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Damals normal Damals normal: Zehn "Erziehungssünden" die wir als Kinder überlebt haben

Von Isabell Wohlfarth 28.03.2017, 06:34
Mit Opa Pfeife spielen – heute pädagogisch undenkbar.
Mit Opa Pfeife spielen – heute pädagogisch undenkbar. imago/Schöning

Als Eltern überlassen wir heute nichts dem Zufall: Unsere Kinder tragen den ersten Helm auf dem Laufrad, gehen nicht in die Sonne ohne Sunblocker und wir wissen wirklich IMMER, wo die Kleinen gerade sind. Die Welt ist schließlich gefährlich! Dabei vergessen wir manchmal: Als wir selbst klein waren, hat sich niemand über solche Dinge einen Kopf gemacht. Groß geworden sind wir trotzdem.

Hier ein paar erzieherische „Todsünden“, die damals einfach normal waren:

1. Unterwegs ohne Aufsicht

Geht raus zum Spielen! Alles klar: Man schnappte sich nach dem Mittagessen zwei Freunde und kam im besten Fall erst zum Abendessen zurück. Wo man war? Hier und dort in der Nachbarschaft. So genau brauchten die Eltern das nicht zu wissen. Heute finden verabredete Spieledates entweder unter Aufsicht statt oder das Kind muss sich regelmäßig per Handy melden. Wehe, es ist nicht an der vereinbarten Zeit zuhause – Panik!

2. Leben mit Zigarettenrauch

Wer erinnert sich nicht an die unzähligen Abende im Wohnzimmer, die man als Kind zwischen den qualmenden Eltern verbracht hat. Ganz zu schweigen von den Autofahrten, bei denen man schön regelmäßig eine voll dosierte Rauchdosis abbekam. Wer sich heute draußen im Freien schon in der Nähe des Kinderwagens eine Zigarette ansteckt, erntet einen Todesblick von den Eltern.

3. Radfahren ohne Helm

Rauf aufs Rad, der Freund schwingt sich auf den Gepäckträger – und los ging die wilde Fahrt. Natürlich ohne Helm oder Schützer. Heute tragen bereits Einjährige, die im Schneckengang auf ihrem Laufrad entlangwackeln, TÜV-geprüfte Superhelme. Bald sind bestimmt auch Bobbycar-Fahrer dran.

4. Draußen ohne Sonnenschutz

Sommerzeit gleich Sonnenbrandzeit. Wer kennt sie nicht, die glühend roten Schultern und verbrannten Näschen. Kein Wunder, die ab und zu aufgetragene Sonnencreme hatte ja höchstens Lichtschutzfaktor zehn. Heute verlässt kein Kind das Haus ohne Schatten werfende Kopfbedeckung und Sunblocker Faktor 50. Wenn es überhaupt in die Sonne darf.

Capri-Sonne zum Frühstück – auf der nächsten Seite gibt es noch mehr „Todsünden“.

5. Ohne Gurt im Auto

Lange Autofahrten waren ja schon langweilig genug. Gut, dass man im Auto wenigstens herumturnen konnte: Schön ausstrecken auf der Rückbank, dösen im Fußraum und Quatsch machen im Kofferraum. Der Gurt war da auch mal Nebensache. Heutige Kinder sitzen bewegungslos festgezurrt mit Sicherheitsbügel im Kindersitz – und wehe, einer versucht, sich abzuschnallen!

6. Süßigkeiten jeden Tag

Zum Pausenbrot gab’s Capri-Sonne, das Calcium brachte die Milchschnitte und auf dem Nachhauseweg noch beim Kaugummi-Automaten Halt machen. Heutige Kinder würden da, nach Meinung ihrer Eltern, wohl direkt ins Zuckerkoma fallen. Willst du nicht lieber eine Dinkelstange, Schatz?

7. Leben ohne Hygiene-Spray

Auch wenn die Schnupfennase lief, man teilte sich trotzdem die Limo und das Pausenbrot. Oder was man so an den Sträuchern an Essbarem fand. Verschmierte Hände wurden fix an der Hose abgewischt. Die Eltern erinnerten zwar manchmal ans Händewaschen, aber niemand rannte mit Hygienespray und Feuchttüchern hinter einem her.

Die Kinder hatten doch tatsächlich Spielzeug ohne TÜV-Siegel – weitere Erziehungssünden warten auf der nächsten Seite.

8. Spielzeug ohne TÜV-Siegel

Ob Barbie, Plastik-Spielturm oder Billig-Stofftier: Spielzeug war einfach Spielzeug und wurde ohne vorherige Elterninspektion benutzt. Heute kommt kaum ein Spielgerät in Kinderhände, ohne dass vorher Material, Gütesiegel und Herstellungsbedingungen gecheckt wurden. Komm, wir bauen einen Turm aus farblosen Holzklötzen!

9. Alleine zuhause

Wenn Mama noch kurz was einkaufen musste, die Kneipe rief oder die Nachbarn eingeladen hatten, dann blieben die Kinder einfach mal allein zuhause. Nummer lag am Telefon, was sollte schon passieren. Heute treibt allein die Vorstellung von kurzzeitig verlassenen Kids jungen Eltern den Angstschweiß auf die Stirn. Den Kindern übrigens auch.

10. Waffen im Kinderzimmer

Zack, der Stein saß! Wenn Schleuder oder Pfeil und Bogen ausgepackt wurden, dann tobte der Bandenkrieg mit den Nachbarskindern. An Karneval jagte man sich mit dem Tomahawk oder lauten Cowboy-Pistolen durch die Turnhalle. Heute werden schon Holzschwerter von den Eltern aus dem Kinderzimmer verbannt, damit das Kind später kein Gewalttäter wird. Peace, man!