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Haustier-Tod Haustier-Tod: Würdige Bestattung statt anonymer Entsorgung

Von Horst Heinz Grimm 06.10.2005, 10:29
Ein Grab für zwei Katzen ist auf dem Tierfriedhof in Magdeburg liebevoll dekoriert. Auf Sachsen-Anhalts erstem Tierfriedhof im Süden Magdeburgs finden Haustiere ihre letzte Ruhestätte. (Foto: dpa)
Ein Grab für zwei Katzen ist auf dem Tierfriedhof in Magdeburg liebevoll dekoriert. Auf Sachsen-Anhalts erstem Tierfriedhof im Süden Magdeburgs finden Haustiere ihre letzte Ruhestätte. (Foto: dpa) ZB

Friedrichroda/Berlin/dpa. - «Carlo», der betagte Kater derFamilie Klaussen in München, lag eines Morgens tot im Schlafkörbchen.Zur Trauer gesellte sich schnell die Frage, was mit dem leblosen Tiergeschehen soll. Am liebsten hätten die Klaussens ihren Liebling ineinem Garten beigesetzt, doch den gab es an dem Wohnhaus nicht. Alsowurde ein Tierarzt eingeschaltet. Der gab den Rat: «Lassen Sie IhrenKater bestatten.»

Tierbeerdigungen rufen in Deutschland teilweise noch immer höchsteVerwunderung hervor. «Ein Grab für einen Hund?» lautet die Frage -oft mit spöttischem Unterton. «Ja, sicher», antwortet MonikaHöftmann, die am Rand des Luftkurortes Friedrichroda in Thüringenganz offiziell einen Tierfriedhof betreibt. «Ich bin auf die Ideegekommen, nachdem mein eigener Hund gestorben war. Ich wollte nicht,dass er in einer Tierkörper-Beseitungungsanlage entsorgt wird.»

In Abdeckereien landen mehr als 90 Prozent der lieb gewonnenenHausgenossen zusammen mit Schlachtabfällen und werden zu industriellverwertbaren Substanzen verarbeitet. Die meisten Tierhalter denkenmit Grauen an die Prozedur. «Kinderersatz wirft man nicht weg», meintauch Günther Damaske, Geschäftsführer der TiertrauerMünchen/Gesellschaft für Tierverbrennung, die schon 1972 mit derEinäscherung von Vierbeinern begann.

Inzwischen gibt es drei behördlich zugelasseneKleintierkrematorien. «Viele Tierbestatter lassen auch in denNiederlanden oder Belgien kremieren», sagt Erik Delfs, Marketingchefdes seit 2002 bundesweit operierenden Tierkrematoriums «ImRosengarten» mit Sitz in Badbergen bei Osnabrück.

Bei der Beerdigung eines Tieres haben die Behörden ein gewichtigesWort mitzusprechen. Einige Bundesländer dulden unter hohen Auflagenund nach Genehmigung die Beisetzung auf dem eigenen Besitz inmindestens einem halben Meter Tiefe und fern von Trinkwassergebieten.Andere, etwa Sachsen-Anhalt, verbieten es. «Nach einer EU-Richtlinieaus dem Jahr 2002 dürfen überhaupt keine Haustiere auf privatenGrundstücken begraben werden», sagt Gisela Artschwager von der inganz Deutschland und Österreich operierenden Antares-Tierbestattungmit Sitz in Fassberg-Müden südlich von Munster (Niedersachsen).

Es müsse eine eigene Tierbestattungskultur entstehen, «die demTier als Lebewesen gerecht wird und ihm als Sozialpartner desMenschen zusteht», sagt Reinhard Feldkamp, Vorsitzender desBundesverbandes Tierbestatter (BTV) in Berlin. So sehr die Tiere zuLebzeiten gehegt werden und welche wirtschaftliche Bedeutung siehaben - nach dem Tod sind sie vielfach nur zu entsorgende Kadaver.

Nach Feststellungen des Tierbestatter-Verbandes werden inDeutschland «etwa 95 Prozent aller verstorbenen Haustiere inTierkörper-Beseitigungsanlagen entsorgt». In anderen Ländern wie inden USA, Belgien oder den Niederlanden geht man mit den zum Teillangjährigen Lebensgefährten nach deren Tod emotionaler um.

Der Kult um - auch tote - Haustiere ist Bestandteil der Geschichteder Menschheit. Schon Pharaonen ließen Tiere mumifiziert beisetzen.Die Lieblingshündinnen von Friedrich dem Großen (1712 bis 1786)fanden ihre letzten Ruhestätten in eigenen Gräbern. Bis in die zweiteHälfte des vorigen Jahrhunderts war es durchaus Brauch, Hund, Katze,Vogel und andere Kleintiere im eigenen Garten oder einer Grünanlagezu begraben. Heute riskiert man dafür Geldstrafen bis zu 15 000 Euro.

«Überwiegend werden bei uns Katzen und Hunde eingeäschert», sagtDelfs. Damaske kann das auch für sein Unternehmen bestätigen. So istes gut möglich, dass kleinere Tiere wie Vögel, Hamster und Mäuse ohnebehördliche Genehmigung heimlich ihre letzte Ruhestätte doch imGarten oder einem Park finden.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Tierbestatter-Verbandesneben den Krematorien etwa 120 Friedhöfe und 80 Tierbestatter. DerVeterinär, bei dem das Haustier in Behandlung war und der esmöglicherweise einschläfern musste, kann Ratschläge zu einer würdigen«Beseitigung» - wie es im Behördendeutsch heißt - geben. DerBundesverband Praktischer Tierärzte in Frankfurt/Main befürworteteschon vor Jahren die Kremation, die sich zunehmend durchsetzt.«Innerhalb weniger Jahre stieg die Zahl der Verbrennungen von 70 auf700», sagt Damaske.

Der würdevolle Abschied kostet Geld. Die teuerste Art ist dieEinzeleinäscherung, die sich nach dem Gewicht des Tieres richtet. AlsRichtpreise nennt Delfs für sein Unternehmen 70 bis 300 Euro. Dazukommen Kosten für Kremationszertifikat, Abholen des toten Tieres undeventuell Rücksendung der Asche. Die Institute bieten Urnen aller Artan, die im Garten vergraben oder in der Wohnung aufbewahrt werdenkönnen. «Eine Marmorpyramide oder eine Kugel offenbaren nicht gleichden Inhalt», meint Damaske.

Die Zahl der Gräber auf den deutschen Friedhöfen nimmt zu, wie esbeim Tierbestatter-Verband heißt. Allgemein gültige Preisangabenlassen sich auf Grund der unterschiedlichen Kalkulationen derBetreiber nicht machen. Das Grab kann individuell gestaltet werden.«Beliebt sind vor allem Natursteine», berichtet Monika Höftmann. Einsolcher Stein ziert auch in München das Grab von Kater «Carlo».

Informationen: www.bvt-tierbestattung.de