Neue Studie Neue Studie: Wer viel arbeitet, trinkt eher zu viel

Habe ich das wichtige Memo noch pünktlich abgeschickt? War die Antwort auf die E-Mail des Chefs nicht doch zu forsch? Sollte ich besser morgen noch einmal das Gespräch suchen? Der Job begleitet viele Berufstätige bis in den Feierabend. Um endlich abschalten zu können, genehmigen sie sich ein Feierabendbier - oder zwei oder drei. Der Drink zur Entspannung wird zur Routine, irgendwann kann man nur noch mit Alkohol abschalten. Forscher haben jetzt einen besorgniserregenden Zusammenhang zwischen dem Arbeitspensum und dem Trinkverhalten festgestellt: Je mehr man arbeitet, desto mehr trinkt man auch, so das Fazit der Studie, die kürzlich im British Medical Journal erschienen ist.
Mehr als 430.000 Probanden
„Diese Meta-Analyse stützt die lang gehegte Vermutung, dass Alkohol für viel arbeitende Berufstätige als schneller und effizienter Weg erscheinen kann, arbeitsbedingte Sorgen zu lindern und den Übergang von der Arbeit zum Privatleben zu ebnen“, schreiben die Wissenschaftler im Editorial des Fachmagazins. Die Forscher um Marianna Virtanen vom Finnish Institute of Occupational Health analysierten 81 Studien mit insgesamt mehr als 430.000 Probanden. Dabei hatte ihre Meta-Analyse zwei Ansätze: In 61 Studien mit Teilnehmern aus 14 Ländern untersuchten die Forscher den Status Quo: Wie viel trinken die Probanden und wie viel arbeiten sie? In den anderen 20 sogenannten „prospektiven“ Untersuchungen Studien aus neun Ländern (darunter auch Deutschland) ging es darum, eine Entwicklung auszumachen: Werden Menschen, die viel arbeiten, schließlich eher zu Vieltrinkern?
Wer mehr als 49 Stunden arbeitet, trinkt eher viel
Das besorgniserregende Ergebnis der ersten Analyse: Die Studienteilnehmer, die zwischen 49 und 54 Stunden pro Woche arbeiteten, neigten eher zu einem riskanten Alkoholkonsum als Probanden mit einer 35- bis 40-Stunden-Woche. Der Anteil der Vieltrinker lag unter den Vielarbeitern demnach immer um elf bis 13 Prozent höher. Als problematisches Trinkverhalten stuften die Wissenschaftler für Frauen 14 alkoholische Getränke pro Woche und für Männer 21 wöchentliche Drinks ein.
Ergebnisse gelten unabhängig vom sozialen Umfeld
Allerdings konnten die Wissenschaftler keine Beweise dafür liefern, dass ein hohes Arbeitspensum automatisch zu mehr Alkoholkonsum führte. Sie konnten aber zeigen, dass ihre Ergebnisse vollkommen unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder vom sozialem Umfeld zutrafen. Demnach seien nicht nur High Potentials - wie etwa Manager - von dem Problem betroffen, sondern auch Arbeiter, die aus der Not heraus Überstunden leisteten.
Im zweiten Teil der Meta-Analyse stellten die Forscher fest, dass durchschnittlich 6,3 Prozent der Teilnehmer ein problematisches Trinkverhalten entwickelten. Unter den Vielarbeitern lag dieser Anteil jedoch lediglich um 0,8 Prozent höher als bei den Normalarbeitern - in absoluten Zahlen verbergen sich dahinter allerdings mehr als 600 Arbeiter mehr. Wenn der Zusammenhang tatsächlich kausal sei und man die Ergebnisse auf die 14 Länder übertrage, die die Studie repräsentiert, gelte das für zwei Millionen Berufstätige, warnen die Wissenschaftler. (rer)
Wann ist das Feierabendbier zu viel? Ab wann eine Alkoholsucht beginnt, lesen Sie hier.
