Nicht ausnutzen lassen - Manipulierer sind trickreich
Berlin/Wiesentheid/dpa. - Es ist immer die gleiche Masche: Erst sind sie freundlich und spielen den verständnisvollen Kollegen oder die gute Freundin vor. Aber ehe man merkt, was diese Leute im Schilde führen, hat man ihnen schon den ersten kleinen Gefallen getan.
Ob im Job oder beim Daten - die meisten Menschen haben sich schon einmal von solchen Manipulierern ausnutzen lassen. Nur gibt das niemand gerne zu, denn hereingelegt zu werden, kratzt am Ego. Um sich davor zu schützen, hilft es zu wissen, wie Manipulierer ticken.
Menschen, die gern manipulieren, sind selbst nicht sehr selbstbewusst, sagt die Psychologin Konstanze Fakih aus Berlin. «Im Gegenteil: Sie haben keine hohe Meinung von ihren Fähigkeiten und glauben, ihre Ziele nicht aus eigener Kraft durchsetzen zu können. Deshalb suchen sie sich jemanden, der das für sie machen kann.»
Manipulierer fühlten sich nicht in der Lage, eine von ihnen gewünschte Rolle in der Gesellschaft zu spielen. «Aber eines haben sie ihren Mitmenschen voraus: Sie verfügen über ein exzellentes Einfühlungsvermögen, können andere genau einschätzen und wissen, wie sie deren Vertrauen erst gewinnen und dann ausnutzen können», sagt Fakih. Darum könne ihnen fast jeder zum Opfer fallen: «Denn jeder Mensch hat Schwächen und genau dort setzen diese Leute an.»
Wer eitel ist, lässt sich zum Beispiel schnell mit Komplimenten ködern - das wissen Manipulierer. «Andere tratschen vielleicht für ihr Leben gern und lassen sich dankbar mit dem neuesten Büroklatsch versorgen», erläutert Fakih. «Später, wenn dadurch ein Vertrauensverhältnis aufgebaut ist, lassen sie sich aber auch für die Zwecke des vermeintlich guten Kollegen einspannen.»
Zwar lässt es sich noch verschmerzen, der intriganten Kollegin mal wieder lästige Arbeit abgenommen zu haben. In vielen Situationen ist es aber weitaus ärgerlicher, hereingefallen zu sein. «Wenn man gerade jemanden kennen gelernt hat und Gefühle im Spiel sind, tut es sehr weh festzustellen, dass man nur ausgenutzt wurde», sagt Stefan Landsiedel, Flirttrainer aus Wiesentheid in Bayern. Er glaubt, dass es unter seinen Geschlechtsgenossen Exemplare gibt, die es fast schon als Leistungssport betreiben, einer Frau das Blaue vom Himmel zu versprechen - nur um sie so schnell wie möglich ins Bett zu kriegen.
«Es gibt inzwischen sogar schon geheime Internetforen, in denen sich Männer darüber austauschen, wie Frauen am leichtesten zu manipulieren sind», erzählt Landsiedel und erinnert sich an einen Beitrag aus einem solchen «Abschlepp-Forum». «Darin stellte ein Mann fest, dass romantische Frauen ganz besonders leicht rumzukriegen wären.» Der Tipp an die Männer in dem Forum lautete: «Redet mit so einer über die Liebe und erzählt, dass ihr hofft, eine solche Frau bald zu finden. Und nach intensivem Sympathieaufbau müsst ihr so tun, als wolltet ihr das, was gerade entsteht, verhindern.»
Zwei Schritte vor und einen zurück - dann käme der Erfolg schon von allein. «Denn die Frau wolle natürlich nicht, dass Er sich wieder zurückzieht. Dann geht sie selbst zum Angriff über - und schon hätte der Mann gewonnen.» Es kann helfen, solche Taktiken von Manipulierern zu kennen. Landsiedel glaubt aber, dass es im Alltag nicht so einfach ist, schwarze Schafe rechtzeitig zu erkennen. «Diese Männer haben ihre Strategie mit der Zeit perfektioniert und sind sehr gute Schauspieler.»
Der Flirttrainer rät daher Frauen, die misstrauisch werden, das Gesprächsthema ab und an zu wechseln. So lasse sich herausfinden, ob das Gesagte nicht nur einstudiert ist. «Außerdem kann es nicht schaden, sich vorher mal intensiv mit dem Thema Körpersprache zu beschäftigen. Die sagt oft schon viel aus.»
Im Job oder Bekanntenkreis dagegen sollte man seinen Verdacht der betreffenden Person gegenüber sofort ansprechen, sagt Konstanze Fakih. «Sobald ich merke, dass einer versucht, mich für seine Zwecke einzuspannen, muss ich gleich klarstellen, dass ich so etwas nicht mit mir machen lasse.»
Doch nicht nur unter Kollegen und Abendbekanntschaften wird manipuliert. Auch in Beziehungen bedienen sich Männer und Frauen gern kleiner Psychotricks, sagt Paartherapeut Gerrit Grahl aus Frankfurt/Main. Beide Seiten versuchen, mit Tricks um die eine oder andere lästige Pflicht herumzukommen. «Das führt oft zu Streitigkeiten und kann den gemeinsam Alltag bisweilen auf eine harte Probe stellen.»
Besser sei es, eine Art Plan auszuarbeiten, in dem am besten schriftlich festgelegt wird, wer welche Aufgaben im Zusammenleben hat. Dann könne sich keiner mehr mit Tricks und Schummeleien um seine Verantwortung drücken.