Florida Keys Fort Jefferson im Dry Tortugas-Nationalpark - Ein Koloss im Inselreich
Die Florida Keys locken mit maritimem Flair, pulsierenden Städten und einzigartiger Natur. Ein Ausflug in den kleinsten Nationalpark der Vereinigten Staaten lädt zum Abtauchen ein.

Auf dem Deck bläst der Wind wie ein wärmender Föhn ins Gesicht. Die Yankee Freedom braust durch den Golf von Mexiko, vor der Küste der Florida Keys – einer Inselkette ganz im Süden der USA. Adam Hollywood richtet den Blick auf das Meer. „Wir steuern direkt Fort Jefferson an“, sagt der erste Bootsmann des Ausflugskatamarans. „Das ist die gewaltigste Festung, die die USA jemals gebaut hat.“
Das Fort diente einst als erste Bastion in Richtung Süden, errichtet, um Handelswege abzusichern. Heute ist das Bauwerk eine Ruine. Jedoch: Noch immer ist auf dem Eiland die Küstenwache stationiert. Und vor der Insel patrouillieren Boote.
Die meisten Menschen kommen allerdings als Touristen zur Festung. Sie bedeckt den Großteil der Insel Key Garden, die zu den Dry Tortugas gehört. Das ist, gemessen an der Landfläche, der kleinste Nationalpark der USA. Er besteht zu 99 Prozent aus Wasser und nur einigen, kleinen Inseln. Die Tortugas liegen etwa 110 Kilometer vor Key West, der Hauptinsel der Florida Keys.
Um den Nationalpark zu erreichen, eignet sich ein Tagestrip – etwa mit der Yankee Freedom. Sie fährt täglich aus Key West in Richtung Inselwelt. Um 8 Uhr geht es los. Nach etwa zwei Stunden deutet Adam Hollywood auf den Horizont. „Fort Jefferson“, sagt er. Aus dem türkisblauen Meer erhebt sich die Festung.
Dry Tortugas-Nationalpark vereint mächtige Bauten und einzigartige Natur
Ein gewaltiger, sechseckiger Backsteinbau, der in der filigranen Inselwelt wie ein Fremdkörper wirkt. Militärische Stärke inmitten verletzlicher Natur. Ein reizvoller Gegensatz. „Was den Dry Tortugas Nationalpark so einmalig macht, ist die Mischung aus atemberaubender Umwelt und den menschengemachten Bauten“, meint Hollywood. „Man steht vor der Festung und denkt sich: Wow“, erzählt der Bootsmann. „Dann dreht man sich um und sieht dieses unendliche azurblaue Wasser, das einem erneut den Atem nimmt.“
Die Yankee Freedom ist eines der wenigen Schiffe, die vor Key Garden ankern dürfen. 175 Personen pro Fahrt – das ist die Erlaubnis der Nationalparkverwaltung. Viele der kleinen Inseln rundherum sind für Besucher geschlossen. Dort rasten und brüten so ziemlich alle Vögel Nordamerikas, wie Adam Hollywood sagt: „Auf dem Weg in den Süden oder von dort zurück stoppen sie hier“. Diese Vielfalt ziehe Vogelkundler magisch an. „Zur Brutzeit ist das halbe Boot mit Menschen voll, die große Kameras bei sich haben.“

In einem weiten Bogen schwenkt Kapitän Mike die Yankee Freedom zum Bootsanleger, der vor die gewaltigen Backsteinmauern gebaut wurde. Dann geht es von Bord. Die Reise mit dem Katamaran kostet pro Person 114 US-Dollar (etwa 105 Euro). Allerdings ist die Verpflegung ebenso inklusive wie die Nationalparkgebühr, eine Führung durch das Fort und die Schnorchelausrüstung.
Die Unterwasserwelt rund um die Festung zu erkunden, ist dabei ein Muss. Der Golf von Mexiko ist zwar keine warme Badewanne, aber längst nicht so kühl wie die Ostsee. Das Wasser ist angenehm frisch. Flossen an, Brille auf und Schnorchel in den Mund. Mit kräftigen Beinschlägen geht es weg vom Strand, entlang der äußersten Festungsmauer.
Metertief ragen die Steine ins Meer, überall haben sich Korallen angesiedelt. Es sind nicht die buntesten der Welt, aber mit ihren floralen Mustern, den filigranen Verästelungen und feinporigen Fächerstrukturen ziehen sie ihren Betrachter schnell in den Bann. Umso mehr, weil zwischen ihnen schillernd bunte Fische umherzischen. Mit etwas Glück sieht man sogar Meeresschildkröten, die im Nationalpark wie alle anderen Tiere unter besonderem Schutz gedeihen.
Florida Keys: 40 Inseln, verbunden durch den Overseas Highway
Kurze Pause nach der Hälfte der Schnorcheltour rund um das Fort. Die Arme treiben ruhig neben dem Körper. Prompt übernehmen die Wellen die Kontrolle, wogen den Körper gleichmäßig hin und her. Man fühlt sich den Fischen rundherum verbunden, die in gleicher Monotonie vor und zurück getrieben werden. Es ist ein tiefes Eintauchen in die Natur, ein Gefühl von Schwerelosigkeit.
In dieser inneren Eintracht schweifen die Gedanken schnell weg von den Tortugas, zurück auf die Florida Keys. Die Inselkette ist allein schon wegen des Overseas Highway ein Erlebnis. Die 205 Kilometer lange Straße verbindet 40 Inseln, die sich wie Perlen auf einer Schnur hintereinander aufreihen.

Links und rechts der Piste gibt es Badegelegenheiten und zahlreiche Attraktionen. Das Dolphin Research Center auf der Insel Grassy Key etwa. Es widmet sich ganz dem Schutz der Meeressäuger. Veteranen können hier mit Delphinen schwimmen und in den Becken lebte einst Mitzy, einer der Delphine, die in der Fernsehserie Flipper spielten.
Im Turtle Hospital finden Schildkröten Hilfe
Unweit der Delphine stehen andere Meeresbewohner im Mittelpunkt. Im Turtle Hospital in der Keys-Stadt Marathon werden seit 36 Jahren Schildkröten aufgepäppelt. Nicht ohne Grund: Rund um die Keys kommen fünf der weltweit sieben Meeresschildkrötenarten vor – und alle sind vom Aussterben bedroht. Seit 1973 ist das Jagen der Panzertiere verboten. „Heute ist die Wasserverschmutzung aber der größte Feind der Schildkröten“, sagt Gästeführerin Christine Watt. Schöner Brauch: Im Turtle Hospital darf derjenige, der ein verletztes Tier in das Krankenhaus bringt, ihm auch seinen Namen geben. „Wir hatten schon Snickers, Chuck Norris und so ziemlich jeden Disney-Charakter, den es gibt“, sagt Watt.

Die Wellen vor Fort Jefferson werden stärker, ein anderer Schnorchler taucht vorbei. Ein letzter Gedanke noch an Key West, die Metropole am Ende der Florida Keys. Eine pulsierende Stadt, die schon Ernest Hemingway zum Bleiben verleitete. Die atemberaubenden Sonnenuntergänge, unzähligen Musikbars in der Duval Street und der Southernmost Point, der südlichsten Punkt der Festland-USA: Wer Key West nicht gesehen hat, der war nicht auf den Florida Keys.
Die Füße haben wieder Kraft, zurück ins Schnorchelabenteuer. Korallen, Fische, Festung. Wenn man sich viel Zeit nimmt, dauert es eineinhalb Stunden rund um das Fort. Am weißsandigen Strand kann anschließend entspannt werden. Und wer will, erobert noch die Festung oder spaziert die langen Landzungen entlang.
Nach viel zu kurzen Stunden ruft Adam Hollywood zum Aufbruch. „Ein beeindruckender Ort, oder“, fragt der Bootsmann – und erntet einhelliges Nicken. Der Katamaran setzt sich wieder in Bewegung in Richtung Key West. Das mächtige Fort Jefferson wird am Horizont immer kleiner, bis es schließlich nur noch ein Punkt im gigantischen Ozean ist.
Info: Anreise, Übernachten, Gastro
Von Deutschland aus fliegen viele Fluglinien täglich Miami an. Vom Flughafen auf die Inselkette Florida Keys dauert es mit dem Auto eine Stunde. Ein Leihwagen empfiehlt sich. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf den Keys in allen Preisklassen. Wer ein edles Strandresort sucht, ist beim Baker’s Cay Resort auf Key Largo richtig (ab 300 Euro pro Nacht). Gut und preiswerter ist das La Siesta Resort auf Islamorada (ab 180 Euro pro Nacht). Auf Key West speist man hervorragend und vergleichsweise günstig in der Half Shell Raw Bar am alten Hafen. Dort sollte man unbedingt die frischen Meeresfrüchte probieren. Herausragend ist das Chef Michael’s in Islamorada. Was die Fischer am Tag gefangen haben, kommt dort exquisit und in Gourmetqualität zubereitet auf den Teller. Extrem lecker!