Jede Hausbauweise hat Vor- und Nachteile
Bad Honnef/Hannover/dpa. - Viele Bauherren sind unsicher, ob ihr Traumhaus massiv aus Stein oder ebenso gut auch aus Holz gebaut werden kann. Meist wird aus Stein gezimmert, aber Holzhäuser sind im Kommen.
«Massivhäuser mit Mauerwerk aus Ziegeln, Kalksandstein und Leichtbetonsteinen dominieren mit einem Marktanteil von 85 Prozent in Deutschland», sagt Reiner Pohl von der Initiative Massiv Mein Haus in Friedberg (Bayern). Der Anteil der Holzhäuser liegt inzwischen bei 14 Prozent. Das übrige Prozent machen seltene Konstruktionen wie Stahlbauweisen aus.
Die Vor- und Nachteile des Massiv- und Holzbaus werden von den verschiedenen Lobbys kontrovers vorgetragen. Massivhausbauer bezeichnen Holzbau gern als Leichtbauweise. «Der Begriff "leicht" impliziert, dass Holzbauweise unsolide und wenig haltbar ist», beklagt Dirk-Uwe Klaas, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Fertigbau in Bad Honnef (Nordrhein-Westfalen). Dies sei aber nicht der Fall. Die Holzbauer betonen dagegen, dass sich mit dem natürlichen Baumaterial Holz rationeller und schneller bauen lasse. Auch lästiges «Trockenwohnen» entfalle im Gegensatz zu den «mit viel Wasser errichteten Nassbauten», ergänzt Klaas.
«Eines der wichtigstens Kriterien zur Beurteilung der Qualität eines Hauses ist der Energieverbrauch», erläutert Rolf Born vom Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt. Die Konstruktion der Außenwände habe darauf entscheidenden Einfluss.
«Gute Energiewerte lassen sich mit Wandkonstruktionen in Holzbau verwirklichen», sagt Klaas. Denn Holzständerwände ermöglichen es, Wärmedämmstoff direkt in die durch die Ständer entstehenden Hohlräume einzubringen. Damit lässt sich mit einem zusätzlich außen aufgebrachten Wärmedämm-Verbundsystem ein geringer Wandquerschnitt verwirklichen. Die Anforderungen der Energieeinsparverordnung seien leicht zu erreichen oder gar zu unterschreiten. Dies spare auf Dauer Geld für Heizenergie und entlaste die Umwelt.
Um Energiesparhäuser zu errichten, müssen einschalige Außenmauern von Massivhäusern in einer Dicke von bis zu 80 Zentimetern ausgeführt werden, kritisieren Befürworter des Holzbaus. «Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn auch die Außenmauern von Massivhäusern mit einer zusätzlichen Wärmedämmung versehen werden», heißt es bei der Kalksandstein-Information in Hannover. Dünnere Mauern von bis zu 36 Zentimetern in Massivbauweise könnten durch eine Kombination aus Kalksandsteinmauern und Wärmedämm-Verbundsystem erreicht werden.
Eine weitere Alternative, dünne und dennoch gut wärmegedämmte massive Außenwände zu bauen, seien zweischalige Mauern, erläutern die Kalksandstein-Experten. Die Philosophie der mehrschaligen Außenwände liegt darin, dass die Funktionen der Mauer wie Lastübertragung, Dämmung und Witterungsschutz von verschiedenen Baustoffschichten erfüllt werden. Die tragende Innenschale besteht aus schweren oder mittleren Baustoffen, zum Beispiel Kalksandstein. Die Wärmedämmung erfolgt durch einen Wärmedämmstoff zwischen zwei Mauern, den Witterungsschutz übernimmt die Außenschale - etwa aus Klinker.
«Massive Wände können anders als Holzkonstruktionen Wärme speichern», nennt Peter Lieblang vom Informationszentrum Beton in Berlin einen Vorteil der Massivbauweise. Dank der Speicherfähigkeit steige die Raumtemperatur während einer Hitzeperiode langsamer an und werde erst später abgegeben. Hierdurch entstehe im Sommer kein «Barackenklima». Wärme werde auch während der Heizperiode gespeichert. Wohnhäuser aus Massivbaustoffen bieten daher den Vorteil, dass der natürliche Sonnenschein, aber auch Wärme durch Menschen oder Geräte im Haus zur Deckung des Heizwärmebedarfs beitragen.
«Die Möglichkeit, durch Wärmespeicherung Energie zu sparen, wird vielfach überschätzt», erklärt dagegen Rolf Born. Schon nach zwei bis vier Tagen sei dieser Energiepuffer abgebaut. Nicht erforderlich sei bei Massivhäusern auf Grund der Masse des Baustoffes ein Extra-Schallschutz. Dieser sei in Holzhäusern ein Problem. Mehrfamilienhäuser sollten deshalb möglichst massiv gebaut werden.
Auch die Holzbauer arbeiten an einer Verbesserung der Wärmespeicherung und des Schallschutzes, indem sie Holz mit anderen Materialien kombinieren. Neu entwickelt wurde zum Beispiel eine Holz-Ziegel-Massivwand. «Bei dieser Wand ist ein 50 Millimeter starker Speicherziegel in die Holzständerwand integriert», erläutert Wolfgang Fuchs vom Unternehmen BienZenker in Schlüchtern (Hessen). Im Vergleich zur Wand ohne Ziegelstein erhöhe sich so die Wärmespeicher-Fähigkeit und Schalldämmung.