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80 Tage unterwegs 80 Tage unterwegs: Wie zwei Brüder ohne Geld die Welt bereisten

Von Nina Sikora 11.03.2016, 15:50
Mit selbst gezimmerten Kofferkarren machten sich Paul und Hansen auf den Weg.
Mit selbst gezimmerten Kofferkarren machten sich Paul und Hansen auf den Weg. Hoepner/ privat

Von Deutschland nach Lissabon, Vancouver, Tokio, Neu-Delhi, Moskau und zurück: Die Zwillingsbrüder Paul und Hansen Hoepner (33) sind in 80 Tagen um die Welt gereist. Das gab es  schon mal? Klar, aber bisher hat das noch keiner ohne einen Cent in der Tasche gewagt. Die sportlichen Zwillinge, die in Köln studierten, schon. Sie schlugen sich quer durch Kulturen, Länder und Kontinente. Ohne Geld!

Wie macht man so eine Weltreise – ohne das nötige Budget? „Das geht nur, wenn man überzeugt davon ist, es  zu schaffen“, erzählen die Brüder im Gespräch. „Kreativität spielt eine große Rolle. Man muss aus dem, was man hat, versuchen etwas zu schaffen. Sich fragen: Welche Fähigkeiten habe ich? Wo braucht jemand Hilfe?“

Mit selbst gemachtem Schmuck aus Fundstücken von der Straße und Hilfsarbeiten verdienten die Zwillinge Geld für Flugtickets und Co. Geholfen hat den beiden ihr handwerkliches Geschick: Paul studierte Mediendesign in Köln, sein Bruder Produktdesign.

In ihrer heutigen Wahlheimat Berlin startete das Abenteuer. Die ersten zehn Euro verdienten die Weltenbummler, indem sie ein herrenloses Zahlenschloss knackten und verkauften. Raus aus Berlin und ab nach Köln, so der Plan. Schwieriger als gedacht. So verbrachten sie die ersten Nächte, unweit ihrer bequemen Betten, in einem Park.  Apropos: Bei den Schlafplätzen hatten sie nicht immer ein glückliches Händchen. In Lissabon wählten sie   einen Sextreff als Schlafstelle. „Da treffen sich Leute zum Vögeln – und einer hat sich offenbar gefragt, ob er bei uns mitmachen kann.“

In Kanada wurde es gefährlich. So  schlugen sie ihr Zelt unbeabsichtigt ausgerechnet in einer Schwarzbärenschneise auf. „Wie konnten wir nur so dumm sein“, finden die beiden, die ihre Erlebnisse  in dem Buch „Zwei um die Welt. In 80 Tagen ohne Geld“ niederschrieben.

Kulturschocks waren an der Tagesordnung. In Japan etwa fühlten sie sich verloren. „Die meisten dort sind ziemlich uninteressiert an unserer Geschichte – und die Touristen sehen so viel Ausgeflipptes, dass wir nicht auffielen.“ Dazu waren beide „lost in translation“, hatten also Verständigungsprobleme. Beispiel: Es gab ein Frühstück mit (für Europäer) ungenießbarer Brühpaste statt Aufstrich, weil Paul und Hansen die japanische Info nicht verstanden.

Auch kurios:  Dank dem verheirateten Puffgänger James lernten sie, dass es in Japan  nach zwei, drei Jahren Ehe normal ist, fremdzugehen. Immerhin war er hilfsbereit. „Entweder gebe ich es für die nächste Party aus oder für euch“, sagte  James – und  drückte den Hoepners 10.000 Yen (ca. 100 Euro) in die Hand. Viele Menschen halfen gern.  Sogar ein furchteinflößender Rocker erwies sich als guter  Gastgeber.

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Auch Sie können ohne Geld leben – versuchen Sie’s mal einen Monat lang. Die Hoepner-Zwillinge gaben unserer Zeitung zehn Tipps.

Nicht betteln

Die Idee, die hinter einem Leben ohne Geld steckt, ist ein wesentlicher Faktor. Das Ganze nicht einfach nur so zu tun, das steigert die Bereitschaft zu helfen.

Augen offen halten

Auf der Straße findet sich manch weggeworfenes Teil, was für andere einen Wert hat.

Strategien entwickeln

Wenn man etwas  auf der Straße verkauft, nicht direkt auf die Leute zugehen - das erzeugt Ablehnung!  Interesse wecken und die Leute auf sich zukommen lassen.

Fähigkeiten nutzen

Wer handwerklich begabt ist, kann seine Dienste gegen Essen, Trinken oder Schlafplatz eintauschen.

Kreativ sein

Man findet sehr viel auf der Straße, was man umarbeiten kann.

Kleinigkeiten beachten

Manch ein Cent-Stück liegt auf der Straße. Auch Pfandflaschen bringen Geld.

Trampen

Gepflegt Aussehen und an einer gut erreichbaren Stelle stehen, erhöht die Chancen. Unter der Woche trampt es sich leichter, da viele Pendler  unterwegs sind.

Offenheit

Menschen vorurteilsfrei begegnen. Man weiß nie, wer  Schlafplatz oder Essen anbieten kann.

Schlafen

Wildes Zelten ist bei uns nicht erlaubt. Auf Privatgrundstücken  wie Raststätten schon. Ohne Zelt kann man theoretisch schlafen, wo man möchte.

Fragen kostet nichts

Bei der Frage nach einem alten Stück Brot kann  eine ganze Mahlzeit herausspringen.

Informationen zum Buch

Paul und Hansen Heopner: „Zwei um die Welt. In 80 Tagen ohne Geld“, erscheint am 17. März im Piper Verlag, 304 Seiten, 19,99 Euro.