Schuh-Mode Schuh-Mode: Von der Öko-Latsche zum Trendschuh

Kerpen/Hamburg/dpa - Klappern gehört zum Handwerk - besonderswas die Schuhmode in diesem Sommer angeht: Die Hingucker - undHinhörer - des Sommers sind Sandalen, Sandaletten und Pantoletten mitHolzsohlen in fröhlichen Knallfarben wie Pink, Orange und Rot, oftmit floralen Mustern oder Blütenapplikationen versehen. «Der Trendfing mit den klassischen weißen Tretern an, die man vor allem inMünchen und Düsseldorf sah», sagt die Modeexpertin Kathrin Metternichaus dem niederrheinischen Kerpen. Jetzt kommen die ehemaligenGesundheitsschuhe in zahlreichen fantasievollen Varianten daher, dieCatwalks haben sie ohnehin längst erobert.
«In guten Holzsandalen zu gehen ist wie barfuß laufen», sagtMartina Volz-Herkrath, Sprecherin von Scholl in Maintal-Dörnigheim(Hessen). Das Traditionsunternehmen bietet in dieser Saison unteranderem High-Heels in Holz. «Das Prinzip ist das Gleiche wie bei denklassischen Scholl-Sandalen», erklärt Volz-Herkrath. Das Fußbett istanatomisch geformt, das Lederbandeau kann individuell auf die Breitedes Fußes eingestellt werden, eine dünne Gummisohle sorgt für leisesund rutschfestes Gehen. Die Absatzhöhe von 85 Millimetern soll dieBeine nicht ermüden lassen, verspricht das Unternehmen. Statt in«Krankenhaus-Weiß» gibt es das High-Heel-Modell «Diva» in zartenPastelltönen, im romantischen Retro-Look mit rosa-rotem Blümchen oderkultig mit Streifenmuster.
Auch der Traditions-Schuhhersteller Berkemann in Schwanheim beiPirmasens setzt auf gesundes Gehen gepaart mit modischem Design.«Dank unseres 5-Phasen-Fußbettes wird der Fuß bei jedem Schritttrainiert», sagt Berkemann-Sprecher Wolfgang Braun. DieBerkemann-Holzsandalen gibt es mit unterschiedlichen Absatzhöhen, inNeon-Farben, Pastelltönen, Schwarz-Weiß-Kontrasten, mit und ohneSchnalle, als Pantoffel oder als Sandale.
«Prof. Wilhelm Thompson hat die Holzsandalen in den dreißigerJahren des vergangenen Jahrhunderts zusammen mit Berkemannentwickelt», erklärt der Frankfurter Orthopäde Georg Holfelder vonder Deutschen Gesellschaft für Orthopädie. Ursprünglich für Kinderentwickelt, um Fehlbildungen wie Spreiz-, Senk- oder Plattfuß zuvermeiden, fanden schnell auch Erwachsene Gefallen an dem bequemenHolzschuh. Berkemann etwa hat seit 1938 mehr als 65 Millionen Paarverkauft.
«Der Vorteil der Holzsohle im Gegensatz zu Kork etwa ist, dass siein Form bleibt und nicht ausgelatscht wird», sagt Berkemann-SprecherBraun. «Holz lässt sich außerdem fast mit jedem Outfit kombinieren»,befindet Modeexpertin Metternich. Ob zum Business-Outfit oder zumsuperkurzen Mini, eine Holzsandale passe immer. «Trägt man sie imBeruf, sollte man nur darauf achten, dass die Sohle mit Gummiunterlegt ist, sonst kann das Geklapper unerträglich werden.»
Auch Modedesigner haben die Holzsandale entdeckt. Jette Joopbeispielsweise hat sie als Flip-Flops mit üppigen Blumenapplikationenauf den Markt gebracht. Die Modefirma Bogner bietet sie in derklassischen Form an, aber in modischen Farben wie Türkis oder mitpassend lackierten Holzabsätzen. Daniel Hechter hat die Holzsandalenebenfalls im Programm.
Auch bei der Marke Görtz 17 vom Schuhhaus Görtz in Hamburg heißtes «Hauptsache Holz». Ob zum luftigen Kleid, zur Bademode oder zurCaprihose - die Modelle mit glänzendem Lackleder, Wickelbändern oderNieten in fröhlichen Knallfarben lassen sich mit vielen Outfitskombinieren. Zu wählen gilt es außerdem zwischen flachen Pantoletten,abgerundetet Kegelabsätzen und eleganteren High-Heels.
«Aus orthopädischer Sicht ist gegen die Holzschuhe kaum etwaseinzuwenden», sagt Orthopäde Holfelder. Man sollte nur darauf achten,dass die Sohle vorne leicht abgerundet ist, damit der Fuß eineAbrollbewegung machen kann. Die Greifbewegung der Zehen, die dieSchuhe erfordern, sei in den meisten Fällen eine gute Fußgymnastik.Nur bei Flip-Flops mit Holzsohlen oder Holzsandalen mit Schnürbändernhat Holfelder Bedenken. «Darin hat der Fuß kaum Halt.»
Modeexpertin Metternich rät, auf Qualität zu achten: «Die Laschensollten schon gepolstert sein, sonst gibt es gerade im Sommergarantiert rote Stellen oder Blasen.» Und Anfängerinnen sollten zurSicherheit die Fortbewegung mit dem starren Schuhwerk schon einmal zuHause üben. «Bei höheren Absätzen sieht man sonst aus wie einstacksender Storch im Feld.»