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Modernes für den Herrn Modernes für den Herrn: Make-up und Pflege für Männer

Von Britta Schmeis 04.02.2004, 18:49
Lipgloss, Kajal und Puder: Wurde früher für das Abdecken von Pickeln manchmal in die Kosmetiktasche der Frau gegriffen, steht Männern dank des französischen Modeschöpfers Jean Paul Gaultier jetzt eine eigene Make-up-Serie zur Verfügung. (Foto: dpa)
Lipgloss, Kajal und Puder: Wurde früher für das Abdecken von Pickeln manchmal in die Kosmetiktasche der Frau gegriffen, steht Männern dank des französischen Modeschöpfers Jean Paul Gaultier jetzt eine eigene Make-up-Serie zur Verfügung. (Foto: dpa) Jean Paul Gaultier

Düsseldorf/Berlin/dpa. - Männeraugen verziert mit Kajalstift, Mascara und Lidschatten? Seit dem erfolgreichen Piratenfilm «Fluch der Karibik» bestehen keine Zweifel mehr: Geschminkte Männer sind sexy. Mit dunkel umrahmten Augen befreit Captain Jack alias Johnny Depp die Untoten von ihrem Fluch und bringt so manche weibliche Zuschauerin um den Verstand.

Im wirklichen Leben es geht allerdings auch dezenter. Schließlich wollen Banker, Versicherungsvertreter und Verkäufer in der westlichen Welt des 21. Jahrhunderts keine brutalen Piraten überlisten, sondern einfach nur gut aussehen.

Wurde dafür früher in die Kosmetiktasche der Freundin oder Frau gegriffen, kann sich der moderne Mann mit eigenen Utensilien verschönern: So hat zum Beispiel der französische Modeschöpfer Jean Paul Gaultier, der sich einst anschickte, den Rock für den Mann salonfähig zu machen, eine eigene Make-up-Serie für Herren herausgebracht - inklusive Lipgloss, Kajal und Puder. «Damit ist Gaultier sicher ein Vorreiter, und es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sich das Make-up für den Mann gesellschaftlich etabliert hat», sagt Gisela Reinecke, Beautyexpertin aus Langenfeld in Nordrhein-Westfalen.

Etwas anders sieht das bei reinen Pflegeprodukten speziell für den Mann aus. Sie stehen schon jetzt in großer Zahl in den Regalen - und dabei handelt es sich nicht nur um Rasierseife und -schaum. Denn die Männerhaut verdient besondere Pflege, ist die Kosmetikindustrie überzeugt. «Bei jeder Rasur lösen sich 0,1 Millimeter der ersten Hautschicht ab», berichtet Annette Kreuels vom Unternehmen Lancôme in Düsseldorf. Seit September 2003 Jahres hat der Kosmetikhersteller die Serie Lancôme Homme mit zehn verschiedenen Produkten im Sortiment. «Zwei unserer Exoten - die Relax Mask und die Augencreme mit dem Eiswürfel-Effekt - sind unerwartet erfolgreich», sagt Kreuels. «Die Männer wollen die Wirkung sofort sehen und spüren, und am besten keine schmierigen Hände bekommen», erklärt sie den Erfolg.

Dass es bei den Herren nicht nur um pure Pflege geht, hat auch die Firma Shiseido bei ihrer Männerlinie festgestellt: Neben einer Feuchtigkeitsemulsion zählen nach Angaben des Unternehmens mit Deutschlandsitz in Düsseldorf ein Reinigungsschaum und eine Anti-Aging-Creme zu den am besten verkauften Produkten. Ein eigenes Männer-Make-up ist zwar sowohl für Shiseido wie auch für Lancôme noch Zukunftsmusik, ausschließen wollen die Firmen solche Produkte jedoch nicht. Denn die Marktforscher prophezeien schon jetzt: Männerkosmetik ist der Zuwachsmarkt. Harry Stapf hat in seiner Parfümerie in der Innenstadt von Wiesbaden die Gaultier-Serie seit Sommer 2003 im Sortiment und kann sich über mangelndes Kundeninteresse nicht beschweren. «Es kommt darauf an, wie man die Produkt anbietet», so Stapf. Er verkaufe beispielsweise den Lippenstift nicht als solchen, sondern als Lippenpflege. «Es ist ja ein Produkt, das nur den Hautton auffrischt und nicht direkt Farbe auf die Lippen bringt», erklärt er.

Der Star-Visagist René Koch aus Berlin ist noch etwas skeptisch, was den Erfolg der dekorativen Männerkosmetik betrifft, ihre Berechtigung hat sie aber allemal. «Männer wollen ihre eigenen Produkte. Das hat viel mit Image, Form, Duft und ganz banal mit der Handhabung zu tun», sagt Koch, der ein Institut für Stil-, Schönheits- und Imageberatung betreibt.

Von den Inhaltsstoffen unterscheidet sich die dekorative Herrenkosmetik nur selten von der für die Damen. «Nur bei Pflegeprodukten und teils beim Puder muss man auf den Bartwuchs achten», sagt Koch, der schon Stars wie Joan Collins, Shirley Bassey und Claudia Schiffer geschminkt hat. Die Pflegeprodukte sind hingegen auf die Haut des Mannes abgestimmt.

Denn die ist in der Regel 20 Prozent dicker und produziert etwa doppelt soviel Talg wie die Haut der Frau, wie es bei Biodroga heißt - der Kosmetikhersteller aus Baden-Baden bringt im Februar 2004 mit «Men Sensation» ebenfalls eine eigene Männerpflegeserie auf den Markt. Dazu gehört unter anderem ein Reinigungsgel mit Peelingeffekt, das auch dem Einwachsen von Barthaaren vorbeugen soll. Verkauft werden die Produkte nicht nur im Handel, sondern auch in Kosmetikinstituten.

Dort gehören Männer zwar noch zu den Exoten, werden aber immer mehr. «Männer kommen für kosmetische Behandlungen zu mir, lassen sich manikürieren, die Wimpern färben oder die Augenbrauen zupfen», erzählt Dorota Fluk. Für die Kosmetikerin aus Wiesbaden gehört das stärkere Geschlecht bereits zum festen Kundenstamm. «Es sind die Männer, die wissen, wie man gut gestylt und gepflegt an Prestige gewinnen, in Beruf und Liebe punkten kann», sagt Gisela Reinecke.