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Promis rufen zum Tragen auf Coronavirus: Masken sind sinnvoll - Drosten erklärt Lena ruft auf

25.03.2020, 11:35
Sängerin Lena Meyer-Landrut ruft dazu auf, sich eine Mundschutz-Maske zu basteln.
Sängerin Lena Meyer-Landrut ruft dazu auf, sich eine Mundschutz-Maske zu basteln. ZB

Berlin - Als das Coronavirus Deutschland erreichte, wurden sie schnell knapp: Mundschutz-Masken. Selbst Klopapier war noch in allen Läden zu finden, da war es schon schwierig, den Schutz für Nase und Mund zu bekommen. Zunächst hieß es, Masken bringen beim Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus nicht viel. Weil sie nicht vor einer Infizierung schützen. Nun aber rufen Prominente dazu auf, sie zu tragen. Und das aus gutem Grund.

Denn der Schutz für Nase und Mund kann tatsächlich helfen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Und zwar dann, wenn ihn ein bereits Infizierter trägt. Da die durch das Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 bei vielen nur mit milden oder sogar ohne Symptome verläuft, man also teilweise gar nicht merkt, dass man sich infiziert hat, ist das Tragen eines Mundschutzes keineswegs eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme.

Wichtigste Maßnahmen nach wie vor: Händehygiene und Abstand

Das sagt auch Virologe Christian Drosten, der im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ über die Entwicklungen aufklärt und sie einordnet. Zunächst betont er, dass es gerade weltweit einen Mangel an medizinischen Mundschutzmasken gebe.

Wissenschaftlich sei bisher nicht erwiesen, dass oder inwiefern Masken vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) betont auf seiner Homepage, dass es keine hinreichenden Belege dafür gebe, dass gesunde Menschen, die einen Mund-Nasen-Schutz tragen, ihr Ansteckungsrisiko damit deutlich verringern. Zu den wichtigsten und effektivsten Schutzmaßnahmen für die Allgemeinbevölkerung zählen nach wie vor gute Händehygiene sowie Abstandhalten.

Andere schützen, nicht sich selbst

Wenn man anderen Menschen sehr nah sei, zum Beispiel im Medizinbereich oder in Pflegeheimen, gelten jedoch andere Regeln, was Mundschutz betrifft, so Drosten. In diesem Bereich gebe es durchaus Daten, die zeigen, dass Krankheitsübertragungen durch das Tragen von Masken reduziert werden.

In der Öffentlichkeit aber könne man in erster Linie nur andere schützen. „Man denkt immer, man schützt sich selbst mit der Maske, in Wirklichkeit schützt man aber andere“, hatte Drosten bereits in einer älteren Podcast-Folge betont. Bei feuchter Aussprache etwa könne auch ein einfacher Mundschutz grobe Tröpfchen des Mundschutz-Trägers abhalten. Nicht alle, aber viele Tröpfchen können so abgefangen werden.

Tücher fangen Tröpfchen ab

In der Folge vom 23. März präzisiert Drosten noch einmal, wann eine Maske hilft: „Wenn ich niese, verteile ich Tröpfchen.“ Wenn man jedoch ein Stück Tuch vor dem Mund habe, entweder ein Zellulose-Tuch bei einer gekauften Maske oder auch nur einen Schal oder Ähnliches, würden Tröpfchen damit abgefangen, so der Virologe.

Je weiter man aber von der Tröpfchen-Quelle, sprich dem oder der Niesenden, weg sei, desto kleiner sei das Aerosol (heterogenes Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen). Diese kleinen Tröpfchen würden trotz Mundschutz seitlich oder frontal in eine Maske eingeatmet werden.

Fast keine Belege, dass eine Maske ihren Träger schützt

Heißt also: Die Maske muss an der Quelle der Tröpfchen sein, nicht am Tröpfchen-Empfänger. Oder anders gesagt: Man schützt mit dem Tragen eines Mundschutzes andere, nicht aber sich selbst. Laut Drosten gebe es in der wissenschaftlichen Literatur fast keine Belege dafür, dass ein Mundschutz einen selbst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt.

Dennoch findet er sinnvolle Gründe, selbst gebastelte Masken zu tragen. Es sei eine „Höflichkeitsgeste“, aktuell in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen. Nur weil man (noch) keine Symptome zeige, bedeute dies nicht, dass man nicht schon infiziert ist, so Drosten. Zudem würden Menschen, die das Virus bis heute nicht ernst nehmen, durch das Bild von Masken tragenden Bürgern und Bürgerinnen daran erinnert, dass die Lage sehr ernst ist. Diesen „psychologischen Effekt“ hält der Virologe für wichtig. Ein Vorteil beim Tragen des Mundschutzes ist es außerdem, dass man sich weniger mit möglicherweise kontaminierten Fingern an Mund oder Nase berührt. So könnte man Schmierinfektionen vorbeugen.

Aufruf von Prominenten

Die Funktionalität der Masken wäre also geklärt. Bleibt die Frage, wo man zurzeit noch eine Maske herbekommt. Denn ähnlich wie Klopapier scheinen Mundschutz-Masken aktuell zu den Luxusgütern dieses Landes zu zählen. Krankenhäuser werden teilweise beklaut und verschließen ihre Masken, auf dem Markt sind sie knapp. Es muss allerdings nicht unbedingt eine für den Gebrauch im Krankenhaus oder für andere Ärzte gedachte Maske sein. Eine Mundschutz-Maske kann auch selbst gebastelt werden. Dazu rät auch Drosten. Denn so könne eine Marktkonkurrenz bei medizinischen Mundschutz-Masken verhindert werden. Ein Mundschutz, den Privatleute tragen, eine „Maske sein, die man im Krankenhaus nicht tragen würde“.

Nicht nur Drosten und andere Virologen, auch Prominente rufen mit der Initiative „#maskeauf“ dazu auf, eine selbst gebastelte Maske, zum Beispiel aus einem T-Shirt, zu tragen. Sängerin Lena Meyer-Landrut schreibt auf Instagram: „Die professionellen medizinischen Masken sind momentan knapp und wir wollen sie dem medizinischen Personal auf keinen Fall wegnehmen!“ Deswegen solle man sich selbst eine Maske basteln. Um andere zu schützen. Andere Personen des öffentlichen Lebens unterstützen „#maskeauf“ ebenfalls, darunter Autorin Charlotte Roche, Moderator Jan Köppen, YouTuber Rezo oder Joy Denalane.

Auf der Website der Initiative wird darauf hingewiesen, dass aus Gründen der Dichtheit und Praktikabilität die Do-It-Yourself-Lösungen mit Stoff wie T-Shirts oder Kissenbezügen am besten geeignet seien, um einen Mundschutz zu basteln. Die Seite beruft sich dabei auf eine Studie der Universität Cambridge. Wichtig sei, dass man die Masken, wenn sie einmal in Gebrauch waren, bei 60 Grad wäscht. Virologe Drosten bestätigt, dass diese Temperatur ausreiche, um Viren an Stoffen abzutöten.

Kölner Apotheke verkauft selbstgenähte Schutzmasken

Doch nicht nur Prominente nutzen aktuell ihre Reichweiten, um auf das Thema Mundschutz hinzuweisen. Auch lokal wird Aufmerksamkeit dafür geschaffen. Wenngleich selbstgenähte Schutzmasken eine Infektionsverhinderung nicht garantieren, ruft zum Beispiel auch eine Kölner Apotheke dazu auf, Masken zu nähen.

Für sich selbst und für andere. So schreibt die Dreikönigen-Apotheke in Köln-Rondorf auf Facebook, für „jede an unsere Apotheke gespendete selbst genähte Schutzmaske zahlen wir Euch 10 Cent. Wir geben diese für 2,50 Euro an unsere Kunden weiter. Den kompletten Erlös daraus spenden wir in einen Hilfefonds, der Notleidende aus der Corona Pandemie in unserem Dorf unterstützt.“

Den Mangel an Mundschutz-Masken haben auch einige Textilunternehmen erkannt. Trigema und Mey, Matratzenhersteller Breckle – sie produzieren nun Masken aus Stoff anstatt von beispielsweise Unterhosen und verhindern so auch, Angestellte in Kurzarbeit schicken zu müssen. Selbst der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen produziert in seinem Werk in China nun Mundschutz-Masken. Alles, was über den Bedarf der Angestellten hinaus gehe, würde der chinesischen Bevölkerung zur Verfügung gestellt.

Und auch bis auf den kleinsten Kreis versuchen Menschen, die Gesellschaft mit Masken zu versorgen. So näht Martina Unterharnscheidt aus Bad Münstereifel seit dem 20. März privat an ihrer Nähmaschine Mundschutz-Masken. An die 500 Bestellungen seien mittlerweile bereits bei ihr eingegangen. (jba mit dpa)

Die Mitarbeiterin eines Supermarktes trägt einen Mundschutz.
Die Mitarbeiterin eines Supermarktes trägt einen Mundschutz.
dpa-Zentralbild