Nur keine Angst: Spinnen im Garten sind nützlich
Hamburg/Bonn/dpa. - Kein Tier ist so nützlich und zugleich so verhasst wie Spinnen. Fast jeder fünfte Deutsche schlägt sie sofort tot, nicht einmal die Hälfte weiß, dass sie eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen, ergab eine Emnid-Umfrage.
Viele andere finden sie schlicht widerlich. Gefährlich sind europäische Arten nicht: «Zwar lähmt zum Beispiel auch die Kreuzspinne ihre Beute mit Gift, aber für Menschen sind sie harmlos», sagt Heinz Peper vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Hamburg. Gerade im Garten sind sie als Insektenvertilger sehr hilfreich.
Es gibt sogar das Phänomen Arachnophobie: Panik vor Spinnen - wenn auch selten: «Nur zehn Prozent aller Phobien beziehen sich auf Tiere, und nur bei drei Prozent davon geht es um Spinnen», sagt Martin Kreuels aus Münster von der Arachnologischen Gesellschaft. Verbreitet sei aber der Ekel vor den achtbeinigen, oft behaarten Tieren. «Anders als in Afrika werden Spinnen in Europa seit Jahrhunderten negativ dargestellt und mit Pest, Tod und Teufel in Verbindung gebracht.»
Vielleicht liegt es daran, dass Spinnen Netze bauen, in denen andere Tiere hängen bleiben und gefressen werden, vermutet Peper. «Eigentlich sind Spinnen sehr hübsch, manche sehen sogar richtig toll aus, wenn man sie unter der Lupe anguckt, die gelb-schwarz-geringelte Wespenspinne zum Beispiel.» Es sei aber etwas Besonderes, wenn man sie im Garten zu sehen bekommt: Viele Arten sind selten geworden.
Das bestätigt Theo Blick, Hauptautor der Roten Liste für bedrohte Spinnenarten: 53 Prozent der mehr als 1000 Arten in Deutschland sind darin zu finden - weil die Lebensräume immer kleiner werden. Etwa die Hälfte der Arten sei auch in Gärten anzutreffen, vermutet der Diplom-Biologe aus Hummeltal bei Bayreuth. «Um die 30 bis 50 Arten werden auch im einfachsten Garten zu finden sein.»
Meist fallen Spinnen durch ihre Netze auf. «Spinnen nutzen sie zur Jagd», sagt Peper. «Das, was man sich üblicherweise als Spinnennetz vorstellt, gibt es aber nur bei etwa 100 Arten», erläutert Blick. Das senkrecht aufgehängte Radnetz wie das der Kreuzspinne ist also eher die Ausnahme. Baldachinnetze hängen waagrecht an mehreren Fäden. Die Hälfte aller Spinnenarten verzichtet sogar ganz auf Fangnetze.
Jäger sind sie alle, Mücken und Fliegen sind typische Opfer, «aber auch fliegende Blattläuse und Motten», sagt Peper. «Natürlich können in den Netzen auch Schmetterlinge hängen bleiben.» Doch insgesamt sind Spinnen Nützlinge: Nehmen Schädlinge im Garten überhand, stellen sie das Gleichgewicht wieder her.
Hobbygärtner können einiges tun, um Spinnen das Leben leichter zu machen: «Ein reiner Rosengarten mit Golfrasen bietet Insekten genauso wenig Lebensraum wie Spinnen», sagt Ute Grimm vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn. Besser ist ein naturnaher Garten, bepflanzt mit einheimischen Arten. Helfen könne es auch, Laub einfach einmal liegen zu lassen - zumindest in einem Teil des Gartens.
Ganz schlecht sind Laubsauger - wer sie benutzt, nimmt in Kauf, dass Spinnen getötet werden, warnt Peper. Auch auf die chemische Keule sollte verzichtet werden, rät Kreuels: «Mit Pflanzengiften tötet man nicht nur Insekten, sondern auch Spinnen - die Schädlinge erholen sich aber viel schneller.»
Spinnen & Insekten: www.nabu-nrw.de