1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Familie
  6. >
  7. Konflikte und Krisen in Familien: Stress und Streit zu Hause: Familienhelfer können unterstützen

EIL

Konflikte und Krisen in Familien Stress und Streit zu Hause: Familienhelfer können unterstützen

Paul Linde ist Familienhelfer in Berlin. Er unterstützt Familien in schwierigen Lebensphasen. Im Interview erzählt er von seiner Arbeit.

Von Karlotta Ehrenberg Aktualisiert: 16.07.2024, 15:43
In manchen Familien gibt es viel Stress und Streit.
In manchen Familien gibt es viel Stress und Streit. Patrick Pleul/dpa

Herr Linde, was macht ein Familienhelfer genau?Paul Linde: Ich berate Eltern bei Erziehungsfragen und der Organisation des Alltags. Ich spreche aber auch mit Kindern über ihre Probleme. Wenn ich neu bin, finde ich mit der Familie erst einmal heraus, wo es im Alltag genau hakt und warum. Gemeinsam überlegen wir, was verändert werden kann, damit es zu Hause wieder besser läuft. Ich mache Vorschläge und Angebote. Was genau unternommen wird, entscheidet die Familie aber selbst.

Wie oft kommen Sie und wie lange begleiten Sie eine Familie?Meistens besuche ich die Familie einmal pro Woche, manchmal auch öfter. Mein Einsatz dauert zwischen einem halben und einem Jahr. Sind die Probleme nicht gelöst, bleibe ich auch länger.

Ist das nicht komisch, wenn Sie als Fremder zu einer Familie nach Hause kommen?Doch, natürlich. Vor allem, wenn die Familie nicht selbst darum gebeten hat. Manchmal sind es ja Lehrer oder Erzieher, die das Jugendamt darauf aufmerksam machen, dass eine Familie Unterstützung braucht. Und das Amt schickt dann jemanden wie mich. Besonders den Eltern ist das oft peinlich. Denen sage ich dann, dass jeder mal Hilfe und Rat braucht, ganz besonders Eltern.

Paul Linde arbeitet als Familienhelfer in Berlin und unterstützt Familien in schwierigen Lebensphasen.
Paul Linde arbeitet als Familienhelfer in Berlin und unterstützt Familien in schwierigen Lebensphasen.
Karlotta Ehrenberg/dpa

Gibt es ein Streitthema, das Ihnen besonders oft begegnet?Viele Eltern beschweren sich, dass ihr Kind zu viel zockt. Dann spreche ich mit dem Kind über vernünftige Medienzeiten. Umgekehrt ist es aber auch wichtig, dass die Eltern verstehen, warum ihr Kind so viel am Handy ist. Gerade wenn es viel Stress in der Familie gibt, ist das Zocken für Kinder oft ein Mittel, um abzuschalten und eine gute Zeit zu haben. Nicht alle Computerspiele sind ja doof. Deswegen kann es auch gar nicht schaden, wenn sich die Eltern mal anschauen, was ihr Kind da genau spielt. Und sie auch mal selbst eine Runde mitzocken. Das mache ich auch.

Wie helfen Sie Kindern noch?Das hängt davon ab, was das Kind sich wünscht. Wenn es zum Beispiel sehr gestresst ist von dem Alltag zu Hause, schauen wir zusammen, wo es seine Freizeit sonst verbringen kann. Zum Beispiel in einem Sportverein oder einem Jugendzentrum. Bei Problemen in der Schule helfe ich, Nachhilfe zu organisieren oder einen ruhigen Ort für die Hausaufgaben. Manchmal komme ich auch mit zu Elterngesprächen in die Schule.

Ist es nicht schwer, sich nach einer langen Zeit wieder zu trennen? Ja. Allerdings wissen die Familien ja auch, dass ich wieder kommen kann, wenn es Schwierigkeiten gibt. In vielen Fällen kennen sie nun aber Wege, sich selbst in Problemsituationen zu helfen. Und so traurig der Abschied sein mag: Es ist auch schön, zu sehen, dass die Probleme gelöst sind und ich nicht mehr gebraucht werde.