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Die unsichtbare Gefahr Kohlenmonoxid: Immer neue Todesfälle durch Kohlenmonoxid-Vergiftungen

02.03.2018, 11:02
In Geislingen an der Steige sind fünf Jugendliche Ende Februar mit Verdacht auf Kohlenmonoxid-Vergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert worden.
In Geislingen an der Steige sind fünf Jugendliche Ende Februar mit Verdacht auf Kohlenmonoxid-Vergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert worden. imago stock&people

Leipzig - Das Gas ist geschmacks- und geruchlos und kann im schlimmsten Fall zum Tod führen: Immer wieder kommt es zu Vergiftungen durch Kohlenmonoxid, unter anderem durch defekte Gasthermen, durch das Rauchen von Wasserpfeifen und das Grillen in geschlossenen Räumen.

Im hessischen Offenbach starben am Donnerstag eine Frau und ein Kind vermutlich an einer Kohlenmonoxidvergiftung, in der Wohnung lief ein Stromaggregat. Zuletzt gab es zudem mehrere Verletzte durch in Wohnungen betriebene Holzkohlegrills. Fragen und Antworten:

Warum ist Kohlenmonoxid so tückisch?

Da das Atemgift so gut wie keine Reizungen hervorruft, wird es zunächst kaum wahrgenommen. Das Zeitfenster zwischen den ersten Symptomen und dem Verlust des Bewusstseins ist allerdings sehr kurz.

Die frühen Anzeichen einer Vergiftung - Müdigkeit, Benommenheit, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome - führen Betroffene meist nicht auf das farb- und geruchlose Gas zurück. Kohlenmonoxid ist hochgiftig und verhindert im Körper die Bindung von Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin.

Dadurch kann das Blut den lebenswichtigen Sauerstoff nicht mehr transportieren. Bei mittelschweren und schweren Vergiftungen kommen Kurzatmigkeit und Bewusstlosigkeit mit flacher Atmung hinzu. Im schlimmsten Fall führt das zum Ersticken.

Wie entsteht Kohlenmonoxid?

Das Gas entsteht unter anderem bei der unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Stoffen wie Holz, Erdgas oder Benzin. Bei Raumtemperatur ist Kohlenmonoxid ungefähr gleich schwer wie Luft und sammelt sich weder am Boden noch an der Decke.

Was sind die größten Gefahrenquellen?

Neben Grillen in geschlossenen Räumen gehören defekte oder unzureichend gewartete Heizungsanlagen, Gasthermen oder Abluftwege zu den häufigsten Ursachen einer Kohlenmonoxidvergiftung.

Ärzte berichten auch von zunehmenden Vergiftungen durch das Rauchen von Wasserpfeifen.

Was passiert beim grillen in Innenräumen?

Brennt Holzkohle ab, bildet sich neben Brandgasen auch Kohlenmonoxid. Da der Grill keinen Kamin hat, können die Gase nicht abziehen, konzentrieren sich immer stärker in der Raumluft und werden von den Betroffenen unbemerkt eingeatmet.

Bei einem Versuch der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) im Jahr 2013 entstand bereits nach zwei Stunden offener Glut aus 800 Gramm Holzkohle eine so hohe Gaskonzentration, die beim Menschen bereits nach wenigen Minuten zur Bewusstlosigkeit führt.

Keinesfalls sollte auch die Restwärme eines Grills zum Heizen der Wohnung genutzt werden.

Helfen geöffnete Fenster?

Nein, selbst bei weit geöffneten Fenstern und Türen können Kohlenmonoxidkonzentrationen auftreten, die zum Tod führen. Die Vergiftungsgefahr besteht nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) übrigens auch bei geöffnetem Garagentor.

Was ist zu tun bei Anzeichen einer Vergiftung?

Beim Auftreten der genannten Symptome und beim Verdacht eines Kohlenmonoxidaustritts ist der Raum sofort zu verlassen. Fenster und Türen sollten weit geöffnet werden. Der Polizei zufolge sind andere Anwesende und Anwohner zu warnen und der Rettungsdienst oder die Feuerwehr zu alarmieren.

Bieten Rauchmelder Schutz?

Nein, herkömmliche Rauchmelder schlagen nicht an. Effektiv schützen hingegen spezielle Kohlenmonoxidmelder. (afp)