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Paare Paare: Fragen nach Kindern sollte nicht ausgewichen werden

01.12.2004, 17:33
Kaum verheiratet, kommen schon dreiste Fragen: Nicht nur Adlige wie der spanische Kronprinz Felipe und seine Ehefrau Letizia sehen sich schon bald nach dem Ja-Wort dem Druck ausgesetzt, ein Kind zu bekommen. (Foto: dpa)
Kaum verheiratet, kommen schon dreiste Fragen: Nicht nur Adlige wie der spanische Kronprinz Felipe und seine Ehefrau Letizia sehen sich schon bald nach dem Ja-Wort dem Druck ausgesetzt, ein Kind zu bekommen. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/München/dpa. - Verkündet ein Paar Hochzeitspläne oderzieht zusammen, kommen oft sofort neugierige Nachfragen. Die einenwollen ganz direkt wissen, ob ein Kind unterwegs ist. Andere machenanzügliche Anspielungen. Und bei kinderlosen Frauen jenseits der 30fühlen sich manchmal selbst entfernte Bekannte dazu berufen, auf dasTicken der biologischen Uhr hinzuweisen.

«Es scheint im Kopf immer noch eine Kettenreaktion zu geben: Mannund Frau ziehen zusammen, das muss ein Kind geben», erklärt MichealThiel, Psychologe aus Hamburg. Doch viele Paare entscheiden sich ganzgegen Kinder. Knapp ein Drittel der Bevölkerung, die heute imgebärfähigen Alter ist, wird dauerhaft kinderlos bleiben, heißt es ineiner Studie zu «Einflussfaktoren auf die Geburtenrate» des Institutsfür Demoskopie Allensbach. Die meisten beschäftigten sich erst mitder Nachwuchsfrage, wenn sie über 30 sind. Schon mit Anfang 30 abernimmt der Kinderwunsch stark ab.

Ist die Entscheidung gegen ein Kind bereits gefallen, sollte diesdeutlich gesagt werden. Das spart auf Dauer nervende Nachfragen. «Esist besser, ein für allemal klare Verhältnisse zu schaffen», rätElisabeth Bonneau, Kommunikationstrainerin aus Freiburg.

Besonders Frauen beschäftigt die ungeklärte Kinderfrage oft stark, ohne dass sie dies unbedingt äußern. Selbst harmlos gedachteNachfragen werden dann rasch als Ausüben von Druck empfunden. «SolcheFragen treffen einen wunden Punkt», erklärt Bonneau. Der beste Schutzdagegen sei es, sich über seinen eigenen Standpunkt klar zu werden.

«Man sollte möglichst locker und souverän mit diesen Fragenumgehen», rät auch der Psychologe und Familientherapeut Klaus Neumannaus München. 95 Prozent der Neugierigen seien sofort ruhig, wenn mansie darauf hinweist, dass es schon vielen Frauen passiert ist, dassein Kind eben nicht gesund auf die Welt gekommen ist.

Eine etwas sanftere Methode sei es, zu sagen «Das ist mein Ding».Schlagfertige können auch zum Gegenangriff übergehen: «Ich verstehedas jetzt als Angebot, dass ihr den Babysitter geben wollt» sei einguter Konter. «Fragt ein Fremder, sollte man ihm einen Spiegelvorhalten und ihm so die Grenze zeigen, die er überschritten hat»,rät Thiel. Nahe stehenden Menschen würde er ausführlicher antwortenund ihnen beschreiben, wie diese Fragen wahrgenommen werden.

Auch Elisabeth Bonneau rät, die Antwort vom Fragenden und seinemMotiv abhängig zu machen - davon, ob es sich um Interesse, um bloßeNeugierde oder um eine Unangemessenheit handelt. Ein Weg sei es dann,sachlich zu bleiben. «Wir haben im Moment noch andere Pläne», könnedie Antwort lauten.

Zudem empfiehlt Bonneau, sich eine Standardantwort zurechtzulegen.In den entsprechenden Situationen müsse dann nicht überlegt werden.Bei besonders aufdringlichen Fragern könne nach dem «System kaputteSchallplatte» einfach alles so lange wie nötig wiederholt werden.

Für Thiel ist es wichtig, nervende Fragen nicht still hinunter zuschlucken: «Es gibt noch andere Gründe für das Zusammenziehen als einKind - man muss sich gegen diese Stereotype wehren.» Manchen Menschenmachten Paare ohne Kind auch einfach Angst. «Kinderlose bedrohen einStück weit die Lebensart der Menschen, für die ein Kind zu haben diehöchste Lebensform ist.» Von dieser Seite wird besonders stark aufNachwuchs gedrängt, wohl auch, weil keiner gern allein im Boot sitzt.