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Landschildkröten sind anspruchsvoll

Von Florian Oertel 09.02.2005, 14:42

Rheinbach/Münster/dpa. - Sie haben einen Panzer und bleiben ihren Besitzern oft Jahrzehnte lang erhalten. Viel mehr als das wissen viele Menschen nicht über Landschildkröten und sind dennoch fasziniert von den urzeitlich anmutenden Reptilien.

Dabei sind Schildkröten alles andere als Kuscheltiere, und ihre Haltung erfordert einiges an Geschick. Rund 300 Schildkrötenarten gibt es. Laut Hans-Dieter Philippen, Chefredakteur der in Münster erscheinenden Fachzeitschrift «Marginata», sind etwa 50 davon Landschildkrötenarten. Interessierte sollten sich aber vor dem Kauf über deren Lebensbedingungen informieren - und notfalls verzichten: «Wer keinen Garten hat, sollte auch keine Schildkröten halten», empfiehlt Bernd Wolff, Leiter der AG Schildkröten der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde in Rheinbach (Nordrhein-Westfalen). Sind die Tiere zwei Jahre alt sind, verbringen sie idealerweise die Sommer im Freilandgehege.

Stimmen diese Voraussetzungen, heißt es, einen seriösen Züchter oder eine gut geführte Tierhandlung zu suchen. «Bei beiden stammt der überwiegende Teil der Schildkröten aus Nachzuchten», erklärt Philippen. Da es sich um geschützte Arten handelt, erhält der Käufer zudem die dafür nötigen Papiere und Bescheinigungen. Auch ein Gang ins Tierheim kann sich lohnen: «Dort sitzen oft Schildkröten, die aus nicht artgerechten Haltungen herausgeholt wurden», sagt Thomas Schröder, Geschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn.

«Danach bedarf es einer Haltungsgenehmigung, die man bei der zuständigen Behörde bekommt», erläutert Wolff. Zuständig sind je nach Bundesland entweder die Städte, Kreise, Regierungspräsidien oder die Länder selbst. Bei der Einrichtung des Geheges kommt es vor allem auf zwei Dinge an: «Landschildkröten brauchen Sonnenlicht und damit Wärme, sie müssen der Sonne aber auch entkommen können», erklärt Philippen. Wichtig seien zudem Versteck- und Klettermöglichkeiten.

Landschildkröten halten Winterruhe. «Dafür braucht man eine Überwinterungskiste», sagt Thomas Schröder vom Tierschutzbund. «Sie wird etwa 15 Zentimeter hoch mit einem leicht feuchten Gemisch aus Gartenerde, Sand und Humus gefüllt.» Dann kommt sie an einen ruhigen, kühlen Ort. «Er sollte höchstens acht Grad aufweisen und eine erhöhte Luftfeuchte. Die sicherste Art ist es aber, europäische Landschildkröten im Kühlschrank zu überwintern», sagt Philippen.

Eine Wissenschaft für sich ist die Ernährung der Reptilien: «Am besten wird möglichst ballaststoffreiches Grünfutter von ungedüngten Wiesen gegeben, etwa Löwenzahn und Wegerich», erklärt Bernd Wolff von der AG Schildkröten. Höchstens einmal pro Woche bekommen die Tiere Obst und Gemüse, am besten mit Grünkernmehl angereichert, rät Philippen. Von tropischen Früchten rät er ab, weil die Schildkröten sie nur schwer verdauen können: «Keine mediterrane Schildkröte hat in der Natur jemals Kiwis oder Bananen gefressen.»

Informationen: Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, AG Schildkröten; «Marginata» (E-Mail: [email protected]).