Balkonen mit beschädigter Oberfläche könne der Schaden nicht nur an einer mangelhaften Nutzschicht wie falschen Fliesen liegen.

Auch der Aufbau des Balkons könne etwa durch ein mangelndes Gefälle fehlerhaft sein, so Kaulen. Vor der Sanierung sollte das Schadensbild deshalb vom Fachmann begutachtet werden. Patentrezepte gebe es nicht. "Balkonsanierungen sind keine Arbeiten für Heimwerker", betont auch Zink. Vor der Sanierung sollte immer ein neutraler Fachmann, der auf Abdichtungen und Sanierungen von Balkonen spezialisiert ist, hinzugezogen werden. Einzelne Handwerker seien mit der Einschätzung von Schäden manchmal überfordert.

"Häuser, bei denen die Geschossdecke als Balkon nach außen gezogen worden ist, sind energetisch betrachtet immer problematisch", sagt Rolf Born vom Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt. Denn durch die ungeschützte Balkonplatte fließt Heizenergie nach außen ab. Durch diese Wärmebrücke ist aber der Übergang von innen nach außen kälter als die übrigen Flächen. Feuchtigkeit aus der warmen Zimmerluft kann dann an dieser kalten Stelle kondensieren und die Geschossdecke feucht werden lassen. So entsteht auf Dauer ein Nährboden für Schimmelpilze. "Verstärkt wird das Problem der Wärmebrücke bei Häusern, die nachträglich wärmegedämmt worden sind, ohne den Balkon miteinzubeziehen", erläutert Born. Abhilfe ist möglich: "Bei Häusern, die nachträglich gedämmt werden, kann auch die Betonplatte mitgedämmt werden", sagt Peter Kaiser vom Hersteller Schöck Bauteile.

Diese Lösung sei aber sehr aufwendig und verursache hohe Kosten. Wirtschaftlich vernünftiger sei es, bei einer anstehenden Sanierung die überstehende Betonplatte vom Gebäude abzutrennen und stattdessen einen Balkon auf Stelzen vor das Gebäude zu stellen. Balkon und Gebäude seien dann wärmetechnisch voneinander getrennt. Auf diese Weise könne zudem ein kleiner Balkon durch einen größeren ersetzt werden.