Familie Familie: Wann kommen endlich Enkel?
DÜSSELDORF/DPA. - "Wann kommen denn endlich Enkel?" und "Dein neuer Partner gefällt mir nicht" - das sind Fragen und Aussagen, die der andere eher ungern hört. Darf man solche Themen wirklich ansprechen? Ja, aber vorsichtig.
Zuerst einmal sollten sich Eltern fragen, ob sie wirklich nur ihren Wunsch äußern möchten oder ihre Kinder möglicherweise noch gar nicht richtig losgelassen haben,
sagt Jan-Uwe Rogge, Familien- und Kommunikationsberater aus Bargteheide (Schleswig-Holstein). "Vielleicht sehe ich mich immer noch als der allwissende Vater oder die allwissende Mutter oder möchte meine Kinder auch als Erwachsene noch beeinflussen?" Außerdem sollte jeder für sich klären, warum es sich um ein scheinbar heikles Thema handelt, rät der Familientherapeut Tom Pinkall aus Potsdam. Vielleicht habe man ja auch ein Bild von den eigenen Kindern, das längst überholt ist. Denn möglicherweise ist der Sohn gar nicht mehr der aufbrausende Junge, der sofort alles falsch versteht. "Besser ist deswegen, es nicht schon im Vorfeld als schwieriges Gespräch anzusehen, sondern als Chance, das Eltern-Kind-Verhältnis auch im Alter neu auszutarieren."
Dann sei es - abhängig von der Beziehung zueinander - grundsätzlich möglich, jedes Thema anzusprechen. "Dabei sollte man aber keine Forderungen stellen wie 'Ich möchte Enkelkinder'", rät Pinkall. Stattdessen könnten Eltern den Kindern in einem Gespräch erzählen, dass sie den Wunsch verspüren, Oma und Opa zu werden. "Dieses Bedürfnis kann ja ein wichtiger Teil von einem selbst sein, den man den Kindern ruhig mitteilen kann", sagt der Therapeut. Doch eines sollte natürlich klar sein: Die Kinder müssen einem nicht jeden Wunsch erfüllen, der geäußert wird.
Walter Andritzky rät zu mehr Vorsicht: "Es ist besser, allgemein zu fragen, zum Beispiel 'Wie sieht denn deine Familienplanung aus?'", rät der Diplom-Psychologe aus Düsseldorf. Immerhin bleibe in Deutschland fast jede zweite Ehe kinderlos - gewollt oder ungewollt. Wer seine Kinder gerne häufiger sehen will, kann das ebenfalls in Worte fassen. "Nur eine Forderung zu stellen, ist aber wenig hilfreich", sagt Andritzky. "Die Kinder sind in ihrem Alltag meist selber gefordert, deswegen ist es besser, ihnen Anreize zu schaffen und sich für sie interessant zu machen." Dazu könne beispielsweise gehören, auf die Enkel aufzupassen oder einen erholsamen Kurzurlaub zu planen.
Schwieriger ist es sicherlich, den Partner des Kindes zu kritisieren. "Das ist ein sehr sensibles Thema", warnt Andritzky. "Dabei sollte sich jeder klar sein: Kinder verlassen ihre Partner meist nicht, weil die Eltern ihn oder sie nicht mögen." Deswegen müsse man sich in diesem Fall gut überlegen, was man kritisiert und das begründen können. Eine Alternative sei, Fragen zu stellen anstatt offene Kritik zu äußern, rät der Diplom-Psychologe. "Wer verdient bei euch das Geld?" und "Wer kümmert sich um die Kindererziehung?" - solche Fragen bewegten bei den Kindern möglicherweise mehr als die dominante Aufforderung "Verlass den Kerl!".