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Bei Nachhilfe in Ferien auch an Erholung denken

26.06.2007, 13:10

Dresden /dpa. - Schulferien sollten nicht mit Nachhilfeunterricht verplant werden. Es bringe nichts, die ganzen Ferien mit Pflichtdingen vollzupacken, erläutert Prof. Wolfgang Melzer vom Institut für Schulpädagogik der Technischen Universität Dresden.

Die Kinder bräuchten Abstand zur Schule und Erholungsphasen. Sind die Zeugnisnoten schlecht, könnten die Eltern ihrem Kind beispielsweise vorschlagen, erst drei Wochen in Urlaub zu fahren und anschließend Nachhilfe zu nehmen. «Willigt das Kind ein, kann die Nachhilfe sinnvoll sein.»

Nachhilfeunterricht in den Ferien kommt laut Josef Kraus nur für einen sehr kleinen Teil der Kinder überhaupt in Frage - etwa für diejenigen, die das Klassenziel nicht erreicht haben und deshalb in eine Nachprüfung müssen. «Das sind etwa fünf Prozent der Schüler», sagt der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes in Landshut. Alle anderen sollten sich in den Schulferien erholen und sich «nicht mit schulischen Dingen beschäftigen.»

Ist die Nachhilfe notwendig, sollte sie sich auf den zweiten Teil der Ferien und dann auf maximal zwei bis drei Stunden am Tag beschränken, sagt Kraus. «Es bringt nichts, wenn das Kind eine Nachprüfung nach den Ferien nur mit letzter Energie schafft und danach durchhängt.»

Wichtig ist laut Prof. Melzer, dass der Schüler dem Unterricht zustimmt. Nachhilfe gegen den Willen des Kindes sei kontraproduktiv. «Das führt zu Verkrampfungen und Verweigerung», warnt der Experte. Der Unterricht werde dann für das Kind «zur Hölle». Statt das Kind vor Bücher zu setzen und Vokabeln pauken zu lassen, sollten andere Lernformen gewählt werden: Etwa ein Auslandsaufenthalt, bei dem das Kind die Fremdsprache ausprobieren kann. Josef Kraus rät, den Kindern ein englisches Buch zu geben. «Wenn sie das lesen, sieht es nicht nach Lernen aus, bringt aber auch was.»

Schlechte Noten lassen sich nicht nur auf fachliche Schwächen zurückführen. Manche Schüler hätten Probleme im Sozialverhalten oder trauten sich nur wenig zu. Wer unter mangelndem Selbstvertrauen leide, brauche keine Nachhilfe, sondern Erlebnisse, die Mut machen und das Selbstwertgefühl steigern. «Das kann dann auch ein Workcamp sein», erklärt Melzer. Und ein hyperaktives Kind sollte nicht in einen Nachhilfekurs gesteckt werden, sondern sich besser in einem erlebnispädagogischen Camp austoben.