Wärme durch Wasserstoff Gasheizungen H2-ready - eine gute Option für Ihr Haus?
Gasheizungen können theoretisch auch Wasserstoff verbrennen, und im Sinne des Klimaschutzes sollen sie das auch. Klingt wie eine neue Chance für die Gasheizung. Ist sie das auch in der Praxis?
Berlin - Ab 2024 soll der Einbau neuer Gasheizungen nur noch erlaubt sein, wenn sie zu mindestens 65 Prozent mit Biomasse betrieben werden können oder auf Wasserstoff umrüstbar sind. Als „H2-ready“, also „für Wasserstoff bereit“, bezeichnet man solche Geräte.
Für Hauseigentümer klingt das verlockend, erspart es doch den teuren Umstieg auf alternative Heiztechniken wie Wärmepumpen. Und zumindest technisch ist es auch keine Zukunftsmusik: „Schon jetzt vertragen alle Gasheizungen, die heute verkauft werden, eine Beimischung bis zu 20 Prozent Wasserstoff“, sagt Norbert Azuma-Dicke vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie. „Damit sind sie „H2-ready“. Und in absehbarer Zeit werden Geräte kommen, die auch auf ausschließliche Wasserstoffnutzung umgerüstet werden können.“ Noch besser: So eine Umrüstung dürfte oft nur wenige Hundert Euro kosten.
Auf das Wo kommt es an
Allerdings hängt die Möglichkeit eines Umstiegs nicht nur von der eigenen Haustechnik, sondern vor allem auch von der Strategie der örtlichen Energieversorger ab: Um mit Wasserstoff zu heizen, muss erst einmal Wasserstoff da sein. Und davon sind die meisten Gegenden Deutschlands weit entfernt.
Fast überall dominiert Erdgas als Energieträger, Alternativen sind kaum verfügbar. Der Anteil an Wasserstoff soll steigen, irgendwann sogar die vollständige Nutzung von „grünem“, also nur mit erneuerbarer Energie hergestelltem Wasserstoff möglich sein. Aber bis dahin dürfte es viele Jahre dauern. „Es wird in absehbarer Zeit nicht die notwendigen Mengen geben, um in großem Umfang Gebäude zu beheizen“, sagt Stephan Herpertz von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn Wasserstoff solle zunächst in der Industrie das bisher verwendete Erdgas ersetzen. Außerdem seien die Produktionskosten noch sehr hoch.
Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin rät Verbrauchern, in die Überlegung über die Anschaffung einer neuen H2-ready-Gasheizung auch die lokale Wärmeplanung einzubeziehen. „Für die Einzelfallbetrachtung macht es durchaus Sinn, zunächst einmal bei der günstigen Variante einer Gasheizung zu bleiben. Bei einem konsequenten Wasserstoffhochlauf bis auf 20 Prozent wird schon ein großer Schritt zur CO2-Reduktion geleistet.“
Wer in einer Region wohnt, in der zum Beispiel große Industriebetriebe eine H2-Leitung bekommen und einzelne Gemeinden gleich mit angeschlossen werden, für den könne es sinnvoll sein, ein Gerät zu kaufen, das sich auf die 100-prozentige Nutzung von Wasserstoff umstellen lässt.
Risiko bleibt
Für alle anderen gilt: Wer bei einer Gasheizung bleibt, muss also bis auf Weiteres auch mit Gas heizen. Und das kann teuer werden. Die Entwicklung der Gaspreise selbst ist zwar eine Unbekannte. Sicher ist aber, dass die Steuer auf Erdgas steigt. Sie startete im Jahr 2021 mit 25 Euro pro Tonne CO2-Emission, schon für 2026 gilt ein Preiskorridor zwischen 55 und 65 Euro. Ohne Wasserstoff ist man dem auch mit einer „H2-ready“-Heizung ausgeliefert. „Ob es für Verbraucher langfristig sinnvoll ist, eine neue Gasheizung anzuschaffen, ist im Moment noch ein Blick in die Glaskugel“, sagt Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin.
Für die meisten Verbraucher ist die Kombination Gas-Wasserstoff deshalb ein schwer kalkulierbares Risiko. Norbert Azuma-Dicke rät, auch Alternativen zu prüfen. „Welche Heizung zum Haus passt, ist immer individuell“, sagt er. „Die Entscheidung hängt ab vom Zustand des Gebäudes, den Energiepreisen und auch vom Preis des Heizungssystems.“ Am besten sei es, sich von einem Experten beraten zu lassen, was im eigenen Haus in Frage komme.
Und zwar beizeiten. Auf keinen Fall sollte man abwarten, bis die Heizung im Winter völlig ausfällt. Denn eine schnelle Lösung kann teuer werden. „Es ist sinnvoll, die Heizungsmodernisierung mit genügend zeitlichem Vorlauf sorgfältig zu planen“, so Azuma-Dicke.