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Schottland Schottland: Herrliche Kulissen locken Touristen an Drehorte

Von FRANK VINCENT 16.06.2011, 15:54

Halle (Saale)/MZ. - Scott Morrison strahlt: "Sie haben unser Haus zwei Wochen lang auf den Kopf gestellt." Was den smarten Manager an diesem eigentlich unerfreulichen Tatbestand so begeistert, ist leicht erklärt: Zum zweiten Mal bereits war das mondäne Dunrobin Castle Kulisse für die ZDF-Verfilmung eines Romans von Rosamunde Pilcher: Nach "Wintersonne" im Jahre 2003 folgte mit "Zauber der Liebe" nun ein weiteres jener Melodramen der Bestseller-Autorin, die das Leben garantiert nie schreibt, die das Feuilleton verabscheut und die dennoch von Millionen heiß und innig geliebt werden.

Für den Erfolg solcher Filme sorgen nicht Stars und Story allein. Wie beim "Traumschiff" verzuckern die Filmemacher ihre Märchen für Erwachsene durch die Einbettung in grandiose, vollendet gefilmte Landschaften und sorgsam ausgewählte Schauplätze. Dunrobin Castle ist im wirklichen Leben das noble Anwesen der Herzöge von Sutherland an der Nordostküste Schottlands. Ein neogotisches Märchenschloss mit 189 Zimmern, das gern mit Neuschwanstein verglichen wird und ausgiebig besichtigt werden kann. Im Film ist Dunrobin Castle der Familienstammsitz von Countess Lucinda Rhives. Gedreht wurde in mehreren der Prunksäle, auf der Terrasse mit herrlichem Meerblick, den geometrisch angelegten Gärten, dem ausgedehnten Vorplatz. Jede Einstellung Tourismuswerbung pur.

Wie kein anderes Medium haben Filme den Mythos Schottland in alle Welt transportiert und dabei vermutlich mehr Besucher in den Norden Großbritanniens gelockt als alle kunsthistorischen Highlights zusammen. Zum ersten schottischen Kultfilm avancierte 1986 "Highlander - Es kann nur einen geben" mit Christopher Lambert und Sean Connery in den Hauptrollen. Schauplätze: einige der grandiosesten Regionen Schottlands wie die westlichen Highlands, die Hebrideninsel Skye, das erhabene Torridon-Massiv. Weltberühmt etwa die Szene, in der Connor McLeod alias Christopher Lambert mit wehender Mähne über die Brücke ins wuchtige Eilean Donan Castle einreitet - Schottland aus dem Bilderbuch.

1995 untermauerten zwei weitere Kassenschlager den wachsenden Stellenwert Schottlands für die internationale Film- und die einheimische Tourismusindustrie. Der Blockbuster "Braveheart" zeigt die bewegende Story des Nationalhelden William Wallace, der im 13. Jahrhundert darum kämpfte, die Engländer aus Schottland zu vertreiben. Mel Gibson drehte das Epos u. a. in den einsamen Hochtälern von Glen Nevis und Glencoe.

Ein Hochlandheld des 18. Jahrhunderts war Rob Roy McGregor, auf der Leinwand verkörpert von Liam Neeson. Das umwerfende Panorama zu Beginn des Films "Rob Roy" wurde in den Bergen oberhalb von Kinlochleven bei Glencoe gefilmt, das Dorf der McGregors im Glen Nevis aufgebaut. Drummond Castle bei Crieff wurde zur Residenz des schurkischen Duke of Montrose, und Crichton Castle südlich von Edinburgh war die Außenansicht der Spielhölle, in der Rob Roy und Archibald Cunningham ihr finales Duell austrugen.

Auch für manche Szenen der Harry-Potter-Filme lieferte Schottland fabelhafte Hintergrundbilder. Die Basissequenz für die Verfolgungsjagd zwischen dampfendem Hogwarts-Express und einem fliegenden Ford entstand oberhalb von Glenfinnan in den westlichen Highlands, gefilmt auf einem alten Viadukt, der sich mit seinen 21 bis 30 Meter hohen Bögen überaus fotogen über das gesamte Tal spannt. Dieses wiederum gehört zu einer der schönsten Panoramastraßen Schottlands, die sich zwischen Fort William und dem Hafenort Mallaig durch Rhododendrenwälder windet. Diese "Straße zu den Inseln" ist auch per Zug erlebbar, zwischen Mai und Oktober faucht der nostalgische "The Jacobite" zweimal täglich über die Gleise.

Jüngster Movie-Star auf schottischem Boden: Rosslyn Chapel bei Edinburgh. Eine Kapelle aus dem 15. Jahrhundert. Ihre kunstvollen Steinmetzarbeiten gelten als die Schönsten ganz Schottlands. Manche der Kunstwerke werden mit den Freimaurern, den Rosenkreuzern und dem Templerorden in Verbindung gebracht. Selbst der Heilige Gral soll der Sage nach in Rosslyn Chapel verborgen liegen. Grund genug für Dan Brown, den Höhepunkt seines Bestsellers "Sakrileg" in Rosslyn Chapel anzusiedeln. Ein Schauplatz, auf den auch Regisseur Ron Howard im "Da Vinci Code" nicht verzichten wollte.