Zeckenbisse Zeckenbisse: Risiko nach Spaziergängen im Wald
Halle/MZ. - Sven H., Wippra: Wir wollen in 14 Tagen im Bayerischen Wald einen Wanderurlaub starten. Sollten wir uns gegen FSME impfen lassen?
Antwort: Da weite Teile von Bayern zu den Zecken-Risikogebieten gehören, wäre eine FSME-Impfung empfehlenswert. Urlaubsreisende in Risikogebiete können zur Not eine Schnellimpfung erhalten: drei Spritzen innerhalb von 21 Tagen vor Reiseantritt. Allerdings hält der Impfschutz dann nur etwa zwölf bis 18 Monate an. Ansonsten ist eine Langzeitimpfung als Grundimmunisierung ratsam: Drei Monate nach der ersten Impfung wird zum zweiten Mal geimpft. Die notwendige dritte Impfung erfolgt nach einem Jahr. Dann ist jeweils nach drei oder fünf Jahren nur noch eine Auffrischungsimpfung notwendig.
Christa B., Eisleben: Ich bin 68 Jahre alt. Wann wird nach der Grundimmunisierung die nächste Impfung gegen FSME fällig?
Antwort: Die nächste Impfung müsste bei Ihnen drei Jahre nach der Grundimmunisierung erfolgen. Generell sind Auffrischungsimpfungen gegen FSME für alle Menschen unter 50 Jahre alle fünf Jahre und für Menschen über 50 Jahre alle drei Jahre erforderlich.
Nico P., Burgenlandkreis: Was sind die Ursachen dafür, dass ein Zeckenstich gefährlich werden kann?
Antwort: Über den Speichel der Zecke können bei einem Stich gefährliche Krankheitserreger in den Körper des Menschen gelangen: Borreliose-Bakterien und das FSME-Virus. Die Borreliose ist eine bakterielle Infektion, die im akuten Stadium gut mit Antibiotika behandelt werden kann. Bei der FSME handelt es sich um eine Virusinfektion, die schwere Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns oder des Rückenmarks beim Menschen hervorrufen und nicht ursächlich behandelt werden kann. Aber es gibt eine vorbeugende Impfung gegen FSME. Wer in ein solches Gebiet fährt oder dort wohnt und somit ein Zeckenstich-Risiko hat, sollte sich impfen lassen.
Luise K., Saalekreis: Ich habe bei uns sehr winzige Zecken entdeckt. Sind das die normalen Holzböcke, wie wir sie kennen, oder ist das eine neue Form der Zecke?
Antwort: Zecken machen Entwicklungsstadien durch. Die von Ihnen entdeckten sehr kleinen, hellen Spinnentierchen sind Zecken im Stadium der Larven oder Nymphen, also keine neue Form.
Bernd K., Sangerhausen: In unserem Garten ist die Erde mit Rindenmulch bedeckt. Daneben stehen unsere Liegen. Kann es sein, dass Zecken sich im Rindenmulch aufhalten und dann an den Liegen hochkrabbeln?
Antwort: Zecken leben in der Regel in Bodennähe. Sie "lauern" auf Gräsern und Büschen bis zu einer Höhe von zwei Metern. Aber auch auf kleinen Nagetieren lassen sich Zecken nieder. Wenn diese über den Rindenmulch laufen, können die Zecken abfallen und dann durchaus Ihre Liegen hochklettern und bei Ihnen nach geeigneten Stichstellen am Körper suchen.
Bea N., Wittenberg: Gibt es ein Mittel gegen Borreliose?
Antwort: Eine akute Borreliose lässt sich gut mit einem Antibiotikum behandeln. Es sollte mindestens 14 Tage, aber besser 21 Tage eingenommen werden. Dann ist davon auszugehen, dass der Erreger völlig beseitigt ist und keine Spätfolgen auftreten.
Jürgen T., Mansfeld-Südharz : Nach wie viel Jahren kann man feststellen, ob man eine Borreliose hatte?
Antwort: Der Wert, der sich im Blut infolge einer Borreliose befindet, ist lebenslang nachweisbar. 90 Prozent der Bevölkerung haben übrigens eine Borreliose durchgemacht, ohne dass sie es bemerkt haben. Das eigene Immunsystem hat die Borrelien erfolgreich abgewehrt. Eine Borreliose muss also nicht automatisch mit schwereren Erkrankungen einhergehen.
Bettina L., Merseburg: Ich hatte vor drei Jahren nach einem Zeckenstich eine Borreliose, die erfolgreich mit Antibiotikum behandelt wurde. Bin ich für immer immun gegen die bakterielle Infektion?
Antwort: Eine Immunität infolge der ersten erfolgreichen Behandlung besteht nicht. Jede erneute Borreliose muss wieder mit Antibiotika behandelt werden.
Franziska D., Halle: Gibt es erste Anzeichen für eine Borrelien-Infektion?
Antwort: Bei 85 bis 95 Prozent der Menschen, denen durch Zeckenstich eine Borreliose übertragen wurde, tritt eine sogenannte Wanderröte auf (Erythema migrans). Das ist eine kreisförmige Hautrötung, die von der Zecken-Stichstelle aus an andere Körperstellen wandern und einen Durchmesser von 20 bis 30 Zentimeter aufweisen kann. Ein weniger häufig auftretendes Anzeichen der Erkrankung ist das Lymphozytom, eine bläuliche Schwellung an der Brustwarze oder an den Ohrläppchen. Schließlich ist noch das Auftreten von "Papierhaut" auf einer größeren Hautfläche möglich als eine späte Form der Erkrankung.
Benno S., Bernburg: Lässt sich mit einem Bluttest sofort feststellen, ob ein Zeckenstich eine Borreliose zur Folge hat?
Antwort: Das ist möglich, aber nicht sofort nach dem Stich, denn dann wäre das Ergebnis wertlos. Der Bluttest sollte etwa vier Wochen nach dem Zeckenstich erfolgen. Nur dann lässt sich erkennen, ob Antikörper vorhanden sind.
Gertrud L., Halle: Ich bin nach einem Zeckenbiss vor fünf Jahren mit Antibiotika erfolgreich behandelt worden. Mein danach akzeptabler Borrelien-Titer ist aber bis heute nicht gesunken. Das bereitet mir Sorgen.
Antwort: Die Sorgen sind unbegründet. Die Werte des Borrelien-Titers bleiben im Körper immer positiv und zeigen an, dass im Körper Antikörper vorhanden sind.
Fragen und Antworten notierten Dorothea Reinert und Christoph Beyer.
DAS FRAGTEN DIE CHATTER
"Aua" fragte: Ich habe kürzlich gelernt, dass nach harten Wintern eher mehr Zecken überleben als nach milden. Selbst wenn das stimmt: Sind Zecken tatsächlich ein ernsthaftes Problem für Mitteleuropäer?
Antwort: Tatsächlich gibt es in jedem Jahr einige tausend Erkrankungen durch Zecken. So sind allein in den ostdeutschen Ländern pro Jahr etwa 6 000 Erkrankungen durch Borrelien bekannt. Dazu kommt dann eine nicht unerhebliche Zahl von Hirnhautentzündungen im Rahmen der sogenannten FSME. Letztere sind nicht in ganz Deutschland vorhanden und deshalb von Ort zu Ort deutlich unterschiedlich in der Häufigkeit. Ein nahe gelegenes Gebiet liegt schon in Thüringen. Im Rahmen der Erwärmung ist eine weitere Verbreitung Richtung Norden zu erwarten.
"Mini" fragte: Warum müssen Zecken eigentlich entfernt werden? Sie fallen doch eh ab, wenn sie vollgesogen sind.
Antwort: Leider gelangen während des Blutsaugens der Zecke durch eine Einspeichelung eine Menge Krankheitserreger in den Körper der "Opfers", und dadurch kommt es häufig zu verschiedenen Erkrankungen. Je länger die Zecke also saugt, umso länger kommen Krankheitserreger in den Körper.
"Wolle S." fragte: Sind Kleider, die viel Körperfläche bedecken, ein ausreichender Schutz gegen Zeckenstiche?
Antwort: Kleidung an sich stellt generell einen Schutz dar, aber wie immer: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Kleidung sollte die Haut möglichst komplett bedecken. Zecken saugen sich oft nicht sofort fest, sondern suchen sich einen weichen Hautfleck, zum Beispiel Kniekehle, Flanken, Hautfalten; sie sind besonders gefährdet.
"Z. Eck" fragte: Was ist ein "Borrelientiter"?
Antwort: Borrelien sind die Krankheitserreger, der Körper setzt sich bei einer Infektion, bei Aufnahme im menschlichen Körper, mit ihnen auseinander und bildet Antikörper, davon gibt es den Titer, und den kann man bestimmen.