Was sind die Ursachen? Was hilft? Was sind die Ursachen? Was hilft?: Viele Menschen schnarchen und leiden an Schlafapnoe

Halle (Saale) - Sind 80, 90 Dezibel laut? Ja. Ein vorbeifahrender Lastkraftwagen kann diesen Wert schon mal erreichen. Und im Extremfall auch ein Schnarcher. Aber warum gibt der Mensch im Schlaf diese Geräusche von sich? Ab wann wird es gefährlich und was kann dagegen getan werden? Die MZ beantwortet dazu die wichtigsten Fragen.
Warum schnarcht ein Mensch überhaupt?
Ursache für das Schnarchen ist die erschlaffende Rachenmuskulatur. „Das Gaumensegel flattert dann bei jedem Atemzug“, erklärt Dr. Steffen Schädlich, Schlafmediziner und Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin II am Krankenhaus Martha Maria Halle-Dölau. „Dadurch entsteht das Geräusch, was wir als Schnarchen wahrnehmen“, fügt er hinzu.
Ist das Schnarchen per se ungesund?
„Nein“, sagt Schädlich. Prinzipiell sei zwischen unbedenklichem normalen Schnarchen und dem Schnarchen mit Atemaussetzern zu unterscheiden. Bei den meisten Menschen, so seine Erfahrung, ist am Anfang nur ein leichtes Schnarchen zu vernehmen. Mit der Zunahme des Alters und des Gewichts entwickele sich daraus meistens eine bedenklichere Form, eben die, bei der der Atem stockt. Mediziner sprechen von einem Schlafapnoe-Syndrom. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet Nicht-Atmung. „Eine Schlafapnoe tritt auf, wenn die Muskeln so stark erschlaffen, dass sich die Atemwege verschließen, so dass keine neue Luft und damit kein Sauerstoff in den Körper gelangt“, erklärt Steffen Schädlich. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung leiden darunter.
Warum sind die Atemaussetzer gefährlich?
Der Schlafmediziner erklärt, dass der Mensch im Laufe der Nacht mehrere Schlafphasen durchläuft: Tiefschlaf, Traumschlaf und Leichtschlaf. Einer dieser Zyklen dauere zwischen 60 und 90 Minuten. Etwa fünf davon sollte der Mensch pro Nacht durchlaufen. Dann komme er auf die für einen Erwachsenen normale Schlafzeit von etwa sieben Stunden und 15 Minuten. „Durch die Atemaussetzer“, so unterstreicht Schädlich, „wird diese Wellenform unterbrochen, weil uns der Körper durch eine Weckreaktion vor dem Ersticken bewahrt.“ Die dabei ablaufenden Prozesse belasteten in erster Linie das Herz-Kreislauf-System. Damit steige das Risiko für Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder gar für einen Herzinfarkt. Betroffene merken in der Regel von alledem nichts. „Sie schlafen, aber kämpfen einen Teil der Nacht gegen das Ersticken“, sagt Schädlich. Zwar erfolgreich, aber um den Preis eines erholsamen Schlafs. Was die Leistungsfähigkeit am Tag mindert.
Die Dauer der Atemaussetzer betrage im Schnitt 20 bis 30 Sekunden. Bei Patienten mit schweren Ausprägungen könnten sie 50 bis 60 Mal pro Stunde auftreten.
Sind Schnarchen und Schlafapnoe Männerprobleme?
„Definitiv nein“, sagt der Schlafmediziner. Es seien auch viele Frauen betroffen. Und doch gibt es Geschlechterunterschiede. „Frauen im reproduktionsfähigen Alter“, so erläutert er, „sind durch einen hohen Hormonspiegel vor dem Schnarchen und den Atemaussetzern relativ gut geschützt.“ Beides trete im Vergleich zu Männern sehr selten auf. Nach der Menopause holten Frauen aber auf.
Was begünstigt das Schnarchen und die Atemaussetzer?
Als wichtigsten Faktor nennt der Schlafmediziner Übergewicht. Etwa 90 Prozent der Patienten seien mehr oder weniger stark betroffen. „Zwar ist das nicht der einzige Faktor, aber der einzige, den sie beeinflussen können“, betont er. Um zu schnarchen brauchen Männer übrigens deutlich weniger Übergewicht als Frauen. Bei Frauen, so ergänzt Schädlich, seien das Schnarchen und die Atemaussetzer vermehrt im Traumschlaf in den Morgenstunden zu beobachten. Bei Männern komme noch die Rückenlage hinzu. Begünstigend wirke in jedem Fall Alkohol. Der mache die Muskeln schlaff und verstärke sowohl das Schnarchen als auch die Atemaussetzer. Die gleiche Wirkung könnten auch Medikamente haben.
Der Arzt unterstreicht, dass es auch hier einen schleichenden Prozess gebe. Bleibe die Krankheit länger unbehandelt, könnten die Probleme auch in Seitenlage und während der ganzen Nacht auftreten.
Wie erfolgt bei eine Schlafapnoe die Diagnostik?
„Der erste Weg sollte zum Hausarzt führen“, rät Schädlich. Der müsse dann aufgrund seiner Untersuchungen entscheiden, ob eine Überweisung zum HNO- oder Lungenarzt notwendig ist. Die niedergelassenen Ärzte könnten eine sogenannte Polygraphie veranlassen. Da erhält der Patient ein mobiles Gerät, das er zu Hause für eine Nacht anlegt. Es zeichnet unter anderem Schnarchgeräusche und die Sauerstoffkonzentration im Blut auf. Anhand dieser Aufzeichnungen kann festgestellt werden, ob der Betroffene Atemaussetzer produziert und ein Fall für das Schlaflabor ist oder ob eine andere Behandlung erforderlich ist. „Das Schlaflabor ist also erst die dritte Stufe“, sagt Schädlich, der das Schlaflabor in Halle-Dölau leitet. Dort werde dann die Schwere der Erkrankung festgestellt. Die Untersuchung dauere meist drei Nächte.
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?
„Wird im Schlaflabor festgestellt, dass der Patient in der Nacht häufig Atemaussetzer produziert, kommt er meistens an einer Schlafmaske nicht vorbei“, sagt Steffen Schädlich. Mit der Maske könnten die Probleme von heute auf morgen beseitigt werden. Dem Patienten sei zu raten, mittelfristig 20, 30 Kilogramm abzunehmen. Nach einer Zeit könne dann geschaut werden, ob die Atemaussetzer dann auch ohne Maske verschwunden seien. „Das kommt vor, aber selten“, betont er.
Manche Patienten kommen jedoch mit der Maske nicht zurecht. Sei es, weil sie darunter Panikattacken oder Druckstellen im Gesicht bekommen. Für sie gibt es Alternativen, die, wie Schädlich betont, alle nicht so gut seien wie die Maske. Er nennt etwa eine spezielle Unterkieferschiene, die verhindert, dass die Zunge nach hinten klappt, sodass die Atemwege frei bleiben. Auch operative Möglichkeiten kämen in Frage. Die letzte Option sei die Behandlung mit einem Zungenschrittmacher. Es ist ein junges Verfahren, das in der Dölauer Klinik seit vier Jahren praktiziert wird. 15 Patienten haben davon schon profitiert. Allerdings ist dafür nicht jeder Patient geeignet. Zum Beispiel darf ein bestimmtes Gewicht nicht überschritten werden. „Und auch hier sind die Ergebnisse längst nicht so gut wie mit der Maske“, resümiert der Schlafmediziner.
Wie funktioniert eine Maske?
Es gibt es verschiedene Arten: Standard, so Schädlich, sei die Nasenmaske. Dann stehen noch die Nasen-Mund- sowie Stöpsel-Masken zur Verfügung. Sie alle sind an eine Art Kompressor angeschlossen und leiten über einen Schlauch Luft - keinen Sauerstoff - in den Rachen. In den letzten Jahren sei da technisch viel passiert, sagt Schädlich. Die Geräte seien kleiner und deutlich leiser als früher. Der Schlauch sei dünner. Masken würden individuell angepasst, so dass es weniger Druckstellen gebe.
Es gibt verschiedene Arten der Schlafapnoe. Welche?
Alles bisher Gesagte betrifft die obstruktive Schlafapnoe, deren Ursache verengte Atemwege sind. Daneben gibt es die sogenannte zentrale Schlafapnoe. „Hier sind die Atemwege offen. Es fehlt der Impuls des Gehirns zu atmen“, sagt Steffen Schädlich. Auch bei dieser selteneren Form kommt es zu einer Weckreaktion. Betroffen davon seien meist Menschen mit einer ausgeprägten Herzschwäche.
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