Sicher, bequem, ruhig Sicher, bequem, ruhig: Was ist für Sie der beste Platz im Flieger?

Halle (Saale)/dmn/jym - Der eine Passagier hat lange Beine und braucht viel Platz, der andere will seine Ruhe und ein geringes Sicherheitsrisiko: Es gibt nicht den einen, besten Sitzplatz im Flugzeug. Wir geben Tipps, wie jeder seinen persönlichen idealen Platz findet.
Mit dem Flugzeug von A nach B zu reisen, gehört für viele Menschen zum Alltag. Manche fliegen nur einmal im Jahr damit in den Urlaub, andere nutzen es beruflich mehrmals die Woche. Der größte Vorteil liegt in der Kürze der Reisedauer. Der größte Nachteil ist der beschränkte Platz an Bord. Wer einmal einen Gangplatz neben der Bordtoilette erwischt hat, weiß wovon die Rede ist: Ständig stolpern Passagiere vorbei, Rückkehrer zwängen sich an den Wartenden zurück auf ihre Plätze, Türen schlagen auf und zu, die Unterdruckspülung rauscht und über den Geruch möchte man erst gar kein Wort verlieren.
Hilfe, mein Sitznachbar nervt!
Katja Schnitzler, Reise-Redakteurin bei sueddeutsche.de, ist aus Berufsgründen Vielfliegerin und hat auf ihren Reisen viele Erfahrungen gesammelt, die sie in ihrem Buch „Die wundersame Welt des Fliegens“ bereitwillig mit den Lesern teilt. Darunter fallen kuriose Erlebnisse mit anderen Passagieren oder dem Bordpersonal, aber auch hilfreiche Tipps für den Umgang mit nervigen Sitznachbarn, einen Knigge-Ratgeber für das richtige Benehmen an Bord und Antworten auf die häufigsten Passagierfragen, wie zum Beispiel: „Was passiert eigentlich mit dem Abwasser aus der Bordtoilette?“.
Die ewige Suche nach dem perfekten Platz
Ein besonders hilfreiches Kapitel beschäftigt sich mit der Frage nach dem perfekten Sitzplatz, den Reisende gerade auf Langstreckenflügen zu schätzen lernen. Es ist nämlich keineswegs immer der Platz am Notausgang, der für alle Reisenden das Nonplusultra darstellt. Auf den folgenden Seiten erklären wir, wie Flugpassagiere den für sie besten Platz finden und ihn auch bekommen.
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Der bequemste Platz
Easy! sagen Möchtegern-Profis gern, wenn es um die Wahl des bequemsten Platzes an Bord geht: der Sitz am Notausgang. Wer sich wirklich auskennt, weiß: Dieser Platz bietet zwar mehr Beinfreiheit, aber dafür lassen sich die Lehnen entweder gar nicht oder nur minimal neigen. Besser sind da die Plätze hinter den Notausgängen. Hier ist zwar die Sitzfläche etwas schmaler, weil Bildschirm und Essenstablett in den Armlehnen verstaut werden müssen, aber dafür hat auch dieser Platz etwas mehr Beinfreiheit.
Der ideale Platz wäre aber der Fensterplatz hinter der Notausgangsreihe, wenn diese nur aus zwei Sitzen, die dahinter aber aus drei Sitzen besteht. Wer hier sitzt, hat keinen Sessel vor sich und noch dazu die Wand zum Anlehnen.
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Der sicherste Platz
Natürlich gibt es nicht den einen sicheren Platz mit Überlebensgarantie. Aber es gibt Plätze, auf denen man im Unglücksfall zumindest statistisch gesehen größere Chancen hat. Eine Untersuchung der Universität Greenwich hat ergeben: Die größten Überlebenschancen bieten Gangplätze im vorderen Bereich des Flugzeugs, entweder direkt am Notausgang oder in den fünf Reihen davor oder dahinter. Der Grund: Nach einer Bruchlandung oder einem Brand zählt jede Sekunde und panische Passagiere folgen nicht immer den Anweisungen des Personals. Je weniger potenzielle Hindernisse also auf dem Weg zum rettenden Notausgang liegen, desto besser.
Noch ein Tipp: Wer sich beim Einsteigen die Anzahl der Sitzreihen vom eigenen bis zum Notausstieg merkt, kann sich im Notfall zählend in Sicherheit tasten und ist nicht allein auf die Bodenmarkierung angewiesen.
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Der ruhigste Platz
Wenn Sie Ihre Ruhe haben wollen, verabschieden Sie sich vom Gangplatz, vom Mittelsitz sowieso und buchen Sie Fenster, nur noch Fenster. Auf dem Gangplatz wird man ständig angerempelt oder muss die ausgestreckten Beine vor der dem Essenswagen in Sicherheit bringen. Außerdem kann sich am Fensterplatz auch niemand vorbeiquetschen und man hat die Macht über das Rollo. Vor allem nachts bietet die Wand am Fensterplatz einen zusätzlichen Platz, um seinen Kopf zu betten.
Der Fensterplatz sollte auch besser im vorderen Teil der Maschine sein, hinten dröhnen die Motoren lauter und es wackelt stärker. Ganz vorne ist es aber auch nicht gut, denn alle Plätze nahe der Toiletten oder der Bordküche sind naturgemäß lauter. Außerdem befinden sich ganz vorne auch meistens die Plätze für Familien - die potenziell laute Kinder mit sich bringen.
Auch die begehrten Notausgang-Plätze sind für Ruhe-Suchende nicht zu empfehlen, nutzen doch andere Reisende den einzigen „freien Raum“ im Flugzeug gerne für einen netten Plausch im Stehen oder gar ein wenig Bordgymnastik.
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Der Platz für Familien
Der Platz hinter einer Trennwand ist für Reisende mit Kindern der beste Platz. Babywannen bieten zusätzlichen Platz für die ganz Kleinen. Größere Kinder können auch mal aufstehen, ohne andere Reisende aufscheuchen zu müssen und das für Eltern wie Mitreisende nervige Rütteln am Sitz des Vordermannes bleibt auch aus.
Der Sitz am Notausgang ist wegen der größeren Beinfreiheit auch beliebt bei Familien. Eltern sollten hier jedoch bedenken, dass auf diesen Plätzen während der Start- und Landephase kein Gepäck unter den Sitzen verstaut werden darf. Und mit an Bord gebrachte Kinder-Autositze dürfen hier ebenfalls nicht aufgestellt werden.
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Der Platz für Großgewachsene
Große Menschen sollten grundsätzlich frühzeitig buchen, um sich den für sie besten Platz am Notausgang zu sichern. Und zwar lieber den Mittel- oder den Gangplatz, denn voluminöse Türverkleidungen können den Fensterplatz verkleinern. Wer keinen Platz direkt am Notausgang erwischt hat, wählt die Reihe dahinter. Hier ist der Fußraum ebenfalls etwas größer und die Rückenlehnen des Vordermannes können nicht zurückgeklappt werden. Ebenfalls mehr Platz bieten die Sitze hinter Trennwänden.
Wer etwas mehr Geld ausgeben kann, sucht nach sogenannten Sitzen mit der Bezeichnung „Premium Economy“ oder „Economy Comfort“. Das sind Plätze in der Holzklasse, die aber mehr Abstand zueinander haben und deren Sitzlehnen sich meist weiter zurückklappen lassen. Wenn die Reihen leicht versetzt sind, sollte der äußerste Gangplatz gewählt werden, der oft keinen Sitz mehr davor hat.
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Der erschütterungsfreie Platz
Menschen mit Flugangst wählen am besten die Plätze direkt über den Tragflächen, da wackelt es am wenigsten. Außerdem sind hier auch gleich die Notausgänge. Zu den ruhigsten Sitzen gehören die Reihen bis zur Tragflächenmitte, dahinter ist der Turbinenlärm lauter zu hören. Zweitbeste Wahl sind die Plätze im vorderen Teil, denn im Heck sind auch kleinere Turbulenzen stärker zu spüren. Wer mit Reiseübelkeit zu kämpfen hat, setzt sich am besten ans Fenster und lässt den Blick über den Horizont schweifen: So wird das verwirrte Gehirn beruhigt, dem der Körper Bewegung meldet, das Auge die Kabine aber als unbeweglich einschätzt.
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Der Platz für Paare
Wer kuschelige Zweiersitze sucht, hat bei kleineren Maschinen mit einer 2-4-2-Bestuhlung kein Problem. Schwieriger wird es schon bei größeren Maschinen mit einer 3-3-3- oder 3-4-3-Anordnung. Wer wirklich ungestört sein will, bucht entweder frühzeitig die oftmals vorhandenen Zweiersitze am Notausgang.
Oder das Paar wendet einen Trick an, der mit etwas Glück aufgehen kann: Es bucht im hinteren Teil der Maschine in einer Dreierreihe die beiden äußeren Plätze. Wenn es Glück hat und der Flug nicht voll ausgebucht ist, bleiben eher im Heck Plätze frei, und auch Mittelplätze werden erst am Schluss besetzt. Dann hat das Paar eine Dreierreihe für sich allein. Wenn der Plan nicht aufgeht, ist der Fremde aber bestimmt zum Platztausch bereit.
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Der Platz mit der besten Aussicht
Flugprofis wissen: Fensterplatz ist nicht gleich Fensterplatz. Auf den Plätzen über den Tragflächen sieht man gar nichts. Aber auch Passagiere auf der linken Seite der Maschine sehen schlechter, denn hier sind die Fenster oft leicht versetzt angeordnet. Einen direkten Blick bieten eher die Plätze auf der rechten Seite.
Fernhalten sollte man sich auch von den Plätzen 10A und K der Airberlin Boeing 737-800 oder den Plätzen 33A und K der Lufthansa Airbus A340-300 Version 1. Die haben konstruktionsbedingt gar kein Fenster oder es ist sehr weit vom Sitz entfernt. Internetseiten wie www.seatguru.com listen solche Einschränkungen auf.
Auch der Sonnenstand auf einem Flug sollte bei der Wahl des besten Platzes eine Rolle spielen, denn wenn diese gleißend hell hereinscheint, zieht selbst der Interessierteste irgendwann genervt das Rollo herunter und hat dann gar keine Aussicht mehr.
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Der Platz für Hungrige
Wer schneller als seine Mitreisenden essen möchte, setzt sich am besten weit nach vorne. Bei den meisten Airlines wird das Essen hier nicht nur zuerst ausgeteilt, die Passagiere können auch noch zwischen zwei Menüs wählen, während es bei den hinteren Rängen oft heißt: „Huhn ist leider aus.“
Übrigens: Noch schneller – und auch völlig unabhängig vom Sitzplatz – kommt man an sein Essen, wenn man ein Sondermenü vorbestellt: vegetarisch, für Kinder, glutenfrei, laktosefrei und so weiter. Diese Gerichte werden meist noch vor der allgemeinen Essensausgabe serviert und kosten in der Regel auch nichts extra.
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Der Platz neben dem perfekten Nachbarn
Manche Airlines bieten auf ihren Internetseiten den Service des „Social Seating“ (zum Beispiel Meet & Seat der KLM oder SeatBuddy von AirBaltic). Hier können sich Passagiere anmelden und Informationen über sich preisgeben. Nutzt das noch ein anderer Reisender auf demselben Flug, können die beiden Nachbarplätze besetzen. Mit etwas Glück tauschen sich dann zwei Fliegenfischer angeregt über die richtige Technik aus und nerven keine anderen Passagiere damit.
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So kommen Sie an den Platz Ihrer Wahl
Die meisten Airlines zeigen auf ihren Homepages die Sitzverteilung in den Flugzeugtypen an. Internetseiten wie www.seatguru.com, www.seatexpert.com oder www.airlinequality.com sind noch besser geeignet, denn sie informieren Reisende auch über besonders gute oder schlechte Sitzplätze in einem bestimmten Flugzeug.
Viele Fluggesellschaften bieten die Reservierung eines bestimmten Platzes schon bei der Buchung an, meistens ist dafür aber eine zusätzliche Gebühr fällig. Eine zweite Chance bekommt man beim Check-in, der oftmals 30 Stunden vor Abflug möglich ist. Auch der Check-in-Automat am Flughafen zeigt an, welche Plätze noch frei sind.
Leider haben inzwischen viele Fluggesellschaften festgestellt, dass sie mit den bevorzugten Sitzplätzen zusätzlich Geld verdienen können: Ein Platz am Notausgang kostet bei einigen Airlines jetzt extra. Gerade bei Langstreckenflügen könnten die aber gut investiert sein.
Die Tipps stammen aus dem Buch „Die wundersame Welt des Fliegens“, erschienen in der Süddeutsche Zeitung Edition.











