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Wellness für den Kopf: Selfness und Mindness

Von Rebecca Müller 30.05.2008, 07:29

Kiel/Wedel/dpa. - Doch im Grunde geht es um Altbekanntes: Den Geist und die Seele auf Vordermann bringen und so das Leben wieder in die richtigen Bahnen lenken. Die Menschen stellten fest, dass bloße Konzentration auf den Körper auf Dauer zu kurz greift, erklärt die Psychologin Julia Scharnhorst aus Wedel bei Hamburg. «Körperorientierte Wellness macht nur kurzfristig glücklich. Die Menschen wollen sich nicht mehr nur fit und entspannt fühlen, sondern auch den Sinn im Leben entdecken.»

Die neuen Begriffe allerdings, mit denen dieser Trend belegt werde, seien bloße Umbenennungen schon lange etablierter Konzepte. «Früher hießen die hinter Begriffen wie 'Selfness' und 'Mindness' stehenden Ideen 'positives Denken' oder auch 'Work-Life-Balance'. Letztendlich stecken ökonomische Interessen hinter dieser Umbenennung», erläutert Scharnhorst.

Der Trendforscher Matthias Horx aus Wien beschrieb bereits im Jahr 2003 den an Geist und Seele orientierten Trend auf dem Wellnessmarkt mit dem Begriff «Selfness». «Bei Selfness geht es um Selbstkompetenz: die Fähigkeit, sich selbst zu betrachten, zu beurteilen und zu verändern», sagt Horx heute. Diese Fähigkeit sei in der Zukunft die entscheidende Lebensqualifikation: In der Wissensgesellschaft komme es nicht mehr darauf an, Kommandos zu befolgen oder immer nur diszipliniert zu sein. Es gehe um die Fähigkeit, das eigene Leben in seinen vielen Wandlungen zu gestalten und in den Griff zu bekommen.

Im Gegensatz zu Wellness, bei der man sich hauptsächlich körperlich verwöhnen lässt, gehe es bei Selfness eher um eine langfristige Veränderung der Selbstwahrnehmung und Lebenseinstellung. «Wellness basiert auf 'Entspannungskultur' - man wollte es sich eben einmal 'well' gehen lassen.» Ein Selfness-Urlaub hingegen zeige dem Gast auch etwas über sich selbst und lasse ihn verändert zurückkehren.

Mindness sei nur ein Unterbegriff von Selfness. Er bezeichne die Bewusstseins-Aspekte des Konzepts. «Man kann das auch als 'Mentale Achtsamkeit' übersetzen», erläutert der Trendforscher. Um Selfness und Mindness entstehe derzeit ein riesiges Feld an Coachings, Therapien, Trainingsangeboten und Ratgebern.

«Die Menschen, die ich in meinen Life-Coachings berate, sind mit bestimmten Bereichen in ihrem Leben nicht zufrieden. Viele stellen sich auch die Frage nach dem Sinn ihres Lebens», erklärt Volker Warnke, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin in Kiel. In seinem Institut bietet er Life-Coachings an, die auch nach den Ideen von Selfness arbeiten. So unterstütze er seine Klienten bei der Suche nach persönlichen Lebenszielen.

«In meinen Coachings macht man sich eigene negative, blockierende Glaubenssätze bewusst. Man erkennt oft nicht, wie man sich selbst manipuliert. Dazu braucht es meist ein aufmerksames Gegenüber», sagt er. Im Sinne von Selfness überwinde der Klient durch das Coaching seine Blockaden und könne so persönliche Ziele erreichen.

Geistige und seelische Weiterentwicklung ist in jedem Alter und Lebensabschnitt möglich. Gerade wenn Menschen sich an wichtigen Wendepunkten befinden, sei die Nachfrage nach Unterstützung zur Veränderung besonders groß, erklärt die Psychologin Julia Scharnhorst. «Dabei kann es sich etwa um den Eintritt in die Rente oder auch um eine berufliche Krise handeln.»