Suzuki Alto: Ein kleiner Kerl mit großen Chancen
Hamburg/dpa. - Die Zeit des Wettrüstens in der Automobilindustrie ist wohl vorbei. Angesichts klammer Budgets und steigender Treibstoffpreise wächst die Attraktivität mit jedem Zentimeter, den die Hersteller bei einem neuen Modell einsparen.
Suzuki kultiviert das Motto «Small is sexy»
Kaum einer weiß das besser als Suzuki, weil der japanische Hersteller mehr Kleinwagen baut als jedes andere Unternehmen. Zwar streben auch die Japaner nach oben. Doch bevor sie mit dem Kizashi ihr erstes Modell für die gehobene Mittelklasse auf den Markt bringen, runden sie jetzt ihre Palette nach unten ab und bringen den Alto zurück nach Europa. Das wieder aufgelegte Einstiegsmodell, das nach drei Jahren Pause im April 2009 zu den Händlern kommt, folgt in jeder Hinsicht dem aktuellen Trend zum Downsizing. Es gilt nicht mehr «big is beautiful», sondern «small is sexy». Das gilt für die nur 3,50 Meter lange Karosserie ebenso wie für den Motor, dessen drei Zylinder gerade einmal einen Liter Hubraum haben.
Ein Saubermann unter den Benzinern
Dennoch ist der Alto mit dem kleinen Benziner überraschend flott unterwegs. Natürlich kann man mit 50 kW/69 PS und 90 Newtonmeter Drehmoment kein Rennen gewinnen. Doch wer den Motor mit ordentlichen Drehzahlen bei Laune hält, sich nicht am lauten Schnurren stört und den Fuß fest aufs Pedal drückt, ist an der Ampel immer vorn dabei. Schließlich wiegt der Alto gerade einmal 855 Kilogramm. Nur bei höherem Tempo geht dem Zwerg schnell die Puste aus: Deshalb braucht er bis 100 Kilometer pro Stunde (km/h) stolze 14 Sekunden und muss bei 155 km/h alle anderen Autos ziehen lassen. Spätestens an der Tankstelle allerdings holt er die Konkurrenten wieder ein. Bei einem rekordverdächtigen Verbrauch von 4,5 Litern reicht selbst der winzige 35 Liter-Tank für beinahe 800 Kilometer. Und mit einem CO2-Ausstoß von 103 Gramm pro Kilometer zählt der Alto zu den Vorbildern unter den Benzinern.
Handlich, agil und halbwegs stabil
Dabei fährt sich der Kleinwagen hübsch handlich, ist bei einem Wendekreis von nur neun Metern angenehm agil und hat eine respektable Straßenlage. Zwar kann man bei 2,36 Metern Radstand und der Spurweite eines besseren Kinderwagens kein Wunder an Stabilität erwarten. Doch die Testkilometer auf einer wenig schmeichelhaften Prüfstrecke meistert der Kleine klaglos.
Vier Airbags und zum Teil sogar ESP in Serie
Für Preise und Ausstattungslisten ist es den Japanern ein halbes Jahr vor der Markteinführung noch zu früh. Sicher ist deshalb fürs Erste nur, dass der Alto weniger kosten soll als das bisherige Einstiegsmodell Splash, das mit 9990 Euro in der Liste steht. Außerdem wurde bereits festgelegt, dass vier Airbags bei allen und der Schleuderschutz ESP zumindest bei den gehobenen Modellvarianten Standard sein sollen. Gegen Aufpreis oder in den einzelnen Ausstattungspaketen gibt es darüber hinaus elektrische Fensterheber, Klimaanlage, CD-Radio und einen USB-Anschluss für den MP3-Player.
Wie ein freundlicher Botschafter aus einer anderen Welt
Doch der Alto lockt nicht nur mit kleinem Durst und niedrigem Verbrauch. Zumindest außen sieht der Stadtflitzer obendrein noch ganz gefällig aus. Die Studie A-Star, mit der Suzuki vor Jahresfrist auf das Comeback eingestimmt hatte, war zwar um Längen attraktiver. Aber gemessen am kantigen Vorgänger wirkt der neue Alto wie der Botschafter aus einer anderen Welt. Er langweilt nicht, er lacht sogar, die Scheinwerfer sind kugelrund, und mit etwas gutem Willen kann man sogar ein paar Muskeln erkennen.
Der Innenraum ist eng und emotionslos
Nur innen haben die Japaner ihre Chance vertan. Das Platzangebot mag noch in Ordnung gehen, selbst wenn der Scheitel gerne mal am Dach schleift und man im Fond die Knie an die Ohren legen muss, um halbwegs sitzen zu können. Auch die Verarbeitung ist zumindest gründlich. Aber die Materialauswahl zeugt von Lustlosigkeit und Langeweile: Die Sitze sind ebenso trist wie dünn, und das Armaturenbrett präsentiert sich grau in grau aus billigem Plastik. Das ist bei Autos wie dem neuen Ford Ka oder Renault Twingo besser. Dafür glänzt der Alto mit vielen Ablagen im Cockpit und hat obendrein als einer der wenigen Kleinwagen grundsätzlich vier Türen. Wenn man hinten schon nicht gut sitzt, kann man so wenigstens bequem einsteigen.
Fazit: Eine Bereicherung im Feld der Winzlinge
Auch wenn man den Alto erst mit einem Blick in die finale Preisliste endgültig bewerten kann, ist der Kleinwagen schon jetzt eine attraktive Bereicherung für das wachsende Feld der Winzlinge. Sympathisch gezeichnet, ordentlich ausgestattet und sauber verarbeitet, mit seinen vier Türen halbwegs praktisch und vor allem sparsam motorisiert, passt er perfekt in die Zeit.