Geburt Geburt: Wann geht es endlich los?
BAD REICHENHALL/DPA. - Der Bauch erscheint riesig. Sodbrennen, Wassereinlagerungen oder andere Wehwehchen plagen. Gespannt blicken die werdenden Eltern dem errechneten Termin (ET) für die Geburt entgegen. "Nach 281 Tagen Schwangerschaft wünschen sich die meisten Frauen, dass die Geburt endlich losgeht", sagt Iris Edenhofer vom Bayerischen Hebammenverband in Bad Reichenhall. Doch am ET passiert meistens gar nichts. "Rund 97 Prozent aller Babys kommen nicht am ET zur Welt", sagt die Hebamme. Plusminus zehn Tage um den errechneten Termin seien normal. Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, müssen sich besonders in Geduld üben: "Erstgebärende sollten generell mit einigen Tagen Verlängerung rechnen."
Auch wenn es schwer fällt, Frauen sollten die letzten Tage der Schwangerschaft bewusst genießen. "Machen Sie sich nicht mit der Warterei verrückt", empfiehlt Birgit Brulow, Hebamme im Geburtshaus Hamburg. Ins Kino gehen, Freunde treffen, durch die Fußgängerzone bummeln: "Lenken Sie sich mit schönen Dingen ab, das dauerhafte Grübeln und Warten auf das Baby lähmt und verkrampft." Nach neun Monaten komme es schließlich auf ein paar Tage mehr nicht an, ergänzt Edenhofer und rät: "Bleiben Sie entspannt!"
Auch wenn es in Internetforen nur so von "Geburtsbeschleunigungs-Tipps" wimmelt, sollten Hochschwangere Vorsicht walten lassen. "Das Baby gibt den Startschuss für die Geburt", betont Brulow. Erst eine Woche nach dem ET dürfen Frauen beginnen, mit sanften Methoden Wehen zu provozieren. "Vorher ist der Muttermund meistens noch nicht reif, die Versuche laufen ins Leere und stressen Mutter und Kind." Um den Muttermund weicher zu machen, empfehlen die Hebammen einen Nelkenöl-Tampon: "Dafür wird Sonnenblumenöl mit fünf bis sechs Tropfen Nelkenöl vermengt und auf einen Tampon geträufelt", erklärt die Hebamme. Den gleichen Effekt kann auch Sex mit dem Partner haben. "Im Sperma befinden sich natürliche Prostaglandine", sagt Brulow. "Das sind Hormone, die bewirken, dass sich der Muttermund erweicht und bei den Wehen leichter öffnet."
Fenster putzen, Fußböden schrubben, Treppen steigen: "Bei Frauen, die bereits Kinder bekommen haben, kann Bewegung die Geburt beschleunigen", ergänzt Achim Wöckel, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universitätsfrauenklinik in Ulm. Um sich jedoch nicht völlig unnötig abzustrampeln, sollten Arzt oder Hebamme zunächst die Reife des Muttermundes untersuchen: "Bei Unreife nützt auch stundenlanges Treppensteigen nichts."
Wenn das Baby einfach nicht kommen will, könnte ein Energiedefizit bei der Mutter dahinterstecken, erläutert Iris Edenhofer mit Blick auf die Auffassungen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Demnach würde es den Geburtsbeginn behindern, wenn sich die Lebenskräfte Ying und Yang nicht im Einklang befinden. "Wenn der Körper aufgrund von Stress oder Anstrengung kraftlos ist, setzt er keine Wehen in Gang."
Stärkend wirken sollen heiße Lebensmittel, zum Beispiel eine selbstgekochte Hühnersuppe. Ein scharfer Tee aus Kardamom, Ingwer, Nelken, Zimt und Eisenkraut wärmt von innen und regt die Gebärmutter an. "Trinken Sie zwei bis drei Tage täglich drei bis fünf Tassen und warten Sie ab, was passiert", rät Edenhofer. Wichtig sei außerdem viel Schlaf. Auch Akupunktur kann helfen: Über die richtigen Punkte ließen sich auch Blockaden beseitigen und der Energiefluss im Körper stärken. Alternativ könne ein Besuch beim Osteopathen sinnvoll sein, um Störungen im Beckenbereich zu lösen. Wenn trotz aller Versuche nichts passiert, rückt der Termin der künstlichen Einleitung näher. "Nach spätestens zehn bis 14 Tagen empfehlen wir die Einleitung in der Klinik", sagt Gynäkologe Wöckel. Bevor dies passiert, wird mittlerweile in vielen Geburtsstationen auf den berühmten Rizinus-Cocktail gesetzt. "Es ist erstaunlich, aber mit diesem Getränk werden wirklich gute Ergebnisse erzielt."