Lungenkrebs und Atemnot Lungenkrebs und Atemnot: Wenn plötzlich die Luft wegbleibt

Gerlinde S., Naumburg: Mein Vater ist an Lungenkrebs gestorben. Ich habe Angst, dass mein Sohn auch erkrankt. Er ist kein Raucher. Wie hoch ist sein Risiko?
Rein statistisch ist das Risiko höher als bei familiär unbelasteten Nachkommen. Allerdings ist das Risiko für Lungenkrebs nicht nur von der genetischen Veranlagung, sondern darüber hinaus von den Lebensumständen wie beispielsweise Rauchen, Wohnumgebung, berufliche Tätigkeit abhängig. Da Ihr Sohn Nichtraucher ist und auch sonst keine Risikofaktoren bestehen, kann das Risiko für Lungenkrebs bei Ihrem Sohn als vergleichsweise niedrig eingeschätzt werden.
Rainer W., Aschersleben: Gibt es typische Symptome für Lungenkrebs? Wie erkenne ich ihn?
Das ist gerade das Tückische - klassische Frühsymptome gibt es nicht. Tumore in der Lunge wachsen zu Beginn in der Regel, ohne besondere Beschwerden zu verursachen. Sie werden nicht wahrgenommen. Aufmerksam sollten Sie werden bei neu auftretendem Husten, wenn sich der Husten vor allem bei Rauchern verändert oder auch wenn Atemnot auftritt oder sich Blut im Auswurf zeigt. Bei solchen Symptomen sollte man sich zur Abklärung zum Lungenarzt überweisen lassen. Zur Diagnose dienen die Bildgebung (Röntgen, CT) in Kombination mit einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung).
Gerd M., Halle: Ich bin starker Raucher, habe außer unregelmäßigem Husten keine Beschwerden. Kann ich mich einer Vorsorgeuntersuchung hinsichtlich Lungenkrebs unterziehen
Empfehlenswert ist natürlich grundsätzlich, dass Sie mit dem Rauchen aufhören. Lungenkrebs-Vorsorgeuntersuchungen mittels einer Lungen-Computertomographie (CT) gibt es in verschiedenen Ländern für ältere Menschen. Eine aktuelle Studie aus Holland zeigt, dass somit die Lungenkrebs-Sterberate deutlich gesenkt werden kann - bis zu 45 Prozent bei Frauen und 25 Prozent bei Männern. In Deutschland ist für Lungenkrebs jedoch keine Früherkennung zugelassen. Daher ist es ratsam, sich bei Auftreten erster Symptome wie Husten oder Atemnot sofort bei einem Arzt vorzustellen.
Lars P., Saalekreis: Ist denn Lungenkrebs immer operabel beziehungsweise heilbar?
Nein. Ob ein Tumor in der Lunge, ein sogenanntes Lungenkarzinom, operativ entfernt werden kann, hängt immer von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst wird der Tumortyp anhand von Gewebeproben bestimmt. Die Einteilung erfolgt dabei nach dem sogenannten TNM-Schema. Dabei kennzeichnet T die Größe des Tumors, N das Ausmaß des Lymphknotenbefalls und M das Vorhandensein von Metastasen. Je nach Befund erfolgt die Einteilung der Erkrankung dann in die Stadien eins bis vier. In der Regel können Lungenkarzinome bis zum Stadium IIIa operiert werden. Das heißt, es liegen befallene Lymphknoten vor, aber noch keine Metastasen. Voraussetzung für eine OP ist zudem, dass die betroffenen Lymphknoten auf derselben Seite der Lunge liegen wie der Tumor und dass die Lungenfunktion eine entsprechende Operation zulässt.
Ines J., Freyburg: Wie groß sind die Heilungschancen bei Lungenkrebs?
Statistisch gesehen liegen bei Tumoren von einer Größe bis zu einem Zentimeter die Heilungschancen bei 80 bis 90 Prozent. Ist der Tumor größer, sind die Chancen geringer. Liegen Metastasen vor, betragen die Heilungschancen laut Statistik etwa fünf Prozent.
Ulf G., Köthen: Ich bin 78 Jahre alt. Bei mir besteht nach einem Röntgenbild der Verdacht auf ein Lungenemphysem. Muss ich mir Sorgen machen?
Bei einem Lungenemphysem handelt es sich um eine Überblähung des Lungengewebes. Vereinfacht gesagt - es ist zu viel Luft in der Lunge. Dadurch kann der Körper nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen. Wenn Sie nicht unter Atemnot leiden, besteht in der Regel noch kein Grund zur Sorge. Sinnvoll ist es jedoch, sich bei einem Facharzt einem Lungenfunktionstest zu unterziehen. Der gibt Aufschluss, ob Ihre Atemwege zusätzlich verengt sind. In dem Fall helfen Medikamente, die Atemwege zu erweitern.
Jens F., Halle: Nach dem Röntgen lag bei mir der Verdacht auf ein Lungenemphysem nah. Ein Irrtum. Ich litt auch unter Reizhusten, also haben wir mein Blutdruck-Medikament getauscht, was aber nicht half. Schließlich wurde Keuchhusten festgestellt. Der Husten ist besser, aber ich habe dabei immer so stechende Schmerzen. Was meinen Sie?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ihre Beschwerden von den Rippen oder der Wirbelsäule kommen. Durch das ständige Husten in den vergangenen Wochen sind die Austrittspunkte der Nerven gereizt, was die Schmerzen verursacht. Hilfe wird Ihnen eine Physiotherapie bringen, um die Verspannungen an der Wirbelsäule zu lockern.
Holger U., Naumburg: Anfang November wurde erstmals Wasser in meiner linken Lunge festgestellt. Seitdem wurde bereits drei Mal Wasser entfernt, und zwar mehrere Liter. Manchmal ist mir auch unwohl. Was raten Sie?
Bei Ihnen wurde in einem relativ kurzen Zeitraum bereits drei Mal punktiert und das Wasser gezogen. Daher sollten Sie nun die Ursachen für das Nachlaufen des Wassers und ihr Unwohlsein abklären lassen. Möglich ist beispielsweise, dass eine Herzschwäche zu einer eingeschränkten Lungenfunktion führt, weil sich die Flüssigkeit dort staut. Bei einer sogenannten Thorakoskopie (Brustkorbspiegelung) kann der Pneumologe in die Brusthöhle schauen, und gleichzeitig kann eine Gewebeprobe entnommen werden. Das Verfahren wird nur in wenigen Kliniken der Region angeboten, beispielsweise im Lungenzentrum in Halle-Dölau oder in der Uniklinik Jena, welche für Sie auch gut erreichbar wäre.
Dana T., Burgenlandkreis: Mein Mann bekommt schwer Luft. Eine Untersuchung des Herzens hat nichts ergeben. Nun besteht der Verdacht auf COPD. Die Hausärztin, eine Internistin, hat ihm einmal täglich Anoro-Spray verschrieben. Das bringt keine Besserung. Wie kann man zweifelsfrei feststellen, ob es sich um eine COPD handelt?
Bei einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) kommt es zu einer Verengung der Atemwege. Betroffene bekommen also schwer Luft. In der Regel entwickelt sich eine COPD aus einer chronischen Bronchitis, sie trifft zumeist Raucher. Wichtig für die Diagnose ist, dass ein großer Lungenfunktionstest durchgeführt wird. Dabei kann der Lungenarzt eine COPD oder auch ein Lungenemphysem erkennen, mehr noch als es mithilfe eines Röntgenbildes oder eines CTs möglich ist. Der Test liefert das Ergebnis, in welchem Stadium die Erkrankung ist, um dann die Therapie entsprechend anzupassen. Hat Ihr Mann aktuell das Gefühl die morgendliche Anwendung des Anoro-Sprays reicht nicht aus, die Beschwerden zu lindern, ist es möglich, auch am Abend noch einmal einen Hub zu nehmen. Gegebenenfalls sollte er mit seiner Ärztin aber auch über den Austausch des Sprays nachdenken.
Dirk T., Burgenlandkreis: Ich leide unter einer Lungenfibrose und bekomme Foster-Spray mit dem Wirkstoff Formoterol. Verträgt sich das mit meinem Betablocker, der Atenolol enthält?
Früher galten die beiden Wirkstoffe tatsächlich als Kontraindikation. Heute kommt es bei etwa 90 Prozent der Patienten zu keinen Wechselwirkungen. Formoterol wirkt vorrangig lokal an den Bronchien, Atenolol im gesamten Körper. Es können aber Beschwerden wie Herzrasen oder selten auch Atemnot auftreten. Wenn dies der Fall ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt über einen Wechsel des Betablockers sprechen. Wenn Sie jedoch gut zurechtkommen, dann können Sie die beiden Medikamente weiter einnehmen. Bei einer Lungenfibrose kommt es zu einer krankhaften Vernarbung des Lungengewebes. Ein Behandlungsziel besteht darin, den Fortschritt des Lungenumbaus zu bremsen.
Ursula D., Saalekreis: Ich leide seit einigen Wochen schon unter Husten. Ich rauche nicht und habe auch keine Luftnot. Sollte ich mich mal untersuchen lassen?
Grundsätzlich sollten die Ursachen für Husten, wenn er länger als vier Wochen anhält, medizinisch abgeklärt werden. Dem Lungenfacharzt stehen dafür verschiedene Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung. Nach unserer Erfahrung können wir somit bei 80 bis 90 Prozent der Patienten mit Beschwerden die Ursache finden. In der Regel wird ein Röntgenbild veranlasst, gegebenenfalls auch ein CT der Lunge angefertigt, um auch zwischengewebliche Veränderungen erkennen zu können. Möglich ist auch eine Lungenfunktionsprüfung, zudem kann eine Lungenspiegelung notwendig werden. Dabei werden gleichzeitig die Atemwege gespült, was Aufschluss darüber gibt, ob beispielsweise Entzündungszellen vorhanden sind. (mz)