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Magnetfeldtherapie kann bei Arthrose helfen

Von Aliki Nassoufis 05.11.2008, 08:05

Nottuln/München - Sie sind für den Menschen nicht zu spüren und doch sind sie im Alltag weit verbreitet: Magnetfelder. Auch in der Medizin und im Wellnessbereich kommen Magnetfelder gezielt zum Einsatz.

«Studien haben nachgewiesen, dass die sogenannte Magnetfeldtherapie die Heilung von Knochenbrüchen fördert, indem sie die Durchblutung und das Knochenwachstum anregt», sagt Hans-Ulrich Jabs, Internist im nordrhein-westfälischen Nottuln und Fachbereichsleiter für Medizin und Wellness im Deutschen Wellness Verband in Düsseldorf.

Die physikalische Grundlage dieser Therapieform ist, dass rund um jeden Leiter, durch den Strom fließt, ein kreisförmiges Magnetfeld entsteht. Das Magnetfeld-Verfahren soll helfen, die reduzierte und gestörte Spannung in den Zellen eines kranken Körpers gewissermaßen wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Dafür werden Magnetspulen, Magnetfeldgeräte und andere magnetische Gegenstände verwendet. Abhängig von ihrer Stärke können sie laut Jabs Strukturen des Körpers durchdringen und die Zellen anregen. Dadurch sollen der Zellstoffwechsel erhöht, Heilungsprozesse beschleunigt und Abwehrkräfte des gesamten Körpers gesteigert werden können.

Die Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (DGPMR) in München sieht das allerdings kritisch. Ihrer Ansicht nach gibt es nach wie vor keine ausreichenden Nachweise für die Wirksamkeit der Magnetfeldtherapie. «Abgesehen von einzelnen Versuchen hat sich in 30 Jahren die Magnetfeldtherapie nicht an Uni-Kliniken und in medizinischen Fachbüchern etablieren können - wir zählen sie daher nach wie vor zu den Außenseitermethoden», erklärt Prof. Peter Kröling von der DGPMR.

Andere Mediziner und Wellnessexperten sind hingegen von dem teilweisen Nutzen überzeugt. Richtig angewendet, könne die Therapie vor allem in der Orthopädie helfen, zum Beispiel gegen Arthrose, sagt Jabs. «Mit Hilfe von pulsierenden Magnetfeldern mit wechselnden Frequenzen können nachweislich das Wachstum des geschädigten Knorpels angeregt und die Schmerzen gelindert werden.»

Auch in der Psychiatrie kommen Magnetfelder zum Einsatz: «Die transkranielle repetitive Magnetstimulation, kurz rTMS genannt, beeinflusst die Aktivität der Nervenzellen», erläutert Thomas Wobrock, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Göttingen. So gebe es deutliche Hinweise, dass etwa bei einer Depression die Aktivität der Frontalhirnrinde eingeschränkt ist. Der Psychiater warnt allerdings vor zu großen Hoffnungen: Die Therapie sei der rein medikamentösen Therapie nicht überlegen, sondern könne nur als Ergänzung dazu verstanden werden.

Ähnliches gilt für den Wellnessbereich. «Es ist gefährlich, wenn das Verfahren ohne ausreichende Anamnese eingesetzt wird», kritisiert Jabs. Schließlich müssten die Patienten umfassend über ihre Krankheitsgeschichte befragt werden. «Wer einen Herzschrittmacher oder andere metallische Implantate hat, darf nicht behandelt werden.» Schwierig sei außerdem, wenn zu schwache Geräte benutzt oder Personal nur unzureichend ausgebildet werde.

«Das große Problem im Wellnessbereich ist allerdings, dass vielfach behauptet wird, die Magnetfeldtherapie steigere das Wohlbefinden», sagt Jabs. «Drastisch gesagt ist das jedoch nicht Wellness, sondern Well-Nepp.» Diese Angebote aktivierten nicht zu einem Lebenswandel mit ausgewogener Ernährung und ausreichender Bewegung, sondern seien passive Therapien.

In den vergangenen Jahren sind verstärkt magnetische Halsketten, Armbänder und Magnetfolien auf den Markt gekommen. Ihre statischen Magnetfelder sollen bei Durchblutungsstörungen, rheumatischen Beschwerden, Schwellungen und Hämatomen helfen. Für die Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (DGPMR) gehört das jedoch eher ins Reich der Scharlatanerie: Permanentmagnete dieser Art besitzen «keine biologisch relevanten, medizinisch nutzbare Wirkungen», sagt Prof. Peter Kröling von der DGPMR.