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Ratgeber Ratgeber: Goldlack begleitet seit Jahrtausenden den Menschen

Von Helga Panten 16.03.2006, 18:34
Auch gelbes Veilchen oder «Wallflower» genannt: Denn der Goldlack mag warme, karge und steinige Standorte. (Foto: dpa)
Auch gelbes Veilchen oder «Wallflower» genannt: Denn der Goldlack mag warme, karge und steinige Standorte. (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Seit Jahrtausenden begleitet der Goldlack (Erysimum cheiri) denMenschen. Erst heute tut er sich schwer, gegen die strahlenden Farben der Tulpen, Stiefmütterchen, Primeln und Narzissen anzukommen. Dabei schmeichelt sein weiches Gold, Braun und Orange den Gärten.

Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem östlichen Mittelmeerraum.Die Römer brachten sie vermutlich zu uns. Plinius der Jüngerebeschreibt im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt die Viola lutea,das gelbe Veilchen. Zur gleichen Zeit schätzte der griechische ArztDioscorides die Heilwirkung des Krauts. Er empfahl die Samen in Weingesotten oder mit Honig als Mittel bei Menstruationsbeschwerden.

Cheiranthus nannten Gärtner und Botaniker das gelbe Veilchen nochbis vor kurzem. Das griechische «cheir» für Hand und «anthos» fürBlume soll darin stecken. Vornehme trugen sie als Handblumen mitsich, um daran zu schnuppern, wenn Alltagsdünste sie belästigten.

Die Blüten sollten, in Wein oder Wasser gekocht, Niere und Leberheilen und Mund- und Aftergeschwüre verschwinden lassen. Außerdemheißt es bei Tabernaemontanus, der Goldlack stärke Herz, Vernunft undnachlassendes Gedächtnis und bringe «die Müden wieder auff die Bein».

Goldlack war eine Art Allround-Medizin. Die moderne Wissenschafthat das relativiert. Sie entdeckte, dass alle Teile der Pflanzeherzwirksame Glykoside enthalten, und hin und wieder wird Goldlackauch heute noch als Herzmittel eingesetzt. Ansonsten aber wird dieFrühlingsblume auf ihre Rolle als Duft- und Blütenpflanze reduziert.

Cremegelb, scharlachrot, goldgelb und braunrot strahlen ihreBlüten, die an den Enden der verzweigten Stängel stehen. Die Blütensetzen sich aus vier Blütenblättern zusammen. Beim Saatgut sollte manaufpassen. Mischungen enthalten oft auch gestreifte oder marmorierteExemplare. Sicherer sind Farbsorten wie die 'Prince' oder 'Charity'.

Goldlack gilt als zweijährige Pflanze, die im ersten Jahrheranwächst, mit etwas Schutz überwintert und im zweiten blüht. Sinddie Winter nicht zu hart, hält sie auch länger - am richtigen Platz.Dachziegel und Mauerfugen, also warme, karge, steinige Standorte, aufdenen stehende Nässe keine Chance hat, lassen den Goldlack gedeihen.

Diese Vorliebe teilt er mit seinem Verwandten, dem Schöterich(Erysimum x alionii), dessen Name auf die vielen Schoten hinweist,die sich aus den befruchteten Blüten entwickeln. Der Schöterich wirktwie die zierliche Ausgabe des Goldlacks und duftet meist genauso süß.'Goldstaub' ist mit strahlendem Gelb überzogen. 'Zwerg' blüht infrischem Zitronengelb, 'Winter Joy' in kräftigem Pink. Feines Rosaschmückt 'Bowles Mauve' und Erysimum linifolium 'Variegatum'.

Meist wird Schöterich im Frühjahr als blühende Topfpflanzeangeboten, die oft bis weit ins Jahr hinein blüht. Man kann diekleine Zweijährige aber auch bereits im Herbst in Schalen und Gefäßepflanzen, wo sie nach einer verfrühten Blüte die dunkle Jahreszeitüberdauert, um im Frühjahr richtig loszulegen.