Schädling Schädling: Zedernholz und Lavendel helfen gegen Motten

Heuchelheim/Braunschweig/dpa. - Wenn sie aus dem Kleiderschrank flattern, ist es meist schon zu spät. Dann haben sich die Larven der Kleidermotten längst an Wollpullis und Seidenblusen dick und rund gefressen und lästige Löcher hinterlassen. «Die Larven, nicht die Motten selbst, sind die wahren Übeltäter», erklärt die Agrar-Ingenieurin Marieluise Hermanns aus Heuchelheim bei Gießen. Die geschlüpften Insekten allerdings sorgen für die Fortpflanzung. Dabei legen die Weibchen ihre Eier mit Vorliebe zwischen Kleidungsstücke und in Teppichen ab. Wer da nicht Vorsorge trifft, muss mit Löchern im Lieblingspulli leben.
«Zum Überwintern sollten die Kleidungsstücke ganz, ganz sauber und frisch gewaschen weggelegt werden», rät Gisela Goerdeler vom Deutschen Hausfrauen Bund in Bonn. Denn organische Gerüche wie Schweiß ziehen die Motten an. Einen besonderen Schutz bieten Leinen- oder Baumwolltücher, in die man die Stücke einwickelt. «Diese Stoffe mögen die Insekten in der Regel nicht», sagt Hermanns. Eine Plastiktüte, die die Motten auf der Suche nach Nahrung zwar auch anknabbern, schützt Wolle, Cashmere, Pelze und Seide zusätzlich.
Dem Mottenbefall lässt sich auch mit Zedernholz, Lavendel, Nelkenöl oder Citronella vorbeugen. «Mit ätherischen Ölen sollte man allerdings aufpassen», gibt Hermanns zu bedenken. Zu hoch dosiert können sie Kopfschmerzen verursachen. Und auch der Geruch ist nicht jedermanns Sache. Zedernholz hingegen als Ringe oder Kugeln sind weniger geruchsintensiv. «Und die haben mittlerweile auch Discount-Supermärkte immer mal wieder im Angebot», sagt Goerdeler.
Kleidermotten sind lichtscheu und nisten sich am liebsten im Dunkeln ein. «Je mehr Sachen im Kleiderschrank sind, desto seltener werden sie angezogen und damit bewegt», sagt Insektenkundler Wohlert Wohlers von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig. Regelmäßiges Lüften oder Ausklopfen der mottenanfälligen Textilien hilft, die Einnistung der Eier zu verhindern. «Ganz sicher kann man sich da allerdings nicht sein», warnt Wohlers. Zudem sollte man die Textilien immer draußen ausschlagen. «Sonst fallen die Eier in den Wollteppich und machen es sich dort bequem.»
Nicht nur die Kleidungsstücke, auch Schränke, Kommoden und Truhen müssen sauber sein. «In der Regel reicht es, wenn man die Möbel ganz normal sauber hält und auswäscht», erklärt Hermanns, die in ihrem Ratgeber «Schädlinge und Lästlinge in Haus und Wohnung» Tipps für umwelt- und gesundheitsschonende Bekämpfung des Ungeziefers gibt. Die Schränke und Schubladen sollten zudem auf keinen Fall mit Papier ausgelegt werden. «Darunter verkriechen sich die Tiere mit Vorliebe, legen ihre Eier ab und dann können sich die Larven dort in Ruhe entwickeln.»
Sind die Kleidungsstücke bereits befallen, hilft «Schockgefrieren», um die Eier abzutöten. Dazu packt man die Kleidung in eine Plastiktüte und legt sie für etwa einen Tag in die Tiefkühltruhe. «Danach müssen sie schnell wieder auftauen», so Hermanns. Temperaturunterschiede von 30 Grad bekämen den Eiern überhaupt nicht, vor allem wenn die Prozedur mehrmals wiederholt werde. «Allerdings sollte man darauf achten, dass die Textilien nicht zu stark knickt», empfiehlt Insektenkundler Wohlers. In der Kälte würden Seiden- und Wollfasern schnell brüchig. «Dann hat man zwar keine Mottenlöcher dafür aber Risse in der Kleidung.»
Auf chemische Mittel zur Bekämpfung kann nach Ansicht der Experten in den meisten Fällen verzichtet werden. Wer dennoch zu Pulvern, Kugeln, Sprays, Papieren oder Streifen greift, sollte die Anweisungen genau durchlesen. «Die Mittel müssen den allgemeinen gesundheitlichen Anforderungen entsprechen», erläutert die Sprecherin des Ingenieurverbandes Agrar, Hannelore Schmid, in Frankfurt.
So setzt etwa der Kostümfundus des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden auf kleine Mottendosen: «Obwohl die Stücke sehr dicht hängen, hatten wir schon lange keine Probleme mehr mit Motten», sagt Fundusverwalterin Monika Müller. Voraussetzung ist jedoch auch dann, dass die Kostüme einwandfrei sauber sind. Und den einst so typischen Mottenpulver-Geruch strömten die Mittel längst nicht mehr aus.
Literatur: Marieluise Hermanns: Schädlinge und Lästlinge in Haus und Wohnung, Oesch Verlag, Zürich, ISBN 3-85833-590-8, 12,90 Euro.