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Esskultur Esskultur: Servieren mit ofenfestem Geschirr

Von Sandra Cantzler 22.06.2004, 09:27
Alles möglich: Von der Lasagne bis zum Karamelpudding. (Foto: dpa)
Alles möglich: Von der Lasagne bis zum Karamelpudding. (Foto: dpa) Thomas

Köln/Jena/dpa. - Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, sollten Verbraucher allerdings genau darauf achten, welchen Belastungen sie Teller und Schüsseln aussetzen. «Ich würde keine Experimente machen», warnt Eva Barth-Gillhaus vom Bundesverband für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur in Köln. Bei geeignetem Geschirr finden sich entsprechende Hinweise in der Regel auf der Unterseite.

Aber auch wenn ein Stück als backofen-, mikrowellen- oder für die Herdplatte geeignet gekennzeichnet ist, sollten einige Besonderheiten beachtet werden. So warnt Astrid Kühn vom Porzellanhersteller Rosenthal aus Selb (Bayern) vor Temperaturschocks, durch die das Porzellan springen kann. «Das heißt, man sollte eine heiße Auflaufform, die direkt aus dem Ofen kommt, möglichst auf einen neutralen Untersetzer stellen - auf keinen Fall aber in kaltes Wasser oder auf kalte Fliesen.»

«Wir nennen unser entsprechendes Geschirr ofenfest und nicht feuerfest, weil es sich für die langsame Erwärmung im Backofen eignet, nicht aber für das Kochen auf offener Flamme», sagt Sheila Rietscher vom Unternehmen Kahla Porzellan aus Kahla (Thüringen). Die Kerze in einem Rechaud sei zwar kein Problem, die punktuelle Erwärmung mit einer Gasflamme dagegen unter Umständen schon.

Damit Geschirr überhaupt extreme Temperaturen aushalten kann, sind spezielle Materialmischungen nötig. So genanntes Borosilikatglas kommt zum Beispiel beim Unternehmen Schott Jenaer Glas aus Jena zum Einsatz. Neben hoher Hitzebeständigkeit unterscheide sich diese Glasart von normalem Glas auch durch eine dreifach höhere Temperaturwechselbeständigkeit, erklärt Raika Nebelung von Schott Jenaer Glas. Die Glasformen, -schüsseln und -becher könnten deshalb problemlos unter anderem im Backofen, in der Mikrowelle und zum Aufbewahren im Kühlschrank verwendet werden.

«Wichtig ist, dass das Glas gleichmäßig erwärmt wird», sagt Raika Nebelung. Im Backofen und in der Mikrowelle ist das der Fall, auf der Herdplatte oder über einer Gasflamme jedoch nicht. «Glas ist ein schlechter Wärmeleiter», so Nebelung. Wird zum Beispiel ein Krug mit wenig Inhalt auf eine Gasflamme gesetzt, kann es im unteren Bereich zu einer sehr starken Hitzeentwicklung kommen, oben dagegen bleibt es kühl. Mögliche Folge: Das Glas springt.

Dass dieselben Gefäße zum Kochen und zum Servieren verwendet werden, führen Experten nicht auf Bequemlichkeit, sondern vor allem auf eine veränderte Esskultur zurück: Sheila Rietscher etwa beobachtet, dass das Essen heute zwangloser und lustvoller ausfällt und immer seltener zwischen dem Geschirr für den Alltag und dem für besondere Gelegenheiten unterschieden wird. Und Eva Barth-Gillhaus sieht ganz einfach auch optische Vorzüge: «Wenn das Essen aus dem Ofen direkt auf den Tisch kommt, und es brutzelt und brodelt noch, sieht es doch viel appetitlicher aus, als wenn es auf den Teller umgeschichtet wird.»