Frauen mit Kinderwunsch gegen Allergien desensibilisieren
Jena/dpa. - Wissenschaftler raten Frauen mit Kinderwunsch, sich frühzeitig gegen Allergien desensibilisieren zu lassen. Ansonsten bestehe das Risiko, die Empfänglichkeit für diese Erkrankungen auf ihre Kinder zu übertragen.
«Wenn Frauen während der Schwangerschaft an allergischen Reaktionen leiden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind eine Allergie entwickelt», sagte Udo Markert, Leiter des Plazenta-Labors der Frauenklinik an der Universität Jena. «Eine Desensibilisierung vor der Schwangerschaft ist zwar keine Gewähr, verringert aber das Risiko einer späteren Allergie des Kindes.» Da es einige Zeit dauere, bis die Desensibilisierung wirke, müsse damit so früh wie möglich begonnen werden.
Frühere Forschungsarbeiten haben nach Angaben von Markert ergeben, dass Allergien von der Mutter auf das Kind übertragen werden können. Jetzt untersuchte das Team aus Gynäkologen und Allergologen an der Friedrich-Schiller-Universität die Plazenta darauf, ob sie auf Allergene - also die Auslöser von Allergien - reagieren. «Dabei haben wir festgestellt, dass in der Plazenta von Allergikerinnen nach dem Kontakt mit Allergenen ein Entzündungsprotein freigesetzt wurde. Bei Nicht-Allergikerinnen kam es nicht zu dieser Reaktion.» Das bedeute aber nicht, dass die Kinder später an derselben Allergie erkranken wie ihre Mutter. «Es kann auch eine völlig andere Allergie sein.»
Nach Ansicht von Markert ist diese Übertragung eine von vielen Erklärungen dafür, dass in den vergangenen zehn Jahren immer mehr junge Menschen an Allergien erkranken. «Natürlich ist die Übertragung nur ein Faktor von vielen.» Umweltverschmutzung und Vererbung würden nach wie vor eine bedeutende Rolle spielen. «Allerdings überträgt sich die mütterliche Allergie fast doppelt so häufig wie die väterliche.» Eine Desensibilisierung vor der Schwangerschaft sei also ratsam.
Sehr gut eigene sich dafür die sublinguale Immuntherapie (SLIT), bei der wie bei einer Schluckimpfung täglich Tropfen mit dem Allergie-Auslöser geschluckt werden. «Dieses Verfahren ist unkomplizierter als die Desensibilisierung mit Spritze und nach aktuellem Forschungsstand ähnlich wirksam.» Eine Forschungsgruppe unter Leitung von Markert hat in den vergangenen zwei Jahren das SLIT-Verfahren auf seine Langzeitwirkung untersucht. «Wir haben festgestellt, dass die Patienten bis zu acht Jahren danach immer noch frei von Beschwerden waren oder sich diese gebessert hatten.»