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Gut vorbereiten Gut vorbereiten: So wird das erste Uni-Referat erfolgreich

Von Verena Wolff 06.10.2014, 12:12
Die Erarbeitung ist der Schlüssel zur guten Präsentation. Wichtig ist, dass Erstsemester früh mit der Vorbereitung des ersten Referats anfangen.
Die Erarbeitung ist der Schlüssel zur guten Präsentation. Wichtig ist, dass Erstsemester früh mit der Vorbereitung des ersten Referats anfangen. imago/Melanie Bauer Lizenz

Die Kommilitonen blicken einen fragend an, und der Prof. nickt aufmunternd: Jetzt sollten Erstsemester mit ihrem Referat loslegen. Doch statt souverän das Erarbeitete vorzutragen, wird bei manchem die Stimme brüchig, der Kopf läuft rot an, und der Vortrag ist fast vergessen. Doch das muss nicht sein. Wer sich richtig vorbereitet, bekommt auch eine passable Note. Doch wie gelingt das?

Das Problem ist häufig: „Wenn man ein Referat nicht halten will, aus Unsicherheit oder Angst, schiebt man es vor sich her“, sagt Reinhard Franke. Er ist Diplom-Psychologe und berät an der Freien Universität Berlin Studenten dazu, wie sie Redeangst erfolgreich bewältigen.

Viele beginnen zu spät mit der Erarbeitung des Themas und setzen sich so selbst unter Druck. Die Erarbeitung sei aber der Schlüssel zur guten Präsentation, sagt Martin Dall. Er ist Rhetorik-Trainer und Inhaber des Instituts HPS International. Sind Erstsemester mit dem Stoff vertraut, bringt sie auch ein kurzes Stottern nicht aus dem Konzept.

Erstes Referat einmal zur Probe halten

Damit das erste Referat gelingt, sollten Erstsemester es mindestens einmal zur Probe halten. So bekommen sie Routine. „Dabei ist es egal, ob ich das meinem Hund erzähle oder meinem Lebenspartner“, sagt Oliver Vornberger. Er ist Professor für Informatik an der Universität Osnabrück und mehrmals wegen seiner Vorträge ausgezeichnet worden. Wichtig sei nur, sich überhaupt einmal selbst reden zu hören.

PowerPoint oder KeyNote unterstützen Vortrag

Gerade Anfänger fahren außerdem gut, wenn sie sich technischer Hilfsmittel wie PowerPoint, KeyNote und ähnlicher Software bedienen, rät er. Das verhindert, dass die Aufmerksamkeit ausschließlich auf dem Redner liegt und ist für viele angenehmer. Allerdings sollten Erstsemester dabei ein paar Grundregeln beherzigen. „Bei den Folien gilt die Fünf-mal-Fünf-Regel“, erklärt Prof. Vornberger. Es sollten maximal fünf Zeilen mit höchstens fünf Worten pro Zeile sein. Grammatikalisch vollständige Sätze sind nicht notwendig.

Die Punkte decken Erstsemester dann am besten nicht gleichzeitig auf. Besser sei, sie so zu animieren, dass sie nach und nach erscheinen, sagt Prof. Vornberger. Sonst sei jeder Zuhörer mit dem Lesen beschäftigt, statt dem Vortragenden zuzuhören.
Bevor Studenten ihr Referat erarbeiten, sollten sie sich außerdem klarmachen, welchen Praxisbezug die Kommilitonen zum Thema haben.

„Der Zuhörer soll sich vorstellen können, worüber geredet wird“, erläutert Martin Dall. Das gelte gerade für technische oder naturwissenschaftliche Vorträge. Die Problematik lasse sich meist in das tägliche Leben übertragen. Wer zum Beispiel einen Vortrag über einen komplizierten Stoff halten muss, könne zunächst darstellen, in welchen Alltagsprodukten er vorkommt.

Drei Teile: Einleitung, Hauptteil, Ausblick

Das Referat sollte weiter wenigstens drei Teile haben: Einleitung oder Problemstellung, Hauptteil oder Lösung und einen Ausblick. Zu Beginn sollte der Vortragende einen kurzen Überblick über sein Referat geben. Das schaffe Orientierung und Struktur für die Zuhörer, erklärt Dall.

Rhetorische Frage und Audience Response System

Wer Sorge hat, dass die Zuhörer im Laufe des Vortrags nicht mehr zuhören, kann mit rhetorischen Fragen arbeiten, erklärt Dall. Sie regen das Publikum zum Nachdenken an und sorgen dafür, dass es aktiv dabei bleibt. Richtig beeindrucken können Redner mit sogenannten Audience Response Systemen. Das bieten einige Hochschulen inzwischen an. „Das ist das Prinzip der Publikumsfrage bei „Wer wird Millionär““, sagt Prof. Vornberger.

Redner stellen ihren Kommilitonen eine Frage - und diese können dann per Smartphone oder Laptop auf eine Antwort tippen. „Das sorgt für ein Highlight, denn es fällt aus dem Rahmen - und ist mit einfachen Mitteln zu machen.“ Bietet die eigene Hochschule das noch nicht ein, können Erstsemester das Tool Cliqr der Universiät Osnabrück kostenlos nutzen. Die Antwort können Erstsemester dann gleich ins Referat einbauen.

Zweigeteiltes Skript hilft bei Nervösität

Für alle Referate gilt: Am besten ist es, wenn Studenten frei reden. Doch gerade am Anfang falle das vielen schwer, sagt Psychologe Franke. Wer sehr nervös ist, kann sich mit einem zweigeteilten Skript behelfen. Das ist ein ausformulierter Text auf der einen und eine Ausfertigung mit Stichpunkten auf der anderen Seite. Je nach Bedarf können Erstsemester dann zwischen den beiden Vortragsvarianten hin und her wechseln.

Eine weitere Möglichkeit ist, die Nervosität kurz zu thematisieren. Das Gefühl kennt fast jeder, sagt Dall. Oft ist das Publikum danach besonders verständnisvoll.

Und wenn es gar nicht anders geht, sollten Erstsemester den Vortrag erst einmal ganz ablesen, sagt Franke. „Lieber gut vorlesen als das Referat schlecht anders halten.“ Am wichtigsten ist, Routine beim Vortragen zu bekommen, denn Präsentationen sind in vielen Berufen an der Tagesordnung. Es gelte, das Vermeiden zu vermeiden. „So wird man mit jedem Vortrag sicherer und verliert die Angst.“ (dpa)

Buchtipp:

Martin Dall: Sicher präsentieren - wirksamer vortragen (Redline Verlag München).

Oft bedarf es nur ein paar Hilfsmittel, damit der erste Vortrag gelingt.
Oft bedarf es nur ein paar Hilfsmittel, damit der erste Vortrag gelingt.
dpa-tmn Lizenz