1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Gesundheit: Gesundheit: Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen

Gesundheit Gesundheit: Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen

Von Eva Neumann 04.06.2008, 07:20
Wer Verbrennungen im Haushalt vermeiden will, sollte sich in der Küche schützen - zum Beispiel mit ausreichend dicken Topflappen. (Foto: dpa)
Wer Verbrennungen im Haushalt vermeiden will, sollte sich in der Küche schützen - zum Beispiel mit ausreichend dicken Topflappen. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Berlin/dpa. - Die Unterscheidung zwischen Verbrühungen und Verbrennungen sagtnichts aus über die Schwere der Verletzung, sondern nur etwas überihre Ursache: Verbrühungen werden durch heiße Flüssigkeiten und Dampfverursacht, Verbrennungen durch offenes Feuer und den Kontakt mitheißen, festen Gegenständen.

«Verbrühungen kommen besonders häufig bei Kindern und bei altenMenschen vor», sagt Bernd Hartmann, Chefarzt des Zentrums fürSchwerbrandverletzte im Unfallkrankenhaus Berlin. Er nennt einBeispiel: Ein Kind stößt an eine Tasse mit heißem Tee, der kippt ihmüber den Oberkörper. «Das reicht, um zwanzig Prozent derKörperoberfläche zu verbrühen.» Ein anderes Kind will in den Topfgucken, zieht am Griff und der Inhalt ergießt sich über den Körper.Und ein drittes stolpert über das Kabel vom Wasserkocher.

Solche Risiken lassen sich mindern. «Verzichten Sie aufTischdecken. Platzieren Sie Töpfe und Pfannen möglichst auf denhinteren Herdplatten und mit den Griffen nach hinten», rät JörgSchriever, Beauftragter für Kinderunfälle im Berufsverband derKinder- und Jugendärzte in München. Er empfiehlt außerdem,Herdschutzgitter zu verwenden und den Wasserkocher außer Reichweiteaufzustellen.

Für ältere Menschen lauert die größte Gefahr im Bad: Bei schlechteingestellten Armaturen kommt oft zu heißes Wasser aus dem Hahn. Wernicht schnell genug ausweichen kann, verbrüht sich die Hände oder inder Wanne das Gesäß und die Beine. Eine andere Temperatureinstellungoder auch ein eingebauter Widerstand in der Armatur hätte dasverhindern können.

Die Mehrheit der Verbrennungen wird allerdings durch offenes Feuerverursacht. «Schwerpunkt sind Grillunfälle durch den Gebrauch vonBrandbeschleunigern und Brände in der Adventszeit», sagt derMediziner Hartmann. Zudem gebe es häufig Unfälle beim Betanken vonBooten mit einer Zigarette im Mund. Hinzu kommen Missgeschicke imHaushalt wie das Berühren der heißen Herdplatte oder des Bügeleisensund Unfälle mit Feuerwerkskörpern.

Bei jeder Verbrennung oder Verbrühung heißt es: Weg aus derGefahrenzone. Offene Flammen ersticken. Bei sehr großen oder sehrtiefen Verbrennungen den Rettungsdienst rufen. Und: Schnellstmöglichkühlen. Das reduziert die Hitze und damit den Schaden im Gewebe.

«Halten Sie die betroffenen Hautpartien unter fließendes Wasser.Das sollte nicht eiskalt, sondern eher handwarm sein», rät StefanOsche, Erste-Hilfe-Experte beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) inBerlin. Sonst besteht die Gefahr einer Unterkühlung. Sie kann nichtnur den Heilungsprozess verzögern, sondern auch den Kreislauferheblich belasten. «Bei einer großflächigen Verletzung wird ambesten ein gut mit Wasser getränktes, sauberes Tuch aufgelegt.»

Sind mit Kleidern bedeckte Körperteile betroffen, so müssen dieseim Falle einer Verbrühung nach der ersten Abkühlung vorsichtigentfernt werden. Bei einer Verbrennung dürfen Stoffreste nur danngelöst werden, wenn sie nicht mit der Haut verklebt sind. Egal, wiegravierend die Schädigung der Haut ist: «Alle anderen Hilfsmittelaußer Wasser sind absolut tabu. Das gilt für Gelkissen aus derGefriertruhe, für Salben und auch für Hausmittel wie Mehl oderZahnpasta», erläutert Kinderarzt Schriever.

Nach der Ersten Hilfe stellt sich die Frage, ob ein Arztaufgesucht werden muss. Eine starre Faustregel hierfür gibt es nicht.Wenn die Haut keine Blasen bildet, sondern nur gerötet ist undschmerzt, heilt sie in der Regel auch ohne ärztliche Behandlungschnell ab. Löst sich hingegen die obere Gewebeschicht, so muss vonFall zu Fall unterschieden werden: «Wenn es keine weiterenBeschwerden gibt, kann beispielsweise eine zwei Zentimeter großeVerletzung am Oberschenkel eines Erwachsenen wie eine kleine Wundebehandelt werden», sagt Chefarzt Hartmann. Das heißt: Sie wird miteiner sterilen Abdeckung versehen.

«Sobald jedoch das Gesicht, der Genitalbereich oder Hautflächen,die zum Beispiel über Gelenken ständig bewegt werden, betroffen sind,ist der Arzt gefragt», sagt DRK-Experte Osche. Das gilt auch beiallen Verbrennungen, die größer als fünf Prozent der Körperoberflächesind. Zum Vergleich: Die Handfläche macht etwa ein Prozent aus.Außerdem sollte immer dann, wenn der Verdacht auf eine Infektionbesteht - also bei Rötungen rund um die verbrannte Stelle oder beiEiterbildung - ein Arzt die Verletzung anschauen.

INFO-KASTEN: Unfälle am Kohlegrill vermeiden

- Sicherheitsgeprüfte Geräte (GS-Prüfzeichen, DIN 66077) auf ebenem,festem, nicht entflammbarem Untergrund aufstellen.- Mindestens fünf Meter Abstand zu brennbaren Materialien wie Heckenund Lauben einhalten. Hauptwindrichtung beachten.- Kohle, Kohlekissen, -briketts oder -blocks mit DIN 51749 verwenden.- Statt gelartigen Grillanzündern auf Alkoholbasis festeAnzündehilfen (DIN 66358 mit Registriernummer) nehmen. Spiritus,Benzin, Brandbeschleuniger und Föns sind tabu.- Kinder nur unter Aufsicht in die Nähe des Grills lassen.- Einen Eimer Wasser, sowie ein ungiftiges und gesundheitlichunbedenkliches Löschspray bereithalten.- Glut vollständig mit Sand löschen.