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Ernährungstipps Ernährungstipps: Was tun, wenn mein Kind nicht richtig isst?

Von Isabell Wohlfarth 22.12.2014, 09:48
Lange Blicke beim Essen, das kennen die meisten Eltern nur zu gut.
Lange Blicke beim Essen, das kennen die meisten Eltern nur zu gut. imago/Kristin Schnell Lizenz

„Ich mag das nicht – ich will lieber Nudeln!“ Viele Eltern kennen diesen Satz nur allzu gut. Da steht ein reichhaltiges Gericht auf dem Tisch, und das Kind weigert sich, auch nur einen Löffel davon zu essen. Stattdessen will es lieber spielen gehen oder sich zwei Bananen auf einmal hineinstopfen. Und überhaupt: Kekse gehen immer.

Wenn es ums Essen geht, müssen Eltern viel Geduld haben. Die wenigsten Kinder essen alles und regelmäßig auf, wie man es sich wünschen würde. Doch wenn das Kind ganze Mahlzeiten verweigert oder wochenlang nur Reiswaffeln isst, dann macht man sich auch schnell mal Sorgen - zu Recht?

Schlechte Essensphasen sind bei Kindern normal

„Es gibt immer Phasen, in denen Kinder schlechter essen“, sagt Hilde Schmitz-Krahm, Ernährungsmedizinische Beraterin (DGE) des Gesundheitsamts Köln, „bei kleinen Kindern ist es sogar normal, dass sie nicht jeden Tag gleich viel Hunger haben. Sie entwickeln sich noch und müssen sich erst an feste Rituale gewöhnen.“ Gründe nicht zu essen gibt es viele. Manchmal brüten sie etwas aus, wachsen oder haben Umstellungen zu verkraften. In vielen Fällen ist es auch ganz simpel: das Kind ist einfach noch müde oder zu abgelenkt mit Spielen, um ans Essen zu denken.

Eltern sollten locker bleiben, einen längeren Atem haben und die Situation auch im Gesamtzusammenhang sehen. „Es ist gut, das Essverhalten in einem größeren zeitlichen Rahmen zu beurteilen, zum Beispiel innerhalb von ein bis zwei Wochen,“, so die Ernährungsexpertin. Wenn das Kind ein paar Tage wenig esse, davor und danach aber normal gegessen habe, gut trinke und auch sonst lebhaft sei, dann sei alles in Ordnung. „Wichtig ist, dass man ihm immer regelmäßig etwas anbietet.“

Irgendwann wird das Kind essen

Es ist beruhigend zu wissen: Kinder haben einen natürlichen Hunger- und Sättigungsmechanismus. Sie werden also irgendwann auch essen und sich holen, was sie brauchen. Nicht selten kriegen sie plötzlich Hunger, zum Beispiel, wenn am Tag einmal Ruhe einkehrt. Insbesondere bei kleinen Kindern ist es für Eltern nicht immer leicht, Hunger-Signale richtig zu deuten. Hier muss man einfach immer genau hinschauen.

Was aber, wenn das Kind auf einmal nur noch Nudeln und Reiswaffeln mag? „Es ist ratsam, sich zu fragen, woher das kommen könnte“, sagt Hilde Schmitz-Krahm. Hat sich das Kind spezielle Vorlieben in der Kita abgeguckt, weil der beste Freund das auch mag? Bietet Oma immer Reiswaffeln an? Außerdem sollten Eltern auch hier wieder den ganzen Tag im Blick haben. „Kinder essen überall anders, manchmal verputzen sie in der Tagesbetreuung ganz normale Portionen und wollen dann daheim nur Einseitiges“, erklärt die Ernährungsexpertin.

Essen bedeutet auch Ausprobieren

Wenn sich das Kind über eine längere Phase hinweg nur von den gleichen Dingen ernährt und Eltern sich Sorgen machen, können sie kaufaulen Kindern zum Beispiel auch ein Glas Milch, einen Joghurt oder Karottensaft anbieten. „So bekommt das Kind wichtige Nährstoffe, ohne essen zu müssen“, sagt Schmitz-Krahm, „und manchmal kann es auch helfen, die begehrten Nudeln einfach für eine Weile zu verbannen.“ Dennoch sollte man nicht anfangen, jetzt jeden Tag extra fürs Kind ein breites Buffet aufzufahren.

Für kleinere Kinder hat Essen am Anfang viel mit Ausprobieren zu tun. Und das sollten sie auch dürfen. Kleine laufen gerne mal mit Snack durch die Gegend, matschen im Essen herum oder testen aus, wie viel sie in den Mund kriegen. „Natürlich müssen auch Grenzen sein, Kinder von den Eltern angeleitet werden und irgendwann eine Tischkultur lernen, das sollte aber Schritt für Schritt und liebevoll vermittelt werden.“

Parolen wie „Teller leer essen!“ sind hinderlich

Es helfe nichts, mit dem Löffel hinter dem Kind herzurennen. Strenge Reglementierungen wie „Der Teller muss leer werden!“ seien kontraproduktiv. Auch die Stigmatisierung von Lebensmitteln wie „Schokolade ist ungesund!“ ist nicht förderlich. „Es ist abzusehen, dass das Kind dann ausbrechen und genau das Verbotene tun möchte“, weiß Ernährungsexpertin Schmitz-Krahm. Man könne stattdessen das Positive mancher Lebensmittel betonen und einfach sagen: „Das gibt dir Power und Kraft“. Vermeiden sollten Eltern aber auf jeden Fall, mit Lebensmitteln zu belohnen oder zu bestrafen. Der Keks als Dank fürs Aufräumen sollte tabu sein.

Natürlich hat die Verweigerungshaltung bei Kindern auch beim Thema Essen oft mit Prinzip zu tun, sie testen auch hier aus, wie weit sie bei ihren Eltern gehen können. Wie man damit umgeht, das gehört dann ins Repertoire der täglichen schwierigen Erziehungsfragen.

Und was mache ich, wenn das Kind ständig essen will, auch wenn es keinen Hunger hat? Weitere Tipps lesen Sie auf der nächsten Seite.

Bei Vielessern unauffällig Mengen reduzieren

Selbstverständlich gibt es nicht nur Kostverächter, manche Kinder lieben Essen und wollen eigentlich kaum mehr damit aufhören. Ab wann sollten Eltern Stopp sagen? „Gar nicht“, sagt Ernährungsberaterin Hilde Schmitz-Krahm, „sie sollten es vor dem Kind nicht zum Thema machen oder Essen offen reglementieren, sondern einfach weniger Essen anbieten.“ Ob ein Kind nur ein guter Esser ist oder tatsächlich zu viel isst, das hänge von der Grundsituation ab. Es spiele eine Rolle, wie viel es sich bewegt und wie die Vorprägung durch die Eltern ist. „Wenn es wirklich schon Gewicht ansetzt, könnten Eltern überlegen, ob sie teilweise fettreduzierte Produkte nehmen, zum Beispiel statt Vollmlich lieber Mlich mit geringerem Fettgehalt. Auch kalorienfreie Getränke sind immer zu empfehlen, am besten natürlich Wasser.“

Jedes vierte Grundschulkind macht Diät

Gibt es überhaupt echte Essstörungen im Kindesalter? „In der Tat hat eine Studie in Jena ermittelt, dass jedes vierte Grundschulkind schon einmal eine Diät gemacht hat“, erzählt Ernährungsberaterin Schmitz-Krahm. Wenn Eltern das Gefühl hätten, da laufe etwas falsch, dann sollten sie ruhig Rat beim Kinderarzt oder bei entsprechenden Beratungsstellen suchen. „Wichtig ist, dass gesellschaftliche Schönheitsideale in der Familie nicht mit Wertschätzung verknüpft werden.“

Zehn Tipps, was Eltern tun können, wenn Kinder nicht gut essen, lesen Sie auch in der Bildergalerie:

Mehr zum Thema:

Das Gesundheitsamt Köln bietet den Kurs „Achtsam essen und trinken“ für Eltern und Kinder im Schulalter an

Der Arbeitskreis Ess-Störungen Köln

Kinderernährung - Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Mit Alltagsproblemen beim Essen umgehen – Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA)