Partnerschaft Partnerschaft: Streit tut der Beziehung gut
BERLIN/DPA. - "Wie oft sich zwei Menschen streiten, ist kein Indikator für die Qualität einer Beziehung", sagt Christian Thiel, Partnerschaftsberater aus Berlin. Wie sie streiten, sagt dagegen einiges über die Beziehung aus. Und ein "Schlappschwanz" an der falschen Stelle kann fatale Folgen haben.
Wichtiger als die Frage, wie oft sich Menschen streiten, ist, "wie viel positive und liebevolle Zeit zwischen den Streitfällen liegt", sagt Thiel. So können Paare, die nie streiten, in Wirklichkeit innerlich völlig erkaltet sein, während heißblütige Streithähne immer noch Schmetterlinge im Bauch haben.
Trotzdem hält Thiel generell wenig vom Streit. Seine Theorie: Ein Streit ist ein Angriff. Der Körper schüttet Adrenalin aus, und der Kopf reagiert unberechenbar. "Man macht in der Wut Dinge, für die man sich im Nachhinein schämt." Statt Frust frei nach Schnauze rauszulassen, empfiehlt er: "Gehen Sie eine halbe Stunde raus, lassen Sie Ihren Hitzkopf abkühlen."
Zu einer glücklichen Beziehung gehöre Gelassenheit. "Solche Paare nehmen sich in vielen Punkten einfach so, wie sie sind, ohne ständig miteinander zu hadern", erklärt Thiel. Natürlich gebe es in jeder guten Partnerschaft auch Gegensätzliches zu klären und Kompromisse zu finden. "Aber man muss sich von der Hoffnung verabschieden, den Partner um 180 Grad drehen zu können."
Regina Swoboda sieht das anders: "In meinen Kursen übe ich mit Frauen, die Wut rauszulassen", sagt die Beziehungs-Trainerin aus Pullach bei München. Sie glaubt, dass Streiten gesund für eine Beziehung ist. "Man darf sich dabei nur nicht verletzen oder beleidigen." So sei es durchaus in Ordnung, mal richtig zu meckern. "Es muss dem Partner in diesem Moment aber klar sein, dass es ums Dampfablassen geht." Persönliche Angriffe unter die Gürtellinie sind tabu. "Sagen Sie, was Sie doof finden, was Ihnen missfällt, ohne auf den anderen einzuhacken."
"Natürlich darf man mal richtig sauer sein, wenn was schief gelaufen ist", findet auch Dagmar Kumbier, Diplom-Psychologin aus Hamburg. Denn Paare, die sich nie aneinander reiben, würden unterschiedliche Bedürfnisse nur schlecht oder eingeschränkt klären. "Daraus kann ein Teufelskreis mit vielen Problemen entstehen." Die Schmutzwäsche nicht weggeräumt, den Teebeutel liegengelassen: "Wenn man wegen solcher Kleinigkeiten in die Luft geht, lohnt sich die Frage, was dahinter steckt", rät Kumbier. Oft stehe ein solcher Streit stellvertretend für grundsätzliche Beziehungsprobleme - zum Beispiel das Gefühl, nicht genügend unterstützt oder wahrgenommen zu werden. "Reden Sie dann über die Dinge, die Sie wirklich bewegen." Doch dafür muss man ruhig sein. Thiel rät, erstmal einen Tee zu trinken und über alles nachzudenken. "Es ist einfach viel schlauer, in Ruhe über Probleme zu sprechen." Wem seine Partnerschaft wichtig ist, der beherzigt besser ein paar Grundregeln: "Sich gegenseitig wertschätzen, auf die Bedürfnisse des anderen achten und nicht stur auf das eigene Recht beharren", fasst Thiel die wichtigsten zusammen.
Literatur: Regina Swoboda: Die Raffinesse einer Frau. Werden Sie Männerflüsterin, Kösel, ISBN 978-3-466-30854-5,
16,95 Euro