Koffein in der Dose Sind Energydrinks ein guter Wachmacher?
Die Dosen sind bunt, der Inhalt süß, die Versprechen der Hersteller groß: Energydrinks sollen uns wachmachen und gut durch den Tag bringen. Der optimale Energie-Booster sind sie aber nicht.
Berlin/Potsdam - Der Tag ist lang und das Energielevel niedrig: In so einer Lage machen sich viele Menschen einen Energydrink auf. Doch sind die eine gute Wahl, wenn wir unserer körperlichen und mentale Leistungsfähigkeit einen Booster verpassen wollen?
„Die Werbung für höhere Leistungsfähigkeit, mehr Wachheit und Aufmerksamkeit sehen wir kritisch“, sagt Silke Vollbrecht, Beraterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. „Solche Aussagen der Hersteller müssen wissenschaftlich belegt und zugelassen werden, was die meisten nicht sind.“
Koffeingehalt entspricht der gesetzlichen Höchstmenge
Was uns wach und leistungsfähig machen soll, ist vor allem das Koffein, das in den Drinks steckt. „Meist sind es 32 Milligramm pro 100 Milliliter Getränk, was der gesetzlichen Höchstmenge entspricht“, sagt Silke Vollbrecht.
Ganz generell hat das Koffein gute Eigenschaften. „Es stimuliert das Herzkreislauf- und das zentrale Nervensystem, sodass es in moderater Dosierung die Konzentration und Aufmerksamkeit verbessern kann“, sagt Anke Ehlers von der Abteilung Lebensmittelsicherheit am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Zudem kann Koffein die Ausdauerleistung beim Sport steigern. Doch Vorsicht: „Die Flüssigkeitsverluste durch das Schwitzen beim Sport können die Drinks nicht ausgleichen“, sagt Silke Vollbrecht. Deutlich besser ist also, viel Wasser zu trinken. Ein anderer Nachteil: Das Koffein wirkt harntreibend.
Es kommt auf die Dosis an
Klar ist aber: Beim Koffein kommt es auf die Dosis an. Und Energydrinks verleiten dazu, schnell große Mengen an Koffein zu sich zu nehmen. Dadurch können unerwünschte Wirkungen auftreten, etwa Nervosität, Schweißausbrüche oder Herzrasen. „Allerdings ist das abhängig von der individuellen Empfindlichkeit“, sagt Anke Ehlers.
Vor allem in Verbindung mit Alkohol, wenig Schlaf und körperlicher Anstrengung kann zu viel Koffein laut dem BfR zu gesundheitlichen Risiken wie gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen.
„Das gesundheitliche Risiko ergibt sich also vor allem aus dem übermäßigen Verzehr der Energydrinks“, fasst Anke Ehlers zusammen.
Ob bei einem dauerhaft hohen Energydrink-Verzehr auch chronische gesundheitliche Folgen auftreten können, ist noch unklar. „Dazu gibt es bislang kaum wissenschaftliche Daten“, sagt Anke Ehlers. Eine Studie, die vom BfR mit der Berliner Charité durchgeführt wird, soll Erkenntnisse liefern.
Energydrinks sind gerade bei Jugendlichen beliebt
Aber wie viel Koffein ist nun zu viel? Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellen für einen gesunden Erwachsenen Koffeinmengen von bis zu 200 Milligramm auf einmal kein Risiko dar. Über den Tag verteilt gelten bis zu 400 Milligramm als unbedenklich.
Schwangere und Stillende müssen ihre Koffeinzufuhr besser im Blick haben. Für sie gilt: maximal 200 Milligramm Koffein über den Tag. Zur Einordnung: Eine 500-Milliliter-Dose Energydrink enthält 160 Milligramm Koffein.
Und was ist mit Jugendlichen? Gerade unter ihnen sind Energydrinks beliebt. Sie sollten laut der EFSA täglich nicht mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Wer 50 Kilogramm wiegt, sollte also maximal 150 Milligramm Koffein zu sich nehmen. Eine Menge, die mit einer großen Energydrink-Dose schon überschritten ist.
Auch Zucker ist ein Problem
Doch nicht nur der hohe Koffeingehalt ist bei Energydrinks ein Problem - sondern auch der Zucker. Eine große Dose enthält laut der Verbraucherzentrale rund 60 Gramm Zucker - also 20 Stück Würfelzucker.
„Zucker gibt den verlockenden Geschmack und wird darum in großen Mengen zugesetzt“, erklärt Silke Vollbrecht. Auch um den bitteren Geschmack des Koffeins zu überdecken. „Doch ein hoher Zuckerkonsum begünstigt Übergewicht, die Entstehung von Diabetes und ist schädlich für die Zähne.“
Manche Drinks erwecken mit Fruchtabbildungen und Zutaten wie Orange, Apfel, Maracuja oder Mango den Eindruck, gesund zu sein. Zugesetzt sind hier nur künstliche Vitamine. „Sie machen die Drinks aber nicht besser oder sogar gesünder“, sagt Silke Vollbrecht.
Kaffee als Alternative
Als Alternative zu den Energydrinks empfiehlt die Verbraucherzentrale Brandenburg ganz schlicht Kaffee. Der Grund: „Die Gefahr, über Kaffee eine zu hohe Menge an Koffein aufzunehmen, ist vergleichsweise gering“, erklärt Silke Vollbrecht. Denn Kaffee und Espresso trinkt man meist nicht in solch großen Mengen wie die kühlen, süßen Energydrinks.
„Will zum Beispiel ein Jugendlicher mit 50 Kilogramm Körpergewicht an einem Tag 150 mg Koffein aufnehmen, müsste er je nach Stärke etwa zwei Tassen Kaffee oder drei Espressi trinken“, erklärt Vollbrecht.
Und noch etwas Positives gibt es an der Tasse Kaffee: „Den Zuckergehalt kann man selbst beeinflussen.“