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Demenzerkrankung: Einzel- oder Mehrbettzimmer?

Von Eva Neumann 23.04.2008, 08:14

Gütersloh/dpa. - Die meisten Menschen möchten auch im Alter in ihrer Wohnung leben. Bei einer Demenz ist das aber nicht mehr möglich. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin ist Demenz mit Abstand der wichtigste Grund für den Eintritt in ein Pflegeheim.

Auch wenn Angehörige den Betroffenen dort am liebsten in einem Einzelzimmer sehen würden, ist das nicht in jedem Fall die beste Wahl. Die Art der Unterbringung hängt maßgeblich vom Schweregrad und der Ausprägung der Erkrankung ab.

Das Frühstadium einer Demenzerkrankung ist in der Regel von Gedächtnis- und Orientierungsschwierigkeiten gekennzeichnet. Diese machen es den Betroffenen schwer, alleine mit dem Alltag fertig zu werden. «In diesem Stadium nehmen die Betroffenen sich selbst nicht als krank war. Sie legen Wert auf Rückzugsmöglichkeiten, sind mobil, benötigen weniger Pflege, sondern eher Unterstützung», fasst Michael Klemm vom Kuratorium der Deutschen Demenzstiftung in Gütersloh zusammen. Soweit es die Möglichkeit gibt, ist in dieser Phase eine Unterbringung im Einzelzimmer ideal. Allerdings fördert Vereinsamung das Fortschreiten der Demenz. Deshalb darf der Bewohner auf keinen Fall für längere Zeit in seinem Zimmer alleine bleiben.

Im mittleren Erkrankungsstadium nehmen die zeitliche und räumliche Orientierung, aber auch das Langzeitgedächtnis weiter ab. Kommunikations- und Verhaltensstörungen wie gesteigerte Unruhe oder Aggressivität können auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium ist der Patient dann weitgehend von fremder Hilfe abhängig.

«Im Laufe dieser Entwicklung, spätestens im fortgeschrittenen Stadium ist es sinnvoll, in ein Doppelzimmer zu wechseln», sagt Mechthild Lärm von der Deutschen Expertengruppe Dementenbetreuung im schleswig-holsteinischen Rieseby. Ein Motiv für den Zimmerwechsel ist das im Krankheitsverlauf zunehmende Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung. «Gemeinschaft wirkt beruhigend und stabilisierend», bestätigt Klemm.

Allerdings bringt ein Doppelzimmer auch Probleme mit sich. Das fängt schon bei der Raumgestaltung an: «Für Demenzkranke sind vertraute Gegenstände besonders wichtig. Sie geben Halt», erläutert Ingolf Dürr von der Initiative «Altern in Würde» in Marburg. «Im Idealfall wird das Bett so aufgestellt, wie es zu Hause war: Wenn die Aufstehseite, die Position des Nachttisches und des Lichtschalters übereinstimmen, bleiben gewohnte Handgriffe erhalten», erklärt Lärm. Im Doppelzimmer ist die individuelle Gestaltung aufgrund der begrenzten Fläche jedoch schwierig. Außerdem müssen die Vorstellungen des Mitbewohners berücksichtigt werden.

Damit ein Heim auf die individuellen Bedürfnisse eines Demenzkranken reagieren kann, muss es ein entsprechendes Konzept haben. Es gibt zwar auf Demenzkranke spezialisierte Heime, doch die sind relativ selten. Für die Angehörigen heißt das: Wenn ein Demenzkranker nicht zu Hause gepflegt werden kann, sollten sie so früh wie möglich nach einer geeigneten Einrichtung suchen.

Informationen: Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Telefon: 01803/17 10 17 (9 Cent pro Minute); Deutsche Demenz-Stiftung, Telefon: 05241/400 01 97

Deutsche Alzheimer Gesellschaft: www.deutsche-alzheimer.de

Deutsche Demenz-Stiftung: www.deutsche-demenz-stiftung.de