Von ärgerlich bis peinlich Von ärgerlich bis peinlich: Erlebnisse im Auto, die wir nie vergessen werden

Es spielt keine Rolle, wie man selbst zu Autos steht, ob man lieber auf dem Fahrrad-Sattel sitzt oder eher in Bussen und U-Bahnen unterwegs ist. Denn jeder von uns hat wohl schon mindestens eine Autofahrt erlebt, die er nicht vergessen hat. Sei es, weil es so lustig und unterhaltsam war, oder weil etwas schlimmes oder peinliches passiert ist. Hier lesen Sie sieben Erlebnisse, die unseren Mitarbeitern in der Redaktion in Erinnerung geblieben sind.
Bitte, erzähl niemandem davon!
von Rebecca Erken
120 Stundenkilometer, keine Anschnallgurte, Straßen voller Schlaglöcher, ein dreißig Jahre alter Peugeot 309. Das weiße klapprige Auto fährt uns durch den Dschungel, rast vorbei an Wasserfällen, Mangroven, weißen Stränden, schließlich vorbei an Tabakplantagen und Schildern, auf denen „Sozialismus oder Tod“ zu lesen ist. An den Straßenrändern stehen Menschen, die mitgenommen werden wollen. Doch unser „Taxi“ ist leider schon voll. Fünf Leute und sämtliches Gepäck in dem kleinen alten Peugeot. Wir sitzen so eingequetscht auf der Rückbank, dass jegliches Bewegen unmöglich ist.
Immer wieder steige ich in Kuba in solche „Taxis“, teile sie mit Touristen oder Einheimischen. Zwischendurch bin ich auch der einzige Fahrgast und unterhalte mich lange mit dem Taxifahrer, etwa bei einer Fahrt von der Kolonialstadt Trinidad in den Norden Kubas.
Nie habe ich mehr über das Land und seine Menschen erfahren als im Taxi, in diesem Schutzraum, in dem im Idealfall kein Spitzel der Regierung mithören kann. Nirgendwo sonst haben Kubaner so offen mit mir gesprochen. Und trotzdem haben manche taxistas am Ende der Fahrt zu mir gesagt: „Señora, que no le digas a nadie“ – bitte, sag keinem, was ich Dir erzählt habe.
Ey Mann, wo ist mein Auto?
von René Kohlenberg (33)
Zugegeben, ich neige zur Vergesslichkeit... was wollte ich noch schreiben, ach ja. Es war wohl im Jahr 2005, ich studierte damals noch in Bonn und fuhr – wie könnte es als Kölner anders sein – einen Ford Fiesta. Ich hatte mit diversen Nebenjobs ein wenig Geld zur Seite gelegt und kaufte mir den roten Kleinwagen bei einem Düsseldorfer Gebrauchtwagenhändler. Ein Kölner Auto aus Düsseldorf, das musste schiefgehen. Und das tat es. Denn schon bei einer meiner ersten Fahrten ging mir der Motor aus. Der Wagen sprang zwar problemlos wieder an, leider ging er jedoch auch immer wieder aus – auf meiner Fahrt von Köln nach Bonn gleich vier mal. Also, beschloss ich das Auto zurückzubringen, damit sich die Herren Autohändler den Wagen mal ansahen.
An einem Samstagmorgen brach ich zusammen mit einer Freundin aus Köln gen Düsseldorf auf. Sie sollte mitkommen, damit ich meinen Fiesta in der Werkstatt lassen konnte und mich anschließend in ihrem Auto zurück nach Köln nehmen. Mareike und ich hatten uns viel zu erzählen und quatschten munter drauf los.
Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, wie konnten wir denn während der Fahrt quatschen? Ich hätte doch in meinem und sie in ihrem Auto sitzen müssen. Korrekt. Doch im Eifer des Gefechts hatte ich eine Kleinigkeit vergessen – mein Auto. Das stand noch vor meiner Tür. Stattdessen saß ich auf dem Beifahrersitz neben Mareike. Ich bemerkte den Fauxpas nach rund 15 Kilometern. Nein, auch Mareike hatte es bis dahin nicht gemerkt, dass mit mir einer zuviel im Auto saß. Also, drehten wir um, hatten eine sehr gelungene Rückfahrt und holten mein Auto, um es in einem zweiten Versuch nach Düsseldorf zu bringen.
Der Defekt in meinem Auto wurde übrigens schnell gefunden, was da in meinem Kopf kaputt war, ist mir bis heute nicht ganz klar.
„Binky“ musste dran glauben
Gesa Schölgens (33)
Die Erlebnisse mit meinem ersten Auto und sein Totalschaden nach nur einem Jahr sind ein Lehrstück dafür, warum 18-Jährige besser noch keine eigene Karre haben sollten. Nach einem Festival, bei dem mehrere Punks auf dem Autodach meines Ford Fiestas getanzt und es komplett zerbeult hatten, fuhren wir mit sechs Mann zurück nach Hause (einer lag im Kofferraum und schlief seinen Rausch aus). Leider ließen sich die Sitze nicht mehr richtig einstellen – also musste ich quasi im Liegen fahren, was fatal ist, wenn man kaum geschlafen hat.
Kurz vor dem Ziel fuhr mir auf einer Kreuzung ein Golf hinten rein – der Typ war zwar zu schnell unterwegs, trotzdem hatte ich ihm die Vorfahrt genommen. Zum Glück ist keinem was passiert, nur „Binky“ (benannt nach dem Pferd, das der TOD in den Scheibenwelt-Romanen reitet) segnete leider das Zeitliche.
48 Stunden Angst in Paris
von Julia Todorinc (31)
So viel vorweg: Ich habe nie einen Führerschein gemacht und wollte es auch nie. Trotzdem hat es in meinem Leben ein Paris-Wochenende gegeben, in dem ein Auto eine tragende Rolle gespielt hatte.
Gemeinsam mit zwei Uni-Freundinnen war ich über Ostern im Jahr 2005 nach Paris gefahren, in einem alten blauen Golf. Die Fahrt von Düsseldorf nach Paris dauerte keine vier Stunden. Heil angekommen, schöne Zimmer, mieses Wetter – soweit war alles in Ordnung.
Den Wagen hatten wir nach einer schier endlosen Parkplatz-Suche in einer Seitenstraße abgestellt, da unsere Unterkunft über keine eignen Parkplätze verfügte. Und genau hier lag leider das Problem: Am nächsten Tag klemmte ein Knöllchen hinterm Scheibenwischer Was also tun? Den Wagen umparken und brav bezahlen? Das wäre die einfachste Variante gewesen. Aber irgendwie auch ein bisschen zu einfach. Die Parkplatz-Problematik hatte sich nämlich auch nicht über Nacht gelöst.
Wir ließen das Auto erst mal, wo es war. Wer ist schon so grausam und schleppt einen Golf mit ausländischem Kennzeichen ab? Außerdem wollten wir ja nur für zwei Übernachtungen bleiben. Ein schlechtes Gefühl dabei hatten wir trotzdem. Überprüften von nun an jeden Morgen und jeden Abend (teilweise in strömendem Regen und im frühen Morgengrauen), ob das Auto noch an Ort und Stelle war. War er. Ein neues Knöllchen war jedoch nicht dazu gekommen – und dabei sollte es auch bleiben. Trotzdem haben wir 48 Stunden in Angst gelebt.
Auf der nächsten Seite erfahren Sie, ob in Äthiopien Linksverkehr herrscht und was der entscheidende Unterschied zwischen einem Audi 100 und einem Fiat Panda 4x4 ist.
Runter geht es immer
von Lino Hermes (30)
Wie schon in den Jahren zuvor sind wir im Sommer 2009 zu einem Road-Trip durch Griechenland aufgebrochen. Nachdem wir die Strecke durch Deutschland erfolgreich hinter uns gebracht hatten und das Vertrauen in unseren alten Audi 100 mit dem sympathischen Bremsenquietschen ungeahnte Ausmaße angenommen hatte, fanden wir uns schließlich an der griechischen Westküste wieder.
Der Audi beförderte uns klaglos über die Schotterpisten, auf die wir auf der Suche nach einem schönen, abgelegenen Strand, der uns als Schlafplatz dienen sollte, abgebogen waren. Hinter einer Bergkuppe eröffnete sich schließlich der Blick auf unsere kleine Paradies-Bucht.
Den wenig vertrauenerweckenden Eindruck der „Straße“, die nach unten führte, wurde von uns – nachdem wir festgestellt hatten, dass dort unten schon ein anderes Auto stand – beiseite gewischt. Um was für ein Auto es sich dabei handelte – nämlich einen höher gelegten Fiat Panda 4x4, der wohl etwa die Hälfte unseres Dickschiffs gewogen haben dürfte – erschien uns in diesem Moment eher als nebensächlich. Nach dem Motto „runter geht’s immer“ machten wir uns also auf den Weg. Mit Erfolg.
Unten angekommen verbrachten wir einige schöne Tage in der Abgeschiedenheit unserer kleinen Bucht, bis wir schließlich zu Weiterfahrt aufbrachen. Hier begann das Problem. Hatte uns beim Weg nach unten noch die Schwerkraft geholfen, tat sich der Zwei-Tonnen-Audi in die entgegengesetzte Richtung doch wesentlich schwerer als der leichte Fiat-Offroader, so dass wir uns nach einigen hundert Metern mit durchdrehenden Reifen in einer Kurve vor einem Abhang wieder fanden.
Nach schweißtreibenden 20 Minuten, in denen wir uns mit den unterschiedlichsten Fahrmanövern aus unserer misslichen Lage zu befreien versuchten, fanden wir schließlich eine Lösung. Lediglich sämtliche Mitfahrer sowie das gesamte Gepäck, wurden zurück gelassen, so dass der nun wieder leichtere Audi – aus dem letzten Loch pfeifend – die Bergbesteigung doch noch meisterte. Die zurück gelassenen Passagiere freuten sich bei einer Temperatur um die 40 Grad hingegen weniger über den halbstündigen Aufstieg mit Kiloweise Gepäck.
In Äthiopien gilt Linksverkehr, oder?
von Ramona Krieger (35)
Mein Flieger landet abends gegen zehn Uhr. Das erste Mal in Äthiopien, das erste Mal in Afrika, das erste Mal überhaupt so weit weg und keine Vorstellung von dem, was mich erwartet. Meine Freundin holt mich vom Flughafen ab, sie hat einen Taxifahrer gebeten zu warten. Wir steigen ein und fahren los; durch die stockfinstere Nacht in einem fremden Land.
Viel zu schnell rast der Fahrer – mit den extrem geweiteten Pupillen – durch das Dunkel. Weicht in letzter Sekunde in halsbrecherischen Manövern Eseln und Hunden aus, die plötzlich auf der Fahrbahn auftauchen. Ich bleibe cool und speichere die Fahrt unter „andere Länder, andere Gepflogenheiten“ ab. In ausgelassener Abenteuerlaune sage ich erstaunt zu meiner Freundin: „Ach krass, ich wusste ja gar nicht, dass in Äthiopien Linksverkehr gilt!“ Sie dreht sich zu mir um und da bemerke ich eine leichte Blässe um ihre Nase, als sie antwortet: „Tut es auch nicht...“.


