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Nie wieder tränende Augen: Bücher in Großdruck

Von Carina Frey 26.09.2007, 07:14

Bonn/Frankfurt/Main/dpa. - Die Augen tränen, die Buchstaben verschwimmen, bis zum Kapitelende ist es ein Kampf: Wer Probleme mit den Augen hat, verliert schnell den Spaß an Büchern. Manchmal hilft eine Lesebrille, eine andere Lösung sind Bücher in Großdruck.

Die Verlage führen meist Romanbestseller in großer Schrift, vereinzelt aber auch Sachbücher und Ratgeber. Sie sind nicht viel teurer als die Standardausgaben. Selbst Büchereien verfügen oft über eine Auswahl.

«Die Zahl der Großdruckbücher steigt», sagt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) in Bonn. Laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt sind es vor allem drei größere Verlage, die Bücher in Großschrift anbieten, hinzu kommen Spezialanbieter. Eine Übersicht gibt es aber nicht.

Das Programm konzentriert sich meist auf Romane. «Sachbücher sind bei uns eher selten», sagt Marcus Gärtner von Rowohlt Taschenbuch in Reinbek bei Hamburg. Der Verlag bringt jeden Monat einen neuen Titel in Großdruck heraus. Bisher erschienen sind etwa Werke von Albert Camus oder Imre Kertész. Am erfolgreichsten seien aber die Bücher von Rosamunde Pilcher.

Titel von Siegfried Lenz, Christine Nöstlinger und Henning Mankell hat der Deutsche Taschenbuch Verlag (dtv) im Großdruck im Programm, aber auch Fantasygeschichten und Anthologien. Gut 130 Werke umfasse die Reihe, sagt Stefanie Witzgall, Verlagssprecherin in München.

Suhrkamp aus Frankfurt hatte eine 80-Titel-Reihe - und war damit nicht sehr erfolgreich, wie Winfried Hörning, Leiter des Bereichs Taschenbuch, erläutert. Die Reihe wurde aufgegeben, nun setzt man auf wenige Bestseller. Zur Zeit gibt es acht Bücher in Großschrift, etwa «Das Geisterhaus» von Isabel Allende. Sechs weitere sollen im Herbst folgen. Auf bekannte Namen setzt auch Ueberreuter aus Österreich. Der Verlag bietet etwa «Harry Potter und die Kammer des Schreckens» an.

Während die meisten Häuser einzelne Titel größer drucken, hat der Kaufmann Verlag aus Lahr eine eigene Reihe auf dem Markt: «50plus - Bücher zum Leben» - mit Themen, «die ganz besonders ältere Menschen interessieren». Dazu zählt der Verlag Sachbücher über Enkelkinder oder den Ruhestand, aber auch historische Romane und Erinnerungen.

Was Großdruck bedeutet, definieren die Verlage unterschiedlich. Rowohlt verwendet meist die Schriftgröße 13 Punkt. Suhrkamp und Ueberreuter drucken in 16 Punkt. «Das finde ich etwas übertrieben», sagt Ursula Lenz. «Dadurch werden die Bücher sehr schwer.»

Tatsächlich wächst durchweg der Umfang, denn alle Romane werden vollständig gedruckt. «Die Bücher werden dadurch deutlich dicker», bestätigt Winfried Hörning von Suhrkamp. Der Verlag setzt bei seiner Großdruckreihe zudem auf ein größeres Format. Rowohlt versucht, zu schwere Bücher zu vermeiden. Daher kommen laut Gärtner nur Titel in den Großdruck, «die von vornherein nicht mehr als 500 Seiten haben».

Großdruck ist meist etwas teurer: Einen bis drei Euro mehr als normale Bücher kosten sie bei Suhrkamp, bei Rowohlt beträgt der Aufschlag rund einen Euro, beim dtv einige Cent. Wer ausprobieren will, ob er mit Großdruck zurechtkommt, kann sich an die städtischen Büchereien wenden. Machen die Augen auch bei den großen Buchstaben schlapp, müssen Liebhaber trotzdem nicht auf ihr Hobby verzichten, sagt Ursula Lenz. «Schließlich gibt es immer mehr Bücher zum Hören.»