Stechende Ohrenschmerzen: Mit Hausmitteln und Antibiotika
Freiburg/dpa. - Ein stechender Schmerz bohrt sich vom Ohr durch den ganzen Kopf. Manchmal dröhnt und hämmert es sogar im Hörorgan. Wer einmal unter heftigen Ohrenschmerzen gelitten hat, wird sie sein Leben lang fürchten.
Ursache der Qualen können Entzündungen oder Verletzungen sein. Hausmittel können die Beschwerden nur wenig lindern - meist ist der Facharzt gefragt. Eine Behandlung kann in manchen Fällen aber trotzdem ohne Antibiotika erfolgen.
Besonders schmerzhaft ist eine Entzündung des Mittelohrs. Sie lässt die Schleimhaut anschwellen. Damit verengt sich die Verbindung zwischen Nasen-Rachenraum und Mittelohr, die so genannte Eustachische Röhre. Das im Mittelohr entstehende Sekret kann nicht mehr abfließen. «Bei einer Mittelohrentzündung schmerzt das ganze Ohr. Sie geht meist mit Fieber einher. Auch das Hörvermögen kann beeinträchtigt sein», sagt Antonius Pollmann, Präsident des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (ZAEN) in Freudenstadt in Baden-Württemberg.
Bei Kindern sind Mittelohrentzündungen die häufigste Ursache für quälende Ohrenschmerzen. «Das liegt daran, dass ihre Eustachische Röhre kürzer ist als bei Erwachsenen», erklärt Kristina Saal vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt/Main. «So wandern Atemwegsinfekte schnell ins Ohr.»
Wenn die ersten Schmerzen am Abend oder am Wochenende auftreten, müssen die Betroffenen jedoch nicht gleich ins Krankenhaus. «Sie können sich zunächst mit Hausmitteln wie regionaler Wärmeanwendung mit einem Kirschkernkissen oder einer Gel-Packung oder auch mit Zwiebelsäckchen behelfen», rät Michael Deeg, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aus Freiburg. Ergänzend können schmerzlindernde Mittel und abschwellende Nasentropfen genommen werden. «Auch Rotlicht tut gut», sagt Pollmann.
Dauern Schmerzen und Fieber am nächsten Tag noch an, muss der Facharzt zunächst ermitteln, ob und wie stark das Mittelohr entzündet ist und wodurch die Entzündung verursacht wurde. «Etwa die Hälfte aller Mittelohrentzündungen wird durch Bakterien hervorgerufen, die andere durch Viren», sagt Deeg. «Dies ist am Erscheinungsbild für den Facharzt gut erkennbar: Ein eitriger Erguss hinter dem Trommelfell weist auf eine bakterielle Infektion hin, eine helle Flüssigkeit auf einen viralen Infekt.»
Bei einem viralen Infekt werden schmerzlindernde Medikamente sowie abschwellende Nasentropfen verabreicht. Und auch wenn sich Bakterien tummeln, ist ein Antibiotikum nur das allerletzte Mittel. «In der Regel kommt der Körper alleine mit der Infektion zurecht», beobachtet Saal und verweist auf die erheblichen Nebenwirkungen von Antibiotika im Magen und Darm.
Bei Erwachsenen treten häufig Entzündungen des äußeren Gehörgangs auf, vor allem in der Schwimmbad-Saison. «Das sind Infektionen, die durch Bakterien oder seltener durch Pilze verursacht werden und von außen in die Haut gelangt sind», beschreibt HNO-Arzt Deeg. Hier ist Wärmebehandlung völlig kontraproduktiv. Stattdessen ist Kühlen mit einem alkoholgetränkten Wattebausch angesagt. «Die Behandlung besteht hier zunächst aus Schmerzlinderung. Außerdem werden Salbenstreifen in den Gehörgang eingelegt, die regelmäßig gewechselt werden müssen. Schließlich wird mit Ohrentropfen nachbehandelt.»
Kann der Arzt keine Entzündungen oder Verletzungen am oder im Ohr und keinen Fremdkörper feststellen, so gilt es, andere Erkrankungen zu hinterfragen. «Gerade bei Erwachsenen kommt es oft vor, dass Zahn-, Kiefer- oder Kopfschmerzen in die Ohren ausstrahlen», sagt Saal.