Diabetes-Behandlung Diabetes-Behandlung: Wichtig ist der Langzeitwert

Halle (Saale)/MZ - Manfred S., Bad Schmiedeberg:Ich habe seit 35 Jahren Diabetes Typ 1 und seit 15 Jahren eine Insulinpumpe. Lässt sich gegen die mangelnde Durchblutung der Füße etwas unternehmen? Ich bin herzkrank, habe drei Bypässe und treibe regelmäßig Sport.
Antwort: Da bei Ihnen Bypässe gelegt wurden, nehmen Sie bereits ein Medikament zur Blutverdünnung ein. Das fördert auch die Durchblutung Ihrer Füße. Aufpassen sollten Sie, dass Sie sich an Füßen und Beinen keine Verletzung zuziehen. Ansonsten machen Sie nach Ihrer Schilderung alles richtig: Sie kontrollieren regelmäßig die Blutfette, nehmen ein die Durchblutung förderndes Medikament und einen Blutfettsenker ein und führen regelmäßig ein Gehtraining durch.
Manfred K., Mansfeld-Südharz:Mein Blutzucker ist erhöht. Er lag früh einige Zeit bei 14, nunmehr zwischen 8 bis 10 mmol/l. Ich nehme täglich Metformin und Galvus ein. Was halten Sie davon, besonders von den Medikamenten?
Antwort: Ein Blutzuckerwert von 14 in der Früh ist eindeutig zu hoch. Dass er auf 8 bis 10 mmol/l heruntergegangen ist, zeigt, dass die Medikamente wirken. Ein Wert unter 8 wäre erstrebenswert. Zu den Medikamenten: Der Wirkstoff Metformin senkt die Zuckerproduktion in der Leber und verzögert die Zuckeraufnahme in die Zellen. Galvus ist ein neuer Wirkstoff, der Insulin freisetzt, um den Zucker beim Essen zu senken. Das ist gerade bei der Nahrungsaufnahme ein Fortschritt. Sie sind mit den Tabletten gut versorgt. Gemeinsam mit Ihrem Hausarzt sollten Sie weiter beobachten, ob sich Ihr Blutzuckerwert mit Hilfe der Tabletten ausreichend einpegelt.
Marlis L., Eisleben:Mein Diabetes läuft aus dem Ruder. Ich spritze seit drei Jahrzehnten viele Insulineinheiten und leide verstärkt unter Durchfall. Wissen Sie Rat?
Antwort: Ihnen wurde eine Insulintherapie verordnet. Je länger Sie Diabetes haben, desto mehr Insulin muss unter Umständen zugeführt werden. Eventuell sollte überprüft werden, ob die bei Ihnen durchgeführte Therapie noch optimal ist. Das kann beispielsweise bei einem Krankenhausaufenthalt geschehen. Ihre Magen-Darm-Probleme können die Folge von Medikamenten sein, die Laktose enthalten. Sie sollten darauf drängen, dass Ihnen laktosefreie Medikamente verordnet werden.
Dana H., Merseburg:Ab welchem Wert spricht man von Diabetes?
Antwort: Das ist davon abhängig, wann der Blutzuckerwert gemessen wird. Bei der Nüchtern-Blutzuckermessung wird von Diabetes ab einem Wert von 7 mmol/l gesprochen. Erfolgt die Messung tagsüber, liegt Diabetes ab einem Wert von 11,1 mmol/l vor. Liegt der gemessene Wert tagsüber nach der Mahlzeit zwischen 7,8 und 11,1, liegt eine Glukose-Toleranzstörung vor. Um bei der Diabetes-Bestimmung sicherzugehen, empfiehlt sich ein Glukose-Belastungstest (OGTT): Dem Patienten wird nüchtern der Blutzucker bestimmt, anschließend trinkt er eine zuckerhaltige Lösung. Nach zwei Stunden wird erneut der Blutzucker gemessen.
Rainer F., Zeitz:Bei mir wurde aus heiterem Himmel Diabetes Typ 2 festgestellt. Wieso wurde das nicht bemerkt? Ich muss jetzt spritzen.
Antwort: Diabetes Typ 2 bleibt leider oft über viele Jahre hinweg unerkannt. Wenn er festgestellt wird, kann der Blutzucker sehr hoch sein, so dass gleich mit Insulin behandelt werden muss. Anzeichen der Erkrankung sind ein starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme, eine allgemeine Leistungsminderung, so dass sich der Betroffene schlapp und schwach fühlt. Auch Diabeteserkrankungen in der Familie, beispielsweise der Eltern, sind ein Risikofaktor für das Auftreten eines Diabetes Typ 2.
Bernd K., Bitterfeld-Wolfen:Ich, 59 Jahre alt, bin Diabetiker Typ 1 und soll auf ein anderes Langzeitinsulin eingestellt werden. Könnte das wohnortnah in einem Krankenhaus durchgeführt werden?
Antwort: Es ist möglich. In Bitterfeld-Wolfen gibt es seit einiger Zeit eine Klinik mit Diabetes-Station.
Uwe K., Mansfelder Land:Ich bin Diabetiker und leide an Polyneuropathie in den Füßen, das heißt, sie kribbeln und schmerzen richtig, vor allem nachts. Ich nehme dreimal täglich 400mg Gabapentin, doch es wird nicht besser. Wissen Sie Rat?
Antwort: Bei der Polyneuropathie handelt es sich um eine Nervenschädigung, hervorgerufen durch Ihre Diabeteserkrankung. Sie müssen wissen, dass Medikamente lediglich den Schmerz unterdrücken können, heilbar ist die Polyneuropathie nicht. Nach Ihrer Schilderung sollte darüber nachgedacht werden, das Medikament zu wechseln, es gibt stärkere Wirkstoffe wie beispielsweise Morphin, das auch als Pflaster verabreicht werden kann. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.
Marlene S., Wittenberg:Ich bin 72 Jahre alt, seit drei Jahren Diabetikerin und nehme Metformin-Tabletten ein. Sie helfen, aber ich habe Magenbeschwerden und Durchfall. Was kann ich tun?
Antwort: Der Wirkstoff Metformin ist sehr wirksam. Allerdings muss man ihn vertragen. Das Problem ist, dass es in dieser Wirkstoffgruppe keinen vergleichbaren Ersatz gibt. Eventuell sollten Sie auf eine andere Wirkstoffgruppe umsteigen. Sie sollten entsprechend Ihren behandelnden Arzt konsultieren.
Waltraud L., Sangerhausen:Ich habe seit 27 Jahren Zucker und spritze seit zehn Jahren ein Langzeitinsulin. Seit einiger Zeit verspüre ich zum Nachmittagskaffee einen heftigen Drang nach etwas Süßem. Dürfte ich etwas sündigen?
Antwort: Den Hang nach etwas Süßem hat jeder Mensch. Wichtig für Sie als Diabetikerin ist es, so zu essen, dass es Ihrem Körper nicht schadet. Ein Stück Schokolade oder Kuchen in Maßen können unter Umständen erlaubt sein. Reden Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, dass er Ihre Therapie Ihrem Bedürfnis, etwas Süßes in Maßen zu genießen, anpasst.
Manfred H., Bernburg:2005 wurde bei mir ein Nüchternwert von 4,0 festgestellt. Spricht man da schon von Diabetes?
Antwort: Bei einem Nüchternwert von 4,0 mmol/l liegt kein Diabetes vor. Im Gegenteil. Das ist ein guter Wert. Mit einem Glukose-Belastungstest (OGTT) lässt sich genau feststellen, ob Diabetes Typ 2 vorliegt.
Hanna T., Saalekreis:Muss sich jeder Diabetiker Insulin spritzen?
Antwort: Nein. Es gibt zwei Arten von Diabetes. Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunkrankheit. Dabei funktionieren die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse nicht mehr. Aus diesem Grund muss sich der Typ-1-Diabetiker Insulin spritzen, da jeder Mensch Insulin benötigt. Es ist dafür verantwortlich, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt. Bei Diabetes Typ 2 kann die Bauchspeicheldrüse in der Regel noch Insulin herstellen, aber der Körper reagiert meist schlecht auf sein eigenes Insulin. Für Typ-2-Diabetiker sind Bewegung und gesunde Ernährung mit dem Ziel der Gewichtsreduktion sowie der Einsatz von blutzuckersenkenden Tabletten möglich, bevor Insulin angewendet werden muss.
Iris K., Saalekreis:Ich habe seit drei Jahrzehnten Zucker und spritze. Mich irritiert, dass an einem Tag der Zucker hoch ist, am anderen Tag niedriger. Das passiert, obwohl ich an beiden Tagen gleich gegessen habe. Allerdings bin ich am zweiten der beiden Tage spazieren gegangen und habe leicht körperlich gearbeitet. Könnte es da einen Zusammenhang geben?
Antwort: Blutzuckerschwankungen können in Abhängigkeit vom Essen, aber auch durch verstärkte Bewegung auftreten. Infolge von mehr Bewegung am zweiten Tag ist Ihr Blutzucker heruntergegangen. Das erklärt die Schwankung zum Vortag bei gleichem Essen.
Karin S., Querfurt: Mein Mann ist Diabetiker und führt genau Buch. Früh liegen seine Werte zwischen 10 und 10,5. Ist das normal?
Antwort: Die früh erhöhten Werte sind nichts Außergewöhnliches. Tagsüber wird Zucker gespeichert. Damit Diabetiker nachts nicht unterzuckern, kann abends nicht so hoch dosiert werden. Das führt dazu, dass in den frühen Morgenstunden, meist zwischen drei und vier Uhr, wieder Zucker freigesetzt wird. In der Folge liegt früh ein höherer Zuckerwert vor. Wichtig ist nur, dass sich die Werte am Tag wieder einpegeln.
Paul K., Sangerhausen: Ich bin Diabetiker Typ 2 und nehme Tabletten. Mein Langzeitwert liegt bei 6,5 %. Mein Hausarzt sagt, ich müsste anfangen, Insulin zu spritzen. Ist das wirklich nötig?
Antwort: Man muss unterscheiden zwischen Langzeitwert und Blutzuckerwert. Der Blutzuckerwert ist ein Momentwert, der in Millimol/Liter gemessen wird. Der Langzeit- beziehungsweise HbA1c-Wert ist ein Prozentwert, der Aufschluss über die Blutzuckereinstellung der vergangenen Wochen gibt. In der Regel wird er alle drei Monate gemessen und gibt an, wie viel Prozent der roten Blutkörperchen mit Zuckerresten behängt sind. Je höher der Wert ist, umso schlechter war der Diabetes in den vergangenen Wochen eingestellt. Bei gesunden Menschen geht man von einem Wert von 5,5 % aus. Wenn Sie nun mit Medikamenten eingestellt sind und einen Langzeitwert von 6,5 erreichen, ist das völlig in Ordnung.
Beate H., Naumburg:Ich habe meinen HbA1c-Wert von 7,4 auf 6,4 reduziert und bin verunsichert, dass der Wert nur in einem großen Abstand gemessen wird?
Antwort: Der HbA1c-Wert wird nur vierteljährlich gemessen und gibt dem Arzt Aufschluss über die Stoffwechsellage eines Patienten. Der Messzeitraum hängt mit der Lebensdauer der roten Blutkörperchen zusammen, die regelmäßig erneuert werden. Bei einem gesunden Menschen sollte der Wert unter sechs Prozent liegen. Der Zielwert eines Diabetikers liegt um die 6,5 Prozent.
Iris U., Dessau-Roßlau:Ich bin schlank und seit 22 Jahren Diabetikerin Typ 1. Vor Kurzem hatte ich erstsmals ein Diabetisches Koma durch Unterzuckerung. Ich würde mich gern noch mehr schulen lassen. Gibt es spezielle Reha-Kliniken?
Antwort: Als Anlaufpunkte können wir Ihnen das Diabeteszentrum Bad Lauterberg im Harz, das Institut für Diabetes in Karlsburg in Mecklenburg-Vorpommern, die Klinik Königstein im Taunus und das Diabeteszentrum Bad Mergentheim nennen. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Krankenkasse bei der Suche nach einer Reha-Klinik weiterhelfen.
Renate W., Köthen:Ich bin Diabetikerin und nehme täglich 3mg Glimepirid und 500mg Metformin. Seit einiger Zeit habe ich Schmerzen in den Beinen und Armen, die auf den Körper ausstrahlen. Kann das mit den Tabletten zusammenhängen?
Antwort: Nach Ihrer Schilderung können die Schmerzen nicht von der Einnahme der Medikamente herrühren. Allerdings sollte schon überprüft werden, ob Sie mit Ihren Tabletten richtig eingestellt sind oder gegebenenfalls die Dosis angepasst werden muss. Dazu messen Sie am besten drei oder vier Tage lang täglich vor dem Frühstück, dem Mittagessen und dem Abendbrot sowie noch mal gegen 22 Uhr Ihren Zuckerwert. Besprechen Sie danach die Werte mit Ihrem Arzt.
Gerda L., Sangerhausen:Ich bin über 70 und schon seit fast 30 Jahren Diabetes-Patientin. Ich spritze täglich und komme gut mit der Dosierung zurecht. Nun habe ich über Bolusrechner gelesen. Ist das für mich empfehlenswert?
Antwort: Sogenannte Bolusrechner sind Hilfsmittel, um die nötige Insulindosis zu berechnen, wenn man Kohlenhydrate zu sich nimmt oder den Blutzucker senken will. Sie sind oft umständlich zu bedienen und mit viel Technik verbunden. Da Sie bereits seit vielen Jahren mit Ihren Berechnungen der Insulinmengen gut zurechtkommen, raten wir Ihnen von einem Bolusrechner ab.
Fragen und Antworten notierten
Kornelia Noack und Dorothea Reinert.

