Azalee Azalee: Beliebte Topfpflanze und Meditationsobjekt

Bonn/dpa. - Zusammen mit der buddhistischen Religion verbreiteten die Mönche Rhododendron simsii, wie die Gärtner die heutige Azalee als Topfpflanze nennen, über weite Teile Asiens. Bald fanden auch Adlige und Reiche Gefallen an dem wilden, blühenden Strauch, der dank sorgfältiger Pflege immer «zahmer» wurde: Die Blüten vergrößerten sich. Neben einfachen, fünfblättrigen Blütentrichtern entstanden gefüllte Blumen, die die zarten Blütenblätter in zweifacher und dreifacher Anzahl trugen.
Die Azaleen, die Anfang des 19. Jahrhunderts nach Europa kamen, waren längst Kulturpflanzen. Durch geschicktes Kreuzen hatte sich zum Beispiel das ursprüngliche Rosarot zu neuen Farbnuancen verwandelt. Zudem kam - und kommt bis heute - den Gärtnern die Neigung der Azalee zu spontanen Veränderungen, so genannten Sports, entgegen: An einzelnen Zweigen entstehen plötzlich Blüten mit abweichender Farbe.
In der Natur verschwinden diese meist mit dem Absterben der Pflanze. In der Hand eines Gärtners lassen sie sich jedoch durch Stecklinge vermehren. Wer heute die Auswahl zwischen verschiedenen Azaleenfarben hat, hält häufig Sports in der Hand. So kann etwa neben der rosaroten 'Hellmut Vogel' die schneeweiße 'Paloma' oder die rosafarbene 'Inga' stehen, die sich mit einem weißen Rand schmückt. 'Paloma' und 'Inga' sind Sports aus der 'Hellmut Vogel'.
Auf 2000 wird heute die Gesamtzahl der Sorten geschätzt, die als Sports vermehrt oder durch Kreuzung entstanden sind. Viele davon sind im Laufe der Zeit wieder verschwunden, allerdings kommen jährlich auch neue hinzu. Damit die Fülle überschaubar bleibt, untersucht eine Kommission aus Azaleenfachleuten in der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn (Niedersachsen) die Neuheiten. In Augenschein genommen werden etwa Knospenform, Blühdauer, Blütenfarbe, Wuchs und Austriebsgeschwindigkeit. Nur die dabei als wertvoll erachteten Sorten werden in das Standard-Sortiment aufgenommen, das etwa 150 Sorten umfasst.
Besonders bemühten und bemühen sich die Gärtner um die Ausdehnung der Blütezeit. Mittlerweile stehen Sorten zur Verfügung, die sich von September bis März zu einem Blütenreigen aneinander reihen. Nach dem Auftakt beispielsweise mit der lachsrosafarbenen 'Hans Gesthüsen' könnte sich im November die rote 'Otto' anschließen, gefolgt von der rosa 'Spreeperle' oder der cremerosa 'Edeltraut' im Dezember. Im Januar ist Zeit für 'Friedhelm Scherrer' in knalligem Rot oder für die weiße 'Sachsenstern' mit rotem Rand. Zum Ausklang der Saison locken die rosa 'Sister Jo' mit roten Tupfen, die rote 'Barbara' mit glatten Blüten, die weiße 'Fabiola' oder die violette 'Eleonore'.
Beim Kauf sollte der Hobbygärtner darauf achten, dass etwa die Hälfte der Knospen Farbe zeigen. Dann wandelt sich der dunkelgrüne Strauch zu Hause im Topf in einen Blütenbusch, der bei gleichmäßiger Feuchte, aber ohne Staunässe, wochenlang blüht. Wer seiner Azalee einen kühlen, hellen Sommerplatz im Freien bieten kann, hat gute Chancen auf erneute Blüten im Folgejahr. Regelmäßiges Gießen und sparsames Düngen mit Rhododendrondünger sorgen für die nötige Kraft.
Auch der rechtzeitige Rückschnitt sollte nicht vergessen werden. Besonders wichtig ist unmittelbar nach dem Verblühen das Abschneiden der Blütenstände kurz unter dem Blütenansatz. Im Frühsommer regt ein zweites Stutzen der jungen Triebe erneut zum Verzweigen an. Azaleen neigen dazu, von unten her kahl zu werden und nur noch an den Spitzen Blüten- und Blattknospen zu entwickeln. Durch Schneiden zwingt man sie jedoch dazu, aus «schlafenden Augen» auszutreiben: Neue Triebe wachsen, wo vorher kahle Zweige waren.
Besondere Freude kann es bereiten, einen Azaleenzweig mit Knospen abzuschneiden und in eine Vase oder ein Glas zu stellen. Dann lässt sich über Tage hinweg beobachten, wie aus den Knospen Blüten hervorplatzen und sich langsam öffnen. Kaum glaublich erscheint die Kraft, die in den dünnen Ästchen steckt. Spätestens in solchen Momenten dürfte Pflanzenfreunden klar sein, warum gerade buddhistische Mönche die Azalee schätzen.