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Wenig Sex Wenig Sex: Was eine dauerhafte Beziehung ausmacht

08.06.2013, 15:00
Auch wenn wir uns das wünschen, gemeinsames Glück und geteilte Interessen garantieren nicht unbedingt eine dauerhafte Beziehung.
Auch wenn wir uns das wünschen, gemeinsames Glück und geteilte Interessen garantieren nicht unbedingt eine dauerhafte Beziehung. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Fast alle träumen von der großen Liebe. Von dem einen Traummann oder der einen Traumfrau, die man nur finden muss, um zu zweit bis ans Lebensende glücklich zu sein. Die Realität sieht in den meisten Fällen anders aus. Rund 400.000 Ehen werden in Deutschland jedes Jahr geschlossen, aber auch fast 200.000 werden im gleichen Zeitraum geschieden. Eine durchschnittliche Ehe hält 14 Jahre. Bis dass der Tod uns scheidet ist also eher die Ausnahme.

Gemeinsam gepflegtes solides Unglück

Was aber macht eine dauerhafte Beziehung aus? Nicht unbedingt die Zutaten, die wir gemeinhin vermuten, vermittelt Werner Bartens in seinem neuen Ratgeber: „Was Paare zusammenhält. Warum man sich riechen können muss und Sex überschätzt wird“. Für sein unterhaltsames Buch hat der Autor zusammengetragen, was Psychologie, Medizin und Verhaltensforschung über langjährige Partnerschaften herausgefunden haben. „Etliche Ergebnisse sind auf den ersten Blick ziemlich überraschend und irritierend“, schreibt Bartens, der auch Wissenschaftsredakteur der Süddeutschen Zeitung ist.

Erkenntnisse etwa, dass wenig Sex sich positiv auf die Dauer der Beziehung auswirkt und nicht das leidenschaftliche Dauerfeuer. Dass es nicht unbedingt das gemeinsame Glück und möglichst viele geteilte Interessen sind, die eine Beziehung stabilisieren, sondern gar nicht so selten ein gemeinsam gepflegtes solides Unglück.

Erstaunliche Erkenntnisse: Was eine Beziehung beständig macht - lesen Sie in der Textstrecke einige Beispiele.  

Man muss gar nicht den gefestigten, souveränen Partner finden, um zusammen alt zu werden. Im Gegenteil: Ein unsicherer Partner, der ständig zögert und zweifelt und Angst vor Entscheidungen hat, kann ebenfalls eine gute Wahl sein. Seine Angst vor der Entscheidung, den anderen zu verlassen ist nämlich so groß, dass eine Trennung nicht in Frage kommt.

Alle Beispiele aus: Werner Bartens, Was Paare zusammenhält. Warum man sich riechen können muss und Sex überschätzt wird, Knauer, 12,99 Euro.

Große Männer haben bessere Chancen bei Frauen, belegen Untersuchungen. Auch haben Wissenschaftler festgestellt, dass Männer jenseits der 1,90 Meter großzügiger sind als kleinere Geschlechtsgenossen. Wer groß ist, zweifelt weniger an der Treue des Partners und weiß gleichzeitig, dass er im Schnitt bessere Erfolgsaussichten hat als die kleinere Konkurrenz. Das macht große Männer entspannter in der Partnerschaft, diese Großzügigkeit lässt Beziehungen mit großen Männern oft länger halten.

Ein guter Test, ob eine Bindung zwischen Mann und Frau haltbar ist, erfolgt unbewusst bereits in den ersten Momenten der Kontaktanbahnung: Wer sich nahekommen und es bleiben will, muss einander riechen können. Ein als attraktiv empfundener Geruch weist darauf hin, dass der potenzielle Partner ein deutlich anderes Immunsystem hat. Tun sich zwei Menschen zusammen, die sich gut riechen können, würden sich ihre Abwehrsysteme in gemeinsamen Nachkommen mischen. Die Kinder wären dadurch widerstandsfähiger gegen Keime.

Die Deutschen prüfen besonders lange, bevor sie sich ewig binden. Im Schnitt sind Frauen in mittlerweile fast 30, die Männer 33 Jahre alt. Doch Ehen halten nicht länger, wenn die Partner lange warten und es sich ausführlich überlegen. Früher geschlossene Ehen versprechen eher größere Zufriedenheit. Stichproben in den USA ergaben, dass die günstigsten Voraussetzungen für eine Ehe bestehen, wenn Mann und Frau bei der Hochzeit zwischen 22 und 25 Jahre alt sind.

Wenig Sex in einer Langzeitbeziehung muss kein schlechtes Zeichen sein, im Gegenteil: Wenn ein Paar nur selten miteinander schläft, kann das auch darauf hindeuten, dass sich beide sicher und geborgen fühlen. Der sparsame Sex spricht für eine feste Bindung und wenig Verlustangst. Der ständige Wunsch nach Bestätigung durch Sex kann dagegen jede Beziehung zermürben.

Auch aus flüchtigen Bekanntschaften, die schnell im Bett enden, können stabile Beziehungen entstehen. Das ist das Ergebnis einer Analyse. In den USA wurden hierfür mehr als 600 Erwachsene befragt wurden, wie zufrieden sie mit ihrer Beziehung sind, wie sie sich kennengelernt haben und wie schnell sie anfangs sexuell aktiv wurden.  

Es muss nicht unbedingt dauerhaftes gemeinsames Glück sein, das Paare lange zusammenhält. Nicht selten ist es genau umgekehrt. Beispiele hat wohl jeder im Bekanntenkreis. Dass es auch zusammenhält, gemeinsam unglücklich zu sein, zeigt eine Studie mit Paaren aus dem ländlichen Bayern, die im Schnitt 28 Jahre verheiratet waren. Ein Drittel dieser Ehen bezeichnete sich als „stabil unglücklich“ oder „unsicher und resigniert in der Beziehung“. Fazit: Auch negative Gefühle und ständige Unzufriedenheit können erstaunlich dauerhaft an einen Partner binden.

Werner Bartens, Was Paare zusammenhält. Warum man sich riechen können muss und Sex überschätzt wird, Knauer, 12,99 Euro.

Werner Bartens, Was Paare zusammenhält, Knauer, 12,99 Euro.
Werner Bartens, Was Paare zusammenhält, Knauer, 12,99 Euro.
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