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Natürlich gesund Von Anis bis Zitronenmelisse: Das ABC der Arzneitees

Ein heißer Tee im kalten Winter ist mehr als nur Wärmespender. Der richtige Aufguss kann auch dazu beitragen, Beschwerden zu lindern. Welches Kraut wann im Teesieb landen sollte.

Von Sabine Meuter, dpa 16.01.2023, 17:04
Die richtigen Kräuter können Beschwerden zwar nicht wegzaubern. Aber sie unterstützen die Genesung.
Die richtigen Kräuter können Beschwerden zwar nicht wegzaubern. Aber sie unterstützen die Genesung. Christin Klose/dpa-tmn

Berlin - Her mit dem Tee: Gerade in der kalten Jahreszeit ist das Heißgetränk ein beliebter Seelentröster. Doch der Aufguss kann noch viel mehr, als Wärme zu spenden und den Durst zu löschen. Arzneitees können auf natürliche Weise helfen, Beschwerden wie Schlafstörungen, Husten und Magen-Darm-Beschwerden zu lindern.

„Damit der jeweilige Tee seine Wirkung entfalten kann, kommt es auf die richtige Dosierung an“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Die Angaben findet man auf der Packungsbeilage. Ist der Tee unterdosiert, tritt der gewünschte Effekt vielleicht nicht ein.

Wichtig ist, die Blätter, Blüten oder Wurzeln mit kochendem Wasser aufzugießen und den Tee dann nach Anleitung ziehen zu lassen. Das kann bis zu 15 Minuten dauern.

Allerdings: „Ein Wundermittel sind auch Tees nicht“, betont Ursula Sellerberg. Sie können einen Genesungsprozess, etwa bei einer Erkältung, unterstützen. Mehr aber auch nicht. Oft ist die Tasse Tee aber ein Moment der Selbstfürsorge, „man tut sich etwas Gutes“, sagt die Apothekerin. Schon allein das Ritual der Zubereitung kann positive Effekte auslösen.

Welcher Tee bei welchen Beschwerden guttut? Hier folgt ein kleines, nicht vollständiges ABC:

A wie Anis:

Die ätherischen Öle der Anisfrüchte helfen vor allem bei Husten und Heiserkeit. Denn Anistee hat eine schleimlösende und antibakterielle Wirkung.

Bei Verdauungsbeschwerden sorgt Anistee außerdem dafür, dass sich Krämpfe in Magen und Darm lösen. Ein Tipp von Ursula Sellerberg: „Am besten die Anisfrüchte vor dem Teeaufguss leicht anquetschen, dann löst sich mehr ätherisches Öl im heißen Wasser.“

Nebenwirkungen: Einige Menschen zeigen bei Anis allergische Reaktionen - sie sollten dann keinen Anistee trinken.

B wie Brennnessel:

„Die Brennnessel ist fester Bestandteil in vielen Nieren- und Blasentees, da sie hervorragend gegen Harnwegsinfekte wirkt“, sagt Heilpraktiker René Gräber aus Preetz (Schleswig-Holstein).

Aber auch bei rheumatischen Beschwerden oder Gicht kann die Brennnessel, die auch viele Vitamine und Mineralstoffe enthält, positive Effekte bringen. Denn sie wirkt wasserausschwemmend und schmerzhemmend. Und brennt dabei gar nicht auf der Zunge.

Nebenwirkungen: Vorsichtig sollten diejenigen sein, die Wassereinlagerungen - also Ödeme - haben. „Bei Ödemen aufgrund eingeschränkter Nierenfunktion oder einer Herzinsuffizienz sollte man auf den Tee verzichten“, rät Gräber.

Und: „Schwangere und Kinder sollten auf Tee aus Brennnessel-Blättern sicherheitshalber ebenfalls verzichten, da hier zu wenig Erfahrungen vorliegen“, so Ursula Sellerberg.

F wie Fenchel:

Fenchelsamen enthalten ätherisches Öl, das Verdauungsbeschwerden wie leichte Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl oder Blähungen beruhigen kann. „In hohen Dosierungen kann Fencheltee Krämpfe lösen und auch den Appetit anregen“, sagt Ursula Sellerberg. Auch bei Erkältungen kann er eine Wohltat sein.

Nebenwirkungen: Vorsicht beim Genuss von Fencheltee bei bekannten Allergien. „Das gilt vor allem bei Allergien gegen Doldenblütler sowie Pollenallergien“, sagt René Graeber. Und bei einer Sellerie-Allergie bestehe eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine allergische Kreuzreaktion.

G wie Goldrutenkraut:

Goldrutenkraut gilt als wasserausschwemmend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Konkret heißt das: „Bei Nierensteinen oder Nierengrieß hilft die Heilpflanze aufgrund seiner harntreibenden Wirksamkeit oftmals außerordentlich gut“, sagt Gräber. Der Tee sorgt dafür, dass Nieren und Blase gut durchspült werden.

Nebenwirkungen: „Bei Ödemen sollte man indes von einer Durchspülungstherapie absehen“, rät Ursula Sellerberg. Und: „Bei Pollenallergien ist das Risiko von allergischen Beschwerden deutlich erhöht“, warnt René Gräber.

L wie Lavendel:

Ob Unruhe, Einschlafstörungen oder Oberbauchbeschwerden - in solchen Fällen kann Lavendeltee hilfreich sein. „Bei chronischen Angstzuständen kann der Tee die Symptome lindern, was aber kein Ersatz für eine kausale Therapie sein sollte“, sagt René Gräber. Der Tee richtet es also nicht allein, es braucht eine Behandlung, die an der Ursache ansetzt.

Auch kann Lavendeltee beruhigend bei Blähungen und dem Reizdarm-Syndrom wirken.

Nebenwirkungen: Lavendeltee gilt im Allgemeinen als bekömmlich, nennenswerte Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

T wie Thymian:

Thymiantee enthält ätherisches Öl. „Der Aufguss wirkt krampf- wie schleimlösend sowie antimikrobiell“, sagt Sellerberg. Empfehlenswert ist Thymiantee damit bei Bronchitis und Keuchhusten.

Nebenwirkungen: „In seltenen Fällen kann es bei Überempfindlichkeit zu Luftnot kommen“, so Sellerberg. Schwangere sollten ihren Apotheker oder ihre Ärztin fragen, ob Thymiantee für sie empfehlenswert ist.

Z wie Zitronenmelisse:

Einem Tee mit diesem Heilkraut werden beruhigende und krampflösende Eigenschaften nachgesagt. Ein solcher Aufguss kann bei nervös bedingten Einschlafstörungen und Magen-Darmbeschwerden helfen.

Nebenwirkungen des (Zitronen-)Melissentees sind nicht bekannt.