Männchen oder Weibchen? Kleiner Unterschied, große Wirkung
Celle/Dortmund/dpa. - Von der Rasse über das Alter bis hin zur Farbe des Fells: Wer sich ein Haustier zulegen will, hat häufig genaue Vorstellungen davon. Seltener machen sich die künftigen Halter Gedanken darüber, welches Geschlecht der Schützling haben soll.
Dabei kann es einen Unterschied machen, ob er ein Männchen oder ein Weibchen ist. Das gilt besonders bei Hunden, aber auch bei Katzen oder Kleintieren. Bei Hunden sollte sich der Halter in spe zunächst fragen, in was für einem Umfeld er wohnt: «Leben viele Rüden in der Nachbarschaft, wäre es nicht sinnvoll, sich eine Hündin anzuschaffen, die ein paar Mal im Jahr läufig wird», erklärt Udo Kopernik, Sprecher des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) in Dortmund.
Wer in der Stadt lebt, überlegt dagegen besser zweimal, ob er sich wirklich einen Rüden anschaffen will: «Auf dem vielleicht doch etwas längeren Weg zum Park bleibt der immer wieder stehen, um sein Revier gegenüber anderen Rüden zu markieren», sagt Kopernik. Das kann auf Dauer ganz schön lästig werden.
Generell brauchen Rüden etwas mehr Konsequenz in der Erziehung als Hündinnen. Trotzdem ist es laut Kopernik nur ein Gerücht, dass Rüden oft den Macho markieren und dadurch vor allem für weibliche Halter schwer zu führen sind. «Das widerspricht schon dem innerartlichen Verhalten», sagt der Experte. «Schließlich haben im Hunderudel doch auch die Weibchen das Sagen.»
Allerdings sollten nach Udo Koperniks Worten etwa ältere Menschen, die einen Hund haben wollen, berücksichtigen, dass Rüden kräftiger sind als die Weibchen der jeweiligen Rasse. Ein kräftiger Rüde erfordert dementsprechend auch mehr Kraft vom Besitzer.
Kommt es beim Spaziergang zu Auseinandersetzungen unter männlichen Hunden, steckt meist Imponiergehabe dahinter. «Bei diesen sogenannten Komment-Kämpfen, bei denen untereinander die Rangordnung festgelegt wird, sind zwar viel Krach, Staub und Speichel im Spiel, doch sie verlaufen meist ohne Verletzungen», erklärt Kopernik.
Ganz anders sieht es bei Weibchen aus: «Wenn es zum ernsthaften Konflikt kommt, tragen die einen Verletzungskampf aus.» Wer mehrere Hündinnen hat, die immer wieder aneinandergeraten, hat deshalb im Ernstfall keine andere Wahl, als sich von einer davon zu trennen.
Bei Katzen ist geschlechtsspezifisches Verhalten weniger deutlich ausgeprägt - auch wenn Kater eher Spaß am Kampfspiel haben und die Weibchen eher die Krallen einziehen. Vieles hängt allerdings auch von einer Kastration ab. «Weibliche Katzen, die normalerweise mehrmals im Jahr rollig sind, aber die Wohnung nicht verlassen dürfen, können dauerrollig werden, weil der Geschlechtstrieb nicht erfüllt wird», sagt Wolf-Dieter Schmidt, Tierarzt für Verhaltenstherapie aus Celle. Bei freilaufenden Katzen muss sich der Halter ohne den ärztlichen Eingriff auf Nachwuchs einstellen.
Kater verhalten sich nach der Kastration ebenfalls anders: «Bei Wohnungskatern kann man verhindern, dass sie in die Wohnung pinkeln, um mit Urin ihr Territorium zu markieren», sagt der Tierarzt Burkhard Wendland aus Groß Köris (Brandenburg). «Bei freilaufenden Katern bleiben dann auch die sogenannten Katerkämpfe um die Weibchen aus.»
Das erspare den Tieren mehr als die eine oder andere Verletzung: «Auch die Lebensdauer verlängert sich ohne diese Kämpfe, und die Kater werden anschmiegsamer», sagt Wendland. «Wenn man also nicht die Absicht hat, eine Zucht zu betreiben, sondern mit ihnen leben will, sollte man seine Katzen oder Kater auf jeden Fall kastrieren lassen.»
Kastrierte Hunde können ebenfalls verschmuster und anhänglicher sein als unkastrierte. Bei Hündinnen wird mit Hilfe des Eingriffs außerdem das Risiko von Krankheiten wie Gebärmuttervereiterungen gesenkt - «und man verhindert die Blutungen, mit denen sie eventuell auch Spuren in der Wohnung hinterlassen», sagt Schmidt. Dass sich Probleme mit Dominanzverhalten durch eine Kastration lösen lassen, ist laut VDH-Sprecher Udo Kopernik dagegen ein Trugschluss: «Das liegt meistens an der Erziehung.»
Bei Kleintieren spielt die Geschlechtsfrage eine geringere Rolle. Ganz zu vernachlässigen ist sie aber auch hier nicht - zum Beispiel bei Kaninchen: Werden zwei Männchen zusammen gehalten, rappelt es laut Tierarzt Schmidt unter Umständen im Käfig, weil die beiden heftige Machtkämpfe austragen.
Sie lassen sich am besten verhindern, indem ein Weibchen und ein Männchen gekauft werden. Letzteres muss dann nur kastriert werden, sonst gibt es Nachwuchs. Das gilt auch bei Meerschweinchen. In deren Fall können sogar zwei Männchen bestens miteinander auskommen - sofern der rangniedrigere Bock kastriert wird.